Empfänger verkaufen sich wie geschnitten Brot

Das Interesse am Digitalfernsehen über Antenne ist in Bonn sehr groß - Bei Anschlussproblemen kommen die Fachhändler nach Hause - "Alles verstöpseln und Suchlauf starten"

  Es klappt:  Linda Welz empfängt die digitalen Programme. Die Studentin ist auch vom Elektronischen Programmführer (EPG) begeistert, der alle Infos über laufende und kommende Sendungen am Bildschirm anzeigt.

Es klappt: Linda Welz empfängt die digitalen Programme. Die Studentin ist auch vom Elektronischen Programmführer (EPG) begeistert, der alle Infos über laufende und kommende Sendungen am Bildschirm anzeigt.

Foto: Frommann

Bonn. Ganz schön lästig. "Jeden Dienstag stand ich bei meiner Freundin nebenan auf der Matte, damit ich auf ProSieben ''Sex and the City'' sehen kann." Für ihre Lieblingsserie musste Linda Welz ganz schön viel Aufwand betreiben, denn über ihre Dachantenne bekam sie nur eine Hand voll Programme.

Pünktlich zum Startschuss fürs Digitalfernsehen über Antenne (DVB-T) am Montag hat sich die Jurastudentin aus Beuel für 90 Euro den dafür notwendigen Empfänger gekauft. "Ich bin froh, dass ich nun ein paar Kanäle mehr habe." "Es war total einfach", sagt die 23-Jährige: Receiver auspacken, Antennenkabel einstecken und das Gerät mit einem Scart-Kabel an den Fernseher anschließen. Nach dem Einschalten startete sie den Sendersuchlauf. Fertig.

Fachhändler bescheinigen, dass sich viele bereits im Vorfeld über DVB-T informiert hatten. "Wir hatten mit mehr Fragen rund um den Anschluss gerechnet", sagt Bielinsky-Filialleiter Ulrich Hölz: "Dekoder und die meist ausreichenden Zimmerantennen gingen in großen Mengen über den Ladentisch. Am Samstag waren alle Empfänger ausverkauft, und neue werden heute geliefert."

Die Kunden stürmen auch den ProMarkt: "Wir bestellen palettenweise", sagt Ali Topcu vom Kundendienst. Mehr als 100 Geräte seien in drei Stunden verkauft gewesen. Nach Topcus Erfahrung wollen die meisten Käufer DVB-T, weil sie aufs Kabelfernsehen mit seinen Gebühren verzichten wollen. DVB-T bietet derzeit 20 der gängigsten Sender; im November kommen vier weitere hinzu.

Bei Linda Welz klappt noch nicht alles, sie empfängt nur elf Sender. Jetzt will sie sich eine Zimmerantenne (ab zehn Euro) zulegen, weil wohl die Dachantenne Probleme macht. Das kennt auch Elektrotechniker Hans-Josef Kaspers, der bei seiner Kundschaft den Empfang mit Messgeräten überprüft. Er stellt fest: Ansonsten kommen die Kunden mit der neuen Technik klar, und "die Receiver sind einfach zu bedienen".

Die Belegschaft von Holger Breidenbach fährt wegen der großen Nachfrage auch außerhalb der Geschäftszeiten zur Kundschaft nach Hause, "denn viele haben kein technisches Verständnis". Vor allem ältere Leute hätten Schwierigkeiten. Ansonsten verkauft auch er die Empfänger "wie geschnitten Brot".

Zurückhaltung registriert dagegen Josef Ehlen. Vor allem die Stammkunden hätten sich DVB-T bestellt, so der Senior von Elektro Ehlen. Linda Welz freut sich nun darauf, dass im November mit Viva auch ein Musiksender ausgestrahlt wird. Und dass am Dienstag wieder "Sex and the City" kommt. Dann kommt die Nachbarin vorbei. Damit die Freundschaft nicht drunter leidet.

Mehrere DVB-T-Testgeräte hat die Verbraucherzentrale in der Stadthaus-Loggia, Thomas-Mann-Straße 2, angeschlossen. Dort kann sich jeder mit der Technik vertraut machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort