GA-Serie "Rheinische Redensarten" Eenem et Brut nämme, ävve keenem et Brut jävve

Rheinland · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Einem das Brot nehmen, aber keinem das Brot geben.

Einem das Brot nehmen, aber keinem das Brot geben.

Foto: GA-Grafik

Es gibt Sätze, die Seltenheitswert haben. Manche, die nur in bestimmten Familien bekannt sind und angewendet werden. So einer ist unsere heutige Rheinische Redensart. Mundartsprecher Peter Nettekoven senior hat sie uns geschickt. Es um die Feststellung, dass man „enem et Brut nämme, ävve keenem et Brut jävve“ kann. Zu gut Hochdeutsch heißt das: Man kann jemandem das Brot nehmen, aber nicht geben.

Der Reiz der Redewendung besteht, wie so oft, in Rhythmus und Klangfolge der Vokabeln. Ävve und jävve sowie enem und keenem sind klanglich ähnlich und von der Bedeutung her gegensätzlich. Wenn man den Satz gesprochen hört, muss man ihn erst noch einmal vor dem geistigen Auge vorüber ziehen lassen, ihn anlysieren, bevor man ihn versteht.

Uns hilft Mundartsprecher Nettekoven: „Mein Vater gab mir schon in meiner Jugend den Hinweis, Brut dass ich in meinem weiteren Leben immer bedenken solle, dass ich enem et Brut nämme, ävve keenem et Brut jävve könnte. Er meinte damit, dass ich in meinem größten Zorn auf jemanden darauf

achten solle, dass ich mit meiner Reaktion meinem Kontrahenten nicht die Existenz nehmen solle, die ich ihm nicht wieder zurück geben könne. Ich solle also fair und angemessen, eher barmherzig in meiner Wut bleiben. Ich habe diesen Spruch sonst nirgendwo gehört.“

Tatsächlich ist es doch so, dass man viel leichter etwas zerstört, als es wiederaufzubauen. Das gilt vor allem für Zwischenmenschliches, das auf Vertrauen und Freundschaft basiert. Insofern hat der Vater unseres Mundartsprechers gut daran getan, an die Gefahren überzogener Reaktionen zu erinnern.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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