Die Liebe zum Buch

Dorothee Blasum übergibt nach 28 Jahren die Leitung der Heisterbacherrotter Pfarrbücherei an Susanne Müller

Die Liebe zum Buch
Foto: Frank Homann

Heisterbacherrott. Ronald Rengs eindrucksvolle Biografie über den Torwart Robert Enke ist in Szene gesetzt wie in einer richtigen Buchhandlung. Oder David Gilmours großartiger autobiografischer Roman "Unser allerbestes Jahr" über den Vater, der sich mit seinem Sohn, dem Schulverweigerer, jeden Tag mehrere Stunden lang Kinofilme zur "Lebensbildung" anschaut statt ihn in die Schule zu schicken.

Dabei stehen die Bestseller nicht im Laden, sondern in der katholischen Bücherei St. Joseph und St. Judas Thaddäus in Heisterbacherrott. Dorothee Blasum, die nach 28 Jahren am Sonntag offiziell die Leitung an Susanne Müller übergibt, bewegt kein kommerzielles Interesse, sondern lediglich die Liebe zum Buch.

Die Art und Weise, wie die Bücher im ehemaligen Pfarrheim präsentiert werden, trägt die Handschrift der Leiterin und ihrer 16 Mitarbeiter, deren "freundschaftliche Zusammenarbeit" Dorothee Blasum vermissen wird. Aber mit 70 Jahren hatte sie den Eindruck, dass jetzt mal Jüngere ran müssen. Und bei ihrer Nachfolgerin Susanne Müller hat sie ein gutes Gefühl: "Da braucht man sich um den Fortbestand der Bücherei keine Sorgen zu machen."

Als sie selbst 1983 als Nachfolgerin von Elmar Heinen die Leitung übernahm, standen 3 000 Bücher in den Regalen. Heute sind es 5 500. Nach einer alten Statistik, die Dorothee Blasum mal in die Hände fiel, wurden 1958 gerade mal 500 Bücher ausgeliehen, 2010 waren es 8 900. Dabei ging die Zahl in den vergangenen Jahren leicht zurück, obwohl ein Teil der Leserschaft und des Bestandes der vor einigen Jahren geschlossenen Thomasberger Bücherei übernommen wurden.

Für die etwas geringere Resonanz sind nicht die Erwachsenen, die jedes Jahr rund 3 000 Romane ausleihen, sondern die kleinen Leser verantwortlich. "Als die Neubaugebiete am Fronhof und am Adriansberg entstanden, hatten die Eltern ein Interesse, ihre Kinder mit Lesestoff zu versorgen", so die Leiterin. Heute sind die meisten Kinder längst Jugendliche.

Mehr als 5 500 Bücher werden von Erzbistum und Kirchengemeinde nicht bezuschusst, was das Büchereiteam zwingt, jedes Jahr bis zu 300 Bücher auszusortieren, um Platz für Neuveröffentlichungen zu schaffen. Die besonders stark genutzten Bücher sind dabei nicht immer nur anspruchsvolle Literatur, wie Dorothee Blasum schmunzelnd anmerkt. "Unterhaltung muss sein. Man kann ja nicht erwarten, dass alle Leute Klassiker lesen."

Der Lesestoff aus der Bücherei ist für jeden erschwinglich. Egal ob Taschenbuch oder gebunden, Romane kosten 20 Cent, Kinderbücher die Hälfte. Bis zu vier Wochen darf man sich mit dem Lesen Zeit lassen. Zum Bestand gehören auch CDs und CD-ROMs.

Geschätzte sechs bis acht Stunden pro Woche hat Dorothee Blasum in den vergangenen 28 Jahren in ihrer Bücherei verbracht. Dabei hat die EDV-Einführung vor sieben Jahren das Arbeiten sehr erleichtert. Stolz ist sie auch auf die vielen zusätzlichen Angebote der Bücherei. Zum Beispiel die Leseförderung für Kinder des Siebengebirgskindergartens, die nach vier Besuchen einen Bücherei-Führerschein erwerben können. Oder der Arbeitskreis "Lesen" an der Offenen Ganztagsschule, an dem elf Kinder teilnehmen.

Sie selbst liebt Martin Mosebach und Hanns-Josef Ortheil, den sie kürzlich erst bei einer Lesung in Bad Honnef erlebte. "Ich habe schon immer gerne gelesen. Aber bei der Arbeit in der Bücherei macht mir auch der Umgang mit den Menschen einfach Spaß", sagt die Frau, die gelernte Chemisch-Technische Assistentin ist. "Unser Motto lautet ja Treffpunkt Bücherei. Die Menschen sollen bei uns über Bücher plaudern können." Dieses Vergnügen wird sie sich auch als ehemalige Leiterin nicht entgehen lassen.

Die offizielle Übergabe der Büchereileitung findet am Sonntag, 20. März, in einer kleinen Feierstunde im Anschluss an die Messe (etwa ab 12 Uhr) im Thaddäus-Treff in Heisterbacherrott statt. Die Bücherei ist immer sonntags von 10 bis 12.30 Uhr und mittwochs von 16 bis 18 Uhr geöffnet.

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