"Eine schöne Stadt, aber sehr klein"

Rund zwei Dutzend Medienvertreter umlagern die Oberbürgermeisterin und den Vizepräsidenten von Nippons Fußballverband im Bonner Sportpark Nord - Sayonara bei der WM

  Rundes Leder:  Im Sportpark Nord überreicht Kunishige Kamamoto Bärbel Dieckmann einen Fußball mit Unterschriften der japanischen Kicker.

Rundes Leder: Im Sportpark Nord überreicht Kunishige Kamamoto Bärbel Dieckmann einen Fußball mit Unterschriften der japanischen Kicker.

Foto: Frommann

Bonn. Die Höflichkeit der Japaner ist ansteckend. Und so antwortet Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann auf die Frage einer Journalistin von "Nippon TV", was sie der Fußballnationalmannschaft Japans für die Weltmeisterschaft wünsche: "Das Finale gegen Deutschland." Mit einem Sieg für Deutschland, denn so weit geht die Höflichkeit nun auch wieder nicht.

Großaufgebot am Montag im Sportpark Nord. Rund zwei Dutzend japanische Reporter zücken Block und Bleistift, richten Mikrofone und Blitzlichter der Fotoapparate auf Dieckmann und Kunishige Kamamoto, Vizepräsident des Fußballverbandes. "Ein Höflichkeitsbesuch im Vorfeld der WM", sagt Stadtsprecherin Monika Hörig.

Nippons Kicker bereiten sich in Bonn auf das Freundschaftsspiel gegen Bosnien-Herzegowina am Dienstag in Dortmund vor. Im Juni, während der WM, beziehen sie ebenfalls Quartier am Rhein.

Bei einem etwa 15-minütigen Gespräch versichert Dieckmann Kamamoto, der auch Leiter der japanischen Delegation bei der WM sein wird: "Wir haben uns alle sehr gefreut, dass die japanische Nationalmannschaft hier zu Gast ist, und wir werden alles dafür tun, dass sie sich wohlfühlt." Ein Rahmenprogramm, so sagt sie später, sei noch nicht festgelegt. Das sei auch eher für Begleitpersonal und japanische Fans gedacht. "Die Fußballer müssen in erster Linie trainieren und spielen."

Während sich Dieckmann und Kamamoto im Stadion für Fotografen und Kamerateams postieren, schneit es ununterbrochen. Vom grünen Rasen ist nichts zu sehen. "Es ist alles wunderbar hier", lächelt der Mann aus Nippon, "in Tokio war es auch kalt." Als Geschenk hat er einen Fußball mit den Originalunterschriften der Spieler für die Oberbürgermeisterin mitgebracht. Und das gerahmte Verbandsabzeichen der Japan Football Association (JFA). Dieckmann bedankt sich mit dem Merian-Band "Bonn" und Beethoven-CDs bei Kamamoto.

"Mit Japan haben wir einen Haupttreffer gezogen", sagt Hörig. Es kämen Gäste ausgerechnet aus dem Land, in dem Beethoven so geliebt und verehrt werde, in die Geburtsstadt Beethovens.

Darüber hat sich Yumiko Yanai noch keine Gedanken gemacht. Auch nicht über den Schnee. "Zu Hause ist noch mehr", sagt die Redakteurin von "Sports Nippon Newspapers" aus Hokkaido. Sie ist eher erstaunt, wie klein Bonn ist. Obwohl sie noch nicht viel gesehen hat. Sie ist erst in der Nacht am Rhein angekommen, "aber am Hilton Hotel, wo die Mannschaft wohnt, war ich schon". Am Dienstag, fährt sie nach Dortmund, aber "ich möchte auf jeden Fall hier noch shoppen gehen", sagt Yanai.

Und wie weit kommt das Team bei der WM? "Ich glaube ans Viertelfinale, ganz bestimmt." Kollege Masahazu Takahashi von der täglich erscheinenden Zeitung "Tokyo Chunichi Sports" ist seit Freitag in Bonn: "Eine schöne Stadt, aber sehr klein."

Bei Sportsamtschef Peter Mähler erkundigt er sich, ob denn der Sportpark für den Aufenthalt der Kicker renoviert worden sei. Der beruhigt Takahashi: "Wir haben schon gestrichen, und bis Juni wird alles noch sauber und blitzblank gemacht. Und der Rasen ist tiptop." Der Mann aus Tokio lächelt - und bedankt sich. Sayonara. Auf Wiedersehen bei der WM in Bonn.

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