Ein künstlerischer Politiker erkundet den Kreis

Ministerpräsident Peer Steinbrück wirbt für das Ehrenamt und reist fünf Tage quer durch NRW - Stöbern im Troisdorfer Bilderbuchmuseum

Rhein-Sieg-Kreis. Fußball, Hochzeit, Kunst, gutes Essen und ein Geschenk. So viele wichtige und schöne Dinge an einem Tag im Leben. "Wenn einem so viele Gutes widerfährt, ist das schon einen guten Tropfen wert". Wenn Ministerpräsident Peer Steinbrück am Freitagabend in sein Bett gefallen ist, wird er wohl mit einem erschöpften Lächeln eingeschlafen sein - so viele gute Eindrücke hat er bei seiner Tour kreuz und quer durch den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis sammeln dürfen.

Fünf Tage dauert seine Sommertour, die ihn in die verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens führt. Die Reise steht unter dem Thema "Ehrenamt". Einen Tag lang schaute sich der Landesvater die vielen Facetten des freiwilligen Engagements der Bürgerinnen und Bürger in Institutionen und Vereinen in Siegburg, Troisdorf und Sankt Augustin, stellvertretend für den ganzen Kreis, an.

"Gesetze und Regeln sind wichtig, sie einzuhalten notwendig, doch den Zusammenhalt der Gesellschaft bildet etwas ganz anderes, nämlich das Ehrenamt", sagte Steinbrück im Altenhilfezentrum Am Kleiberg in Siegburg. Beim Diakonischen Werk sprach der Ministerpräsident mit Vertretern verschiedener Gruppen wie der Drogenhilfe, dem Club Vergissmeinnicht und des Betreuungsvereins. "Ich bin hier, um zu fragen, wo es Hindernisse gibt", sagte Steinbrück. Es könne nicht sein, dass Hilfeleistungen durch bürokratischen Starrsinn und unüberwindbare Hürden den Empfänger nicht erreichen würden.

Es gebe viel Engagement bei der älteren Generation und Brüche bei den Jugendlichen. "Das Bild von der ''Generation Golf'' macht nachdenklich. Seit den 90er Jahren beobachte ich warnende Signale." Einstellungen wie "alle denken nur an sich, nur ich, ich denke an mich" seien schädlich für das Gemeinwesen, dass nur mit menschlicher Wärme und Einsatz "wie ein Reißverschluss zusammengehalten wird."

Die Ballbeherrschung des Landesvaters testeten anschließend die Kicker von Hellas Troisdorf. Steinbrück bewies einen festen Schuss als Elfmeterschütze und ein sicheres Auge als Torwart. Ein Beispiel für engagierten Einsatz, diesmal nicht von einer Privatperson, sondern von einem Unternehmen, konnte Steinbrück live in Troisdorf erleben. Während seines Besuchs im Bilderbuchmuseum kündigte Volker Hofmann, Leiter des Servicebereichs Kommunikation bei HT Troplast, an, das Unternehmen werde eine eigene Fachkraft für Büro- und Bibliothekswesen jeweils montags im Museum einsetzen. Das heißt, Elke Keuler wird montags im Bilderbuchmuseum arbeiten, bezahlt wird sie von Troplast.

"Ich war sehr neugierig auf das Museum", sagte Steinbrück. Doch bevor er seine Kindheitserinnerungen auffrischen konnte, gratulierte er erst dem Hochzeitspaar Senta und Thomas Haas. Sie hatten sich Minuten vor Steinbrücks Besuch trauen lassen. Seine künstlerische Ader bewies der Ministerpräsident anschließend an der Staffelei. Gemeinsam mit dem Künstler Thor Michael Sönksen malte er eine seiner Lieblings-Kinderbuchfiguren: die rote Zora. Das Bild, Spötter wollten in der Figur Bärbel Höhn erkannt haben, wurde am Abend in Sankt Augustin für einen guten Zweck versteigert.

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