Erhöhte PCB-Schadstoffe in der Villiper Schule

Dauerelastische Fugenmasse wird in einem Klassenraum entfernt - FDP fordert zügige Untersuchungen aller Wachtberger Schulen - CDU will Mittel für Klassen-Sanierung beantragen

  In einem Klassenraum  der Villiper Grundschule hat ein Gutachter erhöhte PCB-Werte gemessen.

In einem Klassenraum der Villiper Grundschule hat ein Gutachter erhöhte PCB-Werte gemessen.

Foto: Friese

Wachtberg. Überhöhte PCB-Schadstoffwerte in einem Klassenzimmer der Villiper Grundschule sorgen für politischen Zündstoff in der Gemeindeverwaltung. Die FDP fordert jetzt zügige Schadstoff-Untersuchungen in allen fünf Wachtberger Schulen.

Der Beigeordnete der Gemeinde, Stefan Hahn, hatte kürzlich die Vorsitzenden der Fraktionen darüber informiert, dass neue Messungen in dem Klassenzimmer 445 Nanogramm PCB (polychlorierte Biphenyle) pro Kubikmeter Raumluft ergeben hätten. Im Jahre 1991 lagen die Messungen noch bei unter 300 ng PCB, also unterhalb des sogenannten "Sanierungsleitwerts". Die Schulleitung in Villip sei über die neuen Messungen informiert worden.

Eine umfassende Information der Öffentlichkeit - so Hahns Vorschlag - sollte eigentlich erst nach einem Gespräch mit dem Gutachter Dr. Walter Dorten aus Meckenheim erfolgen. Wachtbergs Bürgermeister Hans-Jürgen Döring befreite Dorten jetzt jedoch von seiner Schweigepflicht.

"Die Schadstoffquelle befindet sich in der überstrichenen dauerelastischen Fugenmasse zwischen den Aluminium-Fensterrahmen und den Betonwänden. Ich habe die Messungen im Auftrag der Gemeinde im ungelüfteten Klassenzimmer vorgenommen," sagte der Gutachter dem GA.

Auf die Frage, ob er seine eigenen Kinder in so belastete Klassen schicken würde, antwortete der Gutachter: "Ja, wenn eine stündliche Stoßbelüftung gewährleistet ist." Seine Empfehlung: alle Klassenräume der Villiper Schule zügig auf PCB-Ausdünstungen zu kontrollieren.

Die Wachtberger FDP hatte bereits im vergangenen Jahr mit Blick auf die Schadstoffprobleme an Bonner Schulen ( der GA berichtete) auch in Wachtberg systematische Kontrolluntersuchungen gefordert. "Die Berkumer Verwaltung lehnte dies mit Rückendeckung der CDU ab und wollte laut Beigeordnetem Stefan Hahn nur bei Vorliegen eines konkreten Anfangsverdachts Untersuchungen einleiten", sagt Martin Schrader von den Wachtberger Liberalen.

Die nun festgestellte PCB-Schadstoffbelastung sei nicht nur um 50 Prozent höher als 1991, sie liege auch deutlich über dem Grenzwert, nach dem mittelfristig zu handeln sei. Laut Gutachter Dorten müsste die Schule bei einer Schadstoffbelastung von 3 000 ng PCB pro Kubikmeter Raumluft geschlossen werden. Dorten hat der Gemeinde Wachtberg eine Sanierung des betroffenen Klassenzimmers empfohlen.

Auch CDU-Fraktions-Chef Theo Hüffel verlangt jetzt Klarheit über mögliche Schadstoffbelastungen und fordert von der Gemeindeverwaltung ein flächendeckendes, zeitgleiches Untersuchungskonzept zur Überprüfung aller Wachtberger Schulen. "Die CDU wird jetzt Mittel für die Sanierung der Villiper Schule beantragen," sagt Hüffel.

Gutachter Dorten geht davon aus, dass allein die Untersuchungen der anderen Klassenräume in der Villiper Grundschule rund 1 000 Euro kosten wird. Über die weiteren Kosten der Sanierung wollte der Chemiker keine Angaben machen. Die FDP fordert darüber hinaus eine Untersuchung aller öffentlichen Gebäude in Wachtberg auf PCB- und andere gesundheitsgefährdende Schadstoffbelastungen.

Für die Gemeinde Wachtberg sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Döring: "Auf Wunsch des Leiters der Grundschule Villip wurde kürzlich durch einen Gutachter für Schadstoffe vorsorglich eine Messung in einer Schulklasse angesetzt. Der Wert liegt jetzt bei 445ng und damit knapp über dem Grenzwert. Die Quelle ist inzwischen gefunden, die Beseitigung wird veranlasst."

In den jeweils letzten Sitzungen des Schul- und Kulturausschusses und des Bau- und Vergabeausschusses hatte die Verwaltung erklärt, keinen Handlungsbedarf für aufwändige Schadstoff-Untersuchungen zu sehen, da keine Hinweise vorlägen. Sie bezog sich dabei auf stichprobenartige Tests aus dem Jahr 1991, die keine Probleme erkennen ließen.

In diesem Zusammenhang weist Döring auf eine einschlägige Richtlinie hin, in der es heißt: "Bei Raumluftkonzentrationen zwischen 300 und 3 000 ng PCB/Kubikmeter ist die Quelle der Verunreinigung aufzuspüren und unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit mittelfristig zu beseitigen."

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