GA-Serie "Rheinische Redensarten" Die hät e Fisternöllche

BONN · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen. Dieses Mal: "Die hät e Fisternöllche."

 Die hat eine heimliche Liebschaft.

Die hat eine heimliche Liebschaft.

Foto: GA-Grafik

Wenn der Frühling kommt, hat auch jener Satz wieder Konjunktur. Ok, ok, er hat eigentlich immer Konjunktur. Es geht um: „Die hät e Fisternöllche!“ Kern der Aussage ist der Begriff Fisternöllche, der sich für den Nicht-Rheinländer nicht automatisch erschließt, der aber sicher einer der wenigen typischen Lautungen ist, die über das Rheinland hinaus Bekanntheit genießen. Und das liegt daran, dass er so heimelig lautmalerisch klingt. Überhaupt die ganze Buchstabenkombination „n-ö-ll-che“ klingt nach Rheinland pur.

Bevor wir dem Begriff als solchem und seiner Wortgeschichte nachspüren, erst einmal die Übersetzung ins Hochdeutsche: Sie hat eine heimliche Liebschaft. Wobei das Wort Liebschaft fast schon zu hoch gegriffen ist, vielleicht sollte man eher von Liebelei sprechen.

Der Rheinländer scheint in der Lage zu sein, zeitlich begrenzte Partnerschaften zu pflegen, die nicht bierernst gemeint sind. Fisternöll kann aber nicht nur die Partnerschaft selbst, sondern auch die Partner als Personen bezeichnen.

LVR-Sprachforscher Peter Honnen erwähnt, dass Fisternölles im gesamten Rheinland auch „Bastelei, Fummelei, unbedeutende Kleinarbeit“ bedeuten kann. Woher der Begriff aber stammt, dazu gibt es im Volksmund verschiedene Erklärungen. Demnach könnte es vom französischen Fils à noel (für Christkind als Ergebnis einer Karnevalsliebschaft) stammen.

Eine weitere Variante französischer Herkunft wäre fils de neuille, das umgangssprachlich für Nacht steht. Es gibt noch weitere Ableitungen, von denen keine so stringent überzeugt, dass sie uns einen Aha-Effekt schenken würde.

Kommen wir aber auf das Christkindchen zurück, dann wäre das Fisternöll auch noch die Bezeichnung für das Ergebnis eines Fisternöllchens zwischen zwei Fisternöllen. Folglich kann das Wort also grammatikalisch-bedeutungstechnisch als Subjekt, Prädikat und Objekt erscheinen. Und das ist wohl sprachlich einzigartig in der Welt.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Der General-Anzeiger bietet in Zusammenarbeit mit LVR-Sprachforscher Peter Honnen den Podcast „So geht Rheinisch“.

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