Die Swist soll sich schlängeln

SWISTTAL-MIEL · Diese Bilder werden viele Heimerzheimer nie vergessen: Beim Swist-Hochwasser 1961 waren Straßen so stark überflutet, dass THW und Feuerwehr Hausbewohner mit Booten retten mussten.

 Unnatürlich: Zwischen Morenhoven und Miel fließt die Swist schnurgerade.

Unnatürlich: Zwischen Morenhoven und Miel fließt die Swist schnurgerade.

Foto: Wolfgang Henry

Die Ursachen liegen in Sünden vorangegangener Jahre, wie Einbetonierung und Begradigung des Flussbetts, Bebauung und Flächenversiegelung. Seither beschäftigen sich Experten intensiv mit dem Thema, wie solche Ereignisse im Bereich der Swist verhindert werden können.

Die Swist braucht mehr natürlichen Raum, sogenannte Auen, um sich bei Hochwasser in der Landschaft ausbreiten zu können. Auf diese Weise werden die Ortschaften geschont und die Swist kann sich wieder zu einem naturnahen Gewässer entwickeln. Seit Jahren arbeitet der Erftverband deshalb am "Gewässerauenprogramm Swist" und der Schaffung von Retentionsraum im Bereich südlich der B56 bei Miel.

Möglich wurde das ganze Projekt, das sich schon über mehr als zehn Jahre hinzieht, erst durch den Erwerb oder den Tausch von Grundbesitz auf freiwilliger Basis unter Beteiligung vieler Eigentümer. Im ersten Bauabschnitt wurde 2010 bereits ein 700 Meter langes Stück des Swistauen-Radweges zwischen der Bundesstraße B56 und der Kläranlage Miel in einem erhöhten Bereich mit größerem Abstand zur Swist verlegt und neu gestaltet.

Der Boden der neuen Trasse wurde als Schwemmland für die Landwirtschaft abgetragen und im Umfeld auf Ackerflächen ausgebracht, die bislang weniger ertragreich waren. Dass der Bauausschuss der Gemeinde Swisttal sich jetzt noch einmal mit dem zweiten Bauabschnitt des Projekts beschäftigte, hat einen erfreulichen Grund, so der Planungsingenieur beim Erftverband in der Abteilung Flussgebietsbewirtschaftung, Karl-Heinz Beier: "Wir konnten mehr Flächen erwerben, die das Projekt ergänzen. Dadurch wird eine Verschiebung der Wegeführung möglich."

Das wiederum hat einen wichtigen positiven Effekt: "Mit dem Rückbau des alten Weges wird auch die vorhandene leichte Uferverwallung abgetragen, damit kann das Wasser vermehrt in die Auen fließen." Die Trassenführung war ursprünglich "im Acker" neben dem vorhandenen Wirtschaftsweg geplant.

Weil diese Flächen aber nun nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, wird der Wirtschaftsweg teilweise "entwidmet", das heißt, er wird künftig teils als Rad- und Gehweg genutzt. Für einige angrenzende landwirtschaftliche Nutzer wird ein ausreichend großer, mit Gras bewachsener Freiraum als Wendemöglichkeit eingeplant. Die Flächen in der Aue werden aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen und unter dem Motto "vom Kultur- zurück zum Naturraum" zu Extensivflächen entwickelt.

In den Fluss selbst werden Steinbuhnenriegel als Fließhindernisse eingebaut. Dadurch wird die Strömung der Swist Angriffspunkte am gegenüberliegenden Ufer bekommen und dort die gewünschte Erosion des Ufers begünstigen. Die Wegeverlegung soll im kommenden Sommer erfolgen, so Beier. Wenn alles fertig ist, wird die gesamte Maßnahme mehr als zwei Millionen Euro gekostet haben.

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