Flüchtlingsunterkunft in Johann-Wallraf-Schule Die Bürger haben viele Fragen

BORNHEIM · Noch am Mittwochmorgen wurde in der Turnhalle der Johann-Wallraf-Schule für die Ankunft der Flüchtlinge gearbeitet. Handwerker waren mit den Strom- und Wasserleitungen beschäftigt. Heute Nachmittag muss die Turnhalle für 70 Personen bezugsfertig sein, für weitere 80 Personen bis zum folgenden Dienstag.

Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung kurzfristig erfahren, dass sie eine Notunterkunft für die Erstaufnahme von Flüchtlingen einrichten muss. Gestern Abend informierten nun der Beigeordnete Markus Schnapka, andere Vertreter der Stadt sowie Bornheims kommissarische Ortsvorsteherin Gabriele Kretschmer und die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Isabelle Lütz auf einer Bürgerversammlung über die Situation.

Rund 350 Menschen waren dazu in die Aula des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums gekommen. Erstaufnahme bedeute, dass "wir alles tun müssen", sagte Schnapka: die Personalien der Menschen feststellen, eine medizinische Erstuntersuchung durchführen und den konkreten Hilfsbedarf ermitteln.

"Das ist eine große Herausforderung, aber wir werden das schaffen." Die Turnhalle der Johann-Wallraf-Schule sei nach sorgfältiger Abwägung ausgewählt worden, führte er weiter aus. Das bringe notwendigerweise Probleme mit sich. Laut Schnapka wird der Sportunterricht der Schule auf verschiedene andere Turnhallen und Sportstätten verlagert, ebenso wie die Trainingszeiten der sechs Vereine, die die Halle nutzen.

Man ist vorbereitet in Bornheim

Trotz der Kürze der Zeit sei man vorbereitet, führte Schnapka weiter aus. Ein Sicherheitsdienst stehe zur Verfügung, ebenso wie Personen für die Betreuung der Menschen. Die medizinische Erstuntersuchung werde durch den Malteser Hilfsdienst erfolgen.

Bornheimer Ärzte, die sich freiwillig gemeldet hätten, sollten bei der regulären Gesundheitsversorgung helfen. Überdies stünden zehn freiwillige Helfer bereit, um die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft zu begrüßen. Auch seien Mitarbeiter der Stadtverwaltung abgeordnet worden, einige hätte sich gar freiwillig zur Hilfe gemeldet, so Schnapka weiter.

Die Besucher der Veranstaltung bedachten diese Äußerung mit Applaus. Verschiedene Anwesende boten ihre Hilfe an oder wollten Sachen für die Flüchtlinge spenden. Allerdings wurden auch kritische Nachfragen gestellt - etwa, wie lange die Turnhalle als Unterkunft genutzt werden soll. Er gehe davon aus, dass sie bis zum Ende des Jahres der Schule nicht zur Verfügung stehe, so Schnapka. Eine Prognose darüber hinaus könne und wolle er nicht abgeben.

Sorgen um ein erhöhtes Gesundheitsrisiko

Auch wurden Sorgen geäußert hinsichtlich eines erhöhten Gesundheitsrisikos im Umfeld der Halle und möglichen Konflikten unter den Flüchtlingen. Es gebe nie eine hundertprozentige Sicherheit, sich nicht mit einer Krankheit anzustecken, schon alleine dann, wenn man in der Stadt unterwegs sei, führte Schnapka aus.

Aus Sicherheitsgründen erfolge die Erstuntersuchung der Menschen aber direkt in dem Bus, mit dem sie kämen. Auch lasse sich das Risiko von Konflikten unter den Flüchtlingen nicht "wegdiskutieren". Es sei aber viel geringer als im Allgemeinen angenommen. Zudem stehe der Sicherheitsdienst rund um die Uhr bereit.

In Richtung der Schule stellte Schnapka klar, dass der Schulhof täglich bis 16 Uhr den Schülern vorbehalten bleibe. Die anwesenden Ordnungskräfte sollten darauf achten. Die Flüchtlinge könnten ihn erst danach nutzen. Dieser Punkt war auch Schulleiterin Gertrud Meier sehr wichtig.

Alternativen zur Freizeitgestaltung der Flüchtlinge

Ansonsten könne die Aufsichtspflicht nicht gewährleistet werden. Für Flüchtlinge müsse es Alternativen zur Freizeitgestaltung geben, sagte sie, betonte aber auch: "Wir wollen die Menschen willkommen heißen." Verschiedene anwesende Lehrer und Eltern forderten, rechtzeitig und kontinuierlich mit Informationen versorgt zu werden. Schnapka sagte diesbezüglich einen direkten Draht zu.

Wie er erläuterte, werden die Menschen aus der Erstaufnahmeeinrichtung auf andere Kommunen verteilt. Je nach Verfahrensdauer könne das aber bis zu drei Monaten dauern. "Wir wollen es ihnen so angenehm wie möglich machen", sagte er. Die Gesamtzahl von 150 Personen sei fix, so Schnapka weiter. Das bedeutet: Wenn jemand geht, kommt jemand anders nach. Generell sei der Umgang mit Asylbewerbern ein Spiegel der Gesellschaft, befand Schnapka. "Wie wir das machen, zeigt, welche demokratische Substanz wir in Bornheim haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort