Die alten Boliden röhren wie die Hirsche

50 000 Zuschauer erleben bei sengender Hitze spannende Renntage beim AvD Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring - Kinder zahlen keinen Eintritt, und abends ist das Fahrerlager offen

Die alten Boliden röhren wie die Hirsche
Foto: Vollrath

Nürburgring. Wohl dem, der einen Sonnenschirm im Gepäck hatte und sich vor der glühenden Hitze am Nürburgring verstecken konnte. Der Schweiß rann an diesem Wochenende nicht nur den Fahrern des 31. AvD Oldtimer Grand Prix in mittleren Sturzbächen über den Körper, auch den Zuschauern wurden körperliche Höchstleistungen abverlangt.

Nicht wenige der rund 50 000 Besucher, die an den drei Renntagen Freitag, Samstag und Sonntag in die Eifel strömten, sind selber begeisterte Oldtimer-Fahrer oder Besitzer. Schon die Anreise gestaltete sich da für manchen zur Tortur.

"Die Fahrzeuge besitzen halt keine Klimaanlage, und auch die Lüftung funktioniert nicht so richtig", erklärt Franz-Josef Zimmerer, der mit seinem roten Alfa von Meerbusch aus angereist ist. Lenkhilfe oder Bremskraftverstärker sucht man in seinem kleinen Flitzer vergebens. Alles wird mit purer Muskelkraft betrieben, was bei mehr als 60 Grad Celsius im Cockpit schon eine Meisterleistung ist.

Ist aber erst einmal die Tankstelle an der Döttinger Höhe erreicht, so hat man das Ziel schon fast vor Augen. Es geht vorbei an rund drei Dutzend Markenclubs, die alle auf den Parkplätzen rund um den Ring untergebracht sind. Säuberlich getrennt nach Hersteller und Autotyp warten die Besitzer von Lotus, DeLorean, Rover und Morgan auf staunende Besucher und fachsimpelnde Kollegen.

"Das besondere an diesem Wochenende ist, dass man hier Motorsport zum Anfassen und Mitmachen geboten bekommt", freut sich Carsten Fuchs, der mit seinem himmelblauen Ford-Capri an die Rennstrecke gekommen ist. In unzähligen Arbeitsstunden hat er das Auto in einen wahren Blickfang verwandelt.

Dass ihm und den anderen Besuchern einiges geboten wird, dafür spricht schon das vollgepackte Rennprogramm für die drei Tage. Mit mehr als 500 Nennungen und Fahrern aus 19 Nationen traf sich die internationale Spitzenklasse des historischen Automobilsportes in der "Grünen Hölle".

Richtig laut wurde es am Freitag nicht nur auf der Grand-Prix Strecke, sondern auch auf der legendären Nordschleife. Beim Historic Marathon 400 für GT-Fahrzeuge und Tourenwagen röhrten die Motoren wie die Hirsche durch die Eifel. Entlang der Strecke hatten sich unzählige Zuschauer eingefunden, die sich den Blick auf die Rennboliden nicht entgehen lassen wollten.

Am "Brünnchen" wurde, wie in alten Zeiten, jeder Drift und Quersteher mit Beifall belohnt. Zog dann auch noch einer der Fahrer etwas weiter über die Kerbs und wirbelte den trockenen Staub auf, so war die Rennsportkulisse perfekt. Ein wahres Nationengewirr herrschte auch im Fahrerlager und in der Boxengasse.

Manchmal teilten sich sechs bis acht Teams eine Box, werkelten nebeneinander an den Fahrzeugen und halfen sich auch schon einmal mit Werkzeug aus. "Im Grunde sind wir wie eine große Familie. Jeder von uns kennt die Situation, wenn der Wagen auf einmal nicht mehr anspringen will. Sportliche Hilfe versteht sich dann von selbst", erklärt Oliver Louisoder aus Trier, der mit einem Volvo P 1800 startet.

Nach dem Startschuss aber ist es dann bis zur Zielflagge vorbei mit der Freundschaft. Auf allen Plätzen wird gerangelt und jeder versucht sich aus dem Windschatten heraus an dem Gegner vorbeizupressen. Die Gelegenheit, Schnäppchen zu ergattern, hatten die Besucher dann am Samstag. Innerhalb des Fahrerlagers wurden einige Oldtimer versteigert.

Aber auch außerhalb der Rennstrecke gab es den einen oder anderen Besucher, der auf eine Rückfahrt mit seinem "Klassiker" verzichten wollte und diesen zum Verkauf anbot.

Ein besonderes Bonbon gab es für die Zuschauer: Pünktlich ab 17 Uhr verließen die Ordner ihren Arbeitsplatz und die Tore zum Fahrerlager öffneten sich für jedermann. "Dies gehört sicherlich mit zu unserem Erfolgsrezept. Wir wollen den historischen Motorsport den Besuchern noch näher bringen. Auch der Nachwuchs liegt uns am Herzen, daher zahlen Kinder bei uns keinen Eintritt", erklärt Dirk Johae vom ausrichtenden AvD.

Am Ende waren sich dann alle Oldtimer-Fans einig, dass der 32. Grand-Prix im kommenden Jahr auch wieder in der "Grünen Hölle" stattfinden soll.

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