GA-Serie "Rheinische Redensarten" Der kann Pohl hale

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

 Der kann den Pfahl halten.

Der kann den Pfahl halten.

Foto: GA-Grafik

Der Rheinländer an sich hat einen eigenen Wertekanon. Dabei geht es in der Regel um die „keit“-Charakteristika: Geselligkeit und Verlässlichkeit. Mit letzterem hat auch unsere heutige Rheinische Redensart zu tun. „Der kann Pohl hale“ heißt auf Hochdeutsch übersetzt: Der kann den Pfahl halten. Mit diesem knappen Sätzchen tut sich allerdings eine ganze Bedeutungswelt auf. Der Sprachwissenschaftler Peter Honnen vom Landschaftsverband Rheinland übersetzt das als „durchhalten, bei der Stange bleiben“.

Der Pfahl hat also die Aufgaben uns aufrecht zu halten, zu stabilisieren. Etwa so, wie die Bohnenstange das gleichnamige Rankgewächs hält.

Einen etwas anderen Akzent setzt Mundartsprecher Bauer Dopfer, alias Peter Kunze aus Vilich-Müldorf: „Man sagt, der kann net Pohl hale, der hat kein Rückgrat, kann sich nicht durchsetzen und hat keine eigene Meinung.“ Es hat also etwas mit Aufrichtigkeit im übertragenen Sinne zu tun.

In Bad Honnef gibt es seit 1874 die Karnevalsgesellschaft „Halt Pol“. Deren Maskottchen ist ein älterer Mann mit Hut, der sich an einer Straßenlaterne festhalten muss. Offenbar ist sein aktueller Zustand promillebedingt von einer gewissen Hilfsbedürftigkeit geprägt. Wenn wir den Vorgang mit einer Nachsicht dahingehend übersetzen, dass sich die Karnevalisten gegenseitig „die Stange halten“, also brüderlich und kameradschaftlich mit einander umgehen, dann hat auch dies letztlich mit dem aufrechten Gang zu tun. Sie selbst übersetzen das mit: Wir bleiben bei der Stange. Und das ist ja durchaus ein Zeichen von Verlässlichkeit.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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