"Die EU ist christophob"

Symposium auf dem Petersberg zu Wirtschaft und Werten

Königswinter. (klz) Eigentlich sollte in diesem Monat die Verfassung der EU in Kraft treten. Statt dessen verordnete sich Europa zwangsweise eine Denkpause. Diese nutzten auch die Organisatoren der "Petersberger Perspektiven" und luden zum Symposium "Europa - Zwischen Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft" ein.

Ein ziemlich pessimistisches Bild von Europa zeichnete zu Beginn der Staatsrechtler Josef Isensee. "Wer von der Europäischen Integration spricht, meint die Wirtschaft und nicht die Völker", so der Professor der Universität Bonn, der die EU als Zweckverband, nicht als Gemeinschaft mit Seele und Idee versteht.

Die gemeinsame Prägung sei allein das Christentum, "doch die EU ist christophob", formulierte Isensee provokant die Tatsache, dass Gott in der EU-Verfassung nicht erwähnt wird. Doch welches sind die Werte Europas, fragte der Moderator und Chefredakteur des WDR-Fernsehens Jörg Schönenborn. "Identität speist sich aus Geschichte, aus Erfolgen und Niederlagen", sagte Klaus Hänsch, Europa-Parlamentarier seit 25 Jahren.

Solch eine gemeinsame Idee könne nicht in wenigen Jahrzehnten entstehen, so der ehemalige EU-Parlamentspräsident. Auch der EU-Abgeordnete und Fraktionschef der europäischen Christdemokraten, Hans-Gerd Pöttering, verteidigte den Erfolg Europas: "Was wir seit 1979 erreicht haben, ist beachtlich." Der anfängliche Zweckverband habe sich heute mit Seele gefüllt.

"Wir haben Europa immer als eine säkulare Gemeinschaft gesehen, deren Werte wir als die unseren ansehen", sagte Podiumsgast Mesut Yilmaz, türkischer Ministerpräsident a. D. Er sei sich zwar bewusst, dass die Türkei noch nicht so weit sei, so Yilmaz. Er beharrte aber darauf, das Versprechen auf Aufnahme in die Gemeinschaft nicht in Frage zu stellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort