GA-Serie "Rheinische Redensarten" Do hamme de Rään

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Da haben wir den Regen.

Da haben wir den Regen.

Foto: GA-Grafik

Je nach Wetterlage und Gemütsverfassung kann der Rheinländer auch weinerlich sein. Sehr sogar. So humorvoll er auch sonst sein mag, welch einnehmendes Wesen er auch im allgemeinen besitzt, wenn er den Blues schiebt, kann das anstrengend werden. Denn eines ist ihm garantiert nicht eigen, nämlich still in der Ecke zu sitzen und in sich hinein zu jammern. Wenn sich schon ein Gefühl Bahn bricht, dann soll es auch jeder wissen.

Für solche Zwecke gibt es verschiedene gut erprobte Redensarten. Eine der bekanntesten ist: „Do hamme de Rään“. Zu gut Hochdeutsch: Da haben wir den Regen. Das ist dann eine Interpretation des Alltagsgeschehens, wie sie jedermann auf Anhieb versteht. Und sie ist auch vielfältig einsetzbar. Denn Regen ist allgemein bei uns gesellschaftlich nicht gut angesehen. Auch wenn beispielsweise Bonn als besonders warm und regnerisch gilt, so dass hier Pflanzen wachsen, die sich auch in den Tropen wohlfühlen – in den Vorgärten der Südstadt sieht man Farne wachsen – und unter Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität gilt der Satz „Entweder es regnet, oder die Schranken sind runter“ als gottgegebene Entität.

Man könnte also meinen, man habe sich arrangiert oder wenigstens abgefunden, erfreut ist man über den Regen aber keineswegs. Da hilft es auch nicht, dass der Bauer ihn braucht.

Und so kann man den Satz überall dort einsetzen, wo etwas schief geht. Ist ein Gerät kaputt, das man gerade dringend braucht!? – do hamme de Rään. Kriegt die Oma vom Hausarzt ein Rezept für einen Rollator, obwohl sie den gar nicht will – do hamme de Rään. Steigt der heiß geliebte 1. Fußballclub Köln ab, obgleich er eigentlich Ambitionen auf die europäischen Wettbewerbe hatte – do hamme de Rään. Es gibt gar nichts, das irgendwie daneben gehen kann, das nicht auf diese Weise kommentiert werden könnte. Und wenn man vom Rheinland aus auf die große Weltpolitik blickt, könnte man den Satz geradezu täglich einsetzen.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und ab sofort in den GA-Geschäftsstellen und im Handel zu haben. Das gedruckte Werk hat die Edition Lempertz verlegt, ISBN: 978-3-96058-211-3, es kostet 9,99 Euro.

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