Die Bonner Kultur lag ihm besonders am Herzen

Der frühere Oberstadtdirektor Karl-Heinz van Kaldenkerken über seinen Ärger mit "bestimmten politischen Kräften", sein Engagement für die Frauenkirche in Dresden und über "Herrn B."

Kennen sich seit mehr als 40 Jahren;  jetzt trafen sie sich in Bonn zum Interview: Karl-Heinz van Kaldenkerken (links) und Franz-Josef Antwerpes.

Kennen sich seit mehr als 40 Jahren; jetzt trafen sie sich in Bonn zum Interview: Karl-Heinz van Kaldenkerken (links) und Franz-Josef Antwerpes.

Foto: Frommann

Bonn. In losen Abständen interviewt der frühere Kölner Regierungspräsident (1978 bis 1999) Franz-Josef Antwerpes für den General-Anzeiger Prominente, die auch im Ruhestand nicht tatenlos bleiben. Sein Gesprächspartner ist diesmal der ehemalige Bonner Oberstadtdirektor Karl-Heinz van Kaldenkerken.

Franz-Josef Antwerpes: Haben Sie eine Erinnerung an unsere erste Begegnung?

Karl-Heinz van Kaldenkerken: Es muss im Kommunalwahlkampf 1961 gewesen sein. Sie kandidierten damals für den Stadtrat.

Antwerpes: Das war in Viersen, meiner Heimatstadt, wo Sie 15 Jahre Oberstadtdirektor waren. Hatten Sie nie das Gefühl, Viersen mit seinen zunächst 45 000 Einwohnern sei zu klein für Sie?

van Kaldenkerken: Durchaus nicht. Ich war vorher Stadtkämmerer in Düren, einer Stadt gleicher Größe. Wenn ich die Gelegenheit hatte, Chef in einer solchen Stadt zu werden, war mir Viersen durchaus nicht zu klein.

Antwerpes: Was hat Sie auf die Idee gebracht, in den öffentlichen Dienst zu gehen, nachdem Sie schon in der freien Wirtschaft gearbeitet hatten?

van Kaldenkerken: Ich war Verbandsgeschäftsführer, aber ich hatte als Referendar in Leverkusen die Möglichkeit, im bürgerschaftlichen Umfeld tätig zu werden. Das fand ich spannend und beruflich erfüllend; es hat mich in den öffentlichen Dienst gebracht.

Antwerpes: Hat Sie Leverkusen nicht abgeschreckt?

van Kaldenkerken: Nein, Leverkusen war für mich nicht Bayer oder die Industriestadt, sondern eine ausgezeichnete Stadtverwaltung als Lernfeld.

Antwerpes: Sie sind 1974 zur KGSt nach Köln gegangen - zu deutsch: Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung. War das nicht ein ziemlich abstrakter Posten?

van Kaldenkerken: Nein, ich war schon einige Jahre Mitglied im Verwaltungsrat der KGSt. Ich habe mich immer gerne neben meiner kommunalen Tätigkeit vor Ort den Grundsatzfragen gewidmet. Dazu gehört zum Beispiel die Stadtentwicklungsplanung. Man muss immer einen Blick in die Zukunft werfen und fragen, wo geht es hin.

Antwerpes: Was hat Sie gereizt, in Bonn Hauptgemeindebeamter zu werden? Wollten Sie zurück in die Praxis?

van Kaldenkerken: Ja, das war der Pendelausschlag zur anderen Seite. Ich hatte nach einiger Zeit gemerkt, dass mein Herz stärker an der Praxis hing. Und dann noch die Chance, in der damaligen Bundeshauptstadt Verwaltungschef zu werden.

Antwerpes: Worauf blicken Sie in Bonn während Ihrer elf Jahre mit Stolz zurück?

van Kaldenkerken: Ich denke an die Verhandlungen mit Bund und Land über den Abschluss des 2. Bonn-Vertrags mit rund 100 Millionen Mark pro Jahr, ein überaus günstiger Vertrag. Dann erinnere ich an die erfolgreiche Vorbereitung der Bundesgartenschau 1979 und schließlich auch an meinen Beitrag zur Fortentwicklung der Kulturpflege. Stichworte: Städtisches Kunstmuseum, Bundeskunsthalle, Haus der Geschichte.

Antwerpes: Bonn hat inzwischen mehr Museumsbesucher als Köln, und Tutanchamon macht den Abstand noch größer. Was sagen Sie dazu?

van Kaldenkerken: Köln muss es ertragen können. Schließlich haben die noch den Dom.

Antwerpes: Was hat Sie in Bonn damals geärgert?

van Kaldenkerken: Wenn man den Stadtrat gelegentlich nicht von seinen guten Ideen überzeugen konnte.

Antwerpes: Und was hat Sie besonders geärgert?

van Kaldenkerken: Wenn bestimmte politische Kräfte, vor allem ein zeitweiliger Fraktionsvorsitzender der Mehrheitsfraktion CDU, glaubte, allein die Richtung vorgeben zu können.

Antwerpes: Wer war das?

van Kaldenkerken: Der Name des Herrn beginnt mit B.

Antwerpes: War der Herr Blank eigentlich nicht ein bisschen verrückt, ich meine, auch für rheinische Verhältnisse?

van Kaldenkerken: Ich weiß nicht, wie man in diesem Zusammenhang "verrückt" definieren soll.

Antwerpes: Als Sie 75 Jahre alt wurden, hat der zu Ihrer Amtszeit ehrenamtliche Oberbürgermeister Hans Daniels gesagt, Sie seien ein äußerst "empfindsamer und künstlerischer Mensch". Das ist ein etwas umständliches Kompliment für einen Oberstadtdirektor, und der damalige CDU-Chef Helmut Hergarten stellte sie sogar in die Reihe der großen Verwaltungschef Bonns. Halten Sie diese Aussagen für angemessen?

van Kaldenkerken: Die Aussage des Herrn Daniels hat etwas mit Verwaltungskunst zu tun. Mein Verhältnis zu ihm als OB war angenehm und objektiv, nicht immer ohne unterschiedliche Auffassung. Er hat mich letzten Endes unterstützt, und wir hatten eine gemeinsame Linie. Im Übrigen hört man gerne, wenn was Nettes gesagt wird.

Antwerpes: Mit 62 Jahren sind Sie in Bonn ausgeschieden, waren dann Anwalt. Was hat Sie getrieben, nach dem Fall der Mauer in die neuen Länder zu gehen?

van Kaldenkerken: Ich hatte kurz nach dem Fall der Mauer eine Sitzung in Berlin. Da bin ich zum ersten Mal angesprochen worden, ob ich nicht beim Aufbau der Verwaltung im Osten helfen könne. Dann hat mich der Generalbevollmächtigte der Dresdener Bank auch dazu befragt und schließlich habe ich mich bereit erklärt, meine Kenntnisse zur Verfügung zu stellen, und zwar in Dresden.

Antwerpes: Sie sind von 2000 bis 2002 Geschäftsführer der Wiederaufbau GmbH der Dresdener Frauenkirche gewesen. Das ist ungewöhnlich für einen Wessi, zumal einen Rheinländer. Wer hat Sie danach gefragt?

van Kaldenkerken: Gefragt hat mich wieder die Dresdener Bank, die den Vorsitzenden des Stiftungsrats stellte. Die Geschäftsführung der Wiederaufbau GmbH war vakant geworden. Man kannte mich inzwischen nach zehnjähriger Tätigkeit in Dresden. Es war eine schöne Aufgabe.

Antwerpes: Sie werden bald 80. Was treibt Sie heute noch um? Haben Sie schon mal an den Ruhestand gedacht?

van Kaldenkerken: Kaum. Ich bin nach wie vor in Dresden Anwalt und in der Kanzlei vor allem mit kommunalrechtlichen und -wirtschaftlichen Mandaten befasst. Irgendwann werde ich kürzer treten.

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