Honnefer Kirchmauer Der Torbogen ist verschwunden - Zeitplan für die Sanierung noch offen

BAD HONNEF · Seit sechs Jahren war der Torbogen des Clever Hofes eingerüstet. Jetzt ist er aus der Kirchmauer an der Bergstraße verschwunden. "Wir haben die denkmalgeschützten Einzelteile des Tores auf dem Pfarrgelände eingelagert", so Pfarrer Bruno Wachten.

 Mut zur Lücke: Wo der Torbogen war, klafft Freiraum.

Mut zur Lücke: Wo der Torbogen war, klafft Freiraum.

Foto: Homann

"Auf Dauer war diese Holzkonstruktion instabil und hässlich. Irgendwann wird das Tor wiederaufgebaut." Dabei soll die Idee verfolgt werden, die bei der Brunnenplanung des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur entstand. Nämlich: den Torbogen in die Mauer zwischen Kirch- und Rathausplatz zu integrieren und so eine Achse zu dem neuen Brunnen zu schaffen.

"Wir hatten geglaubt, dies auf einen Rutsch hinzubekommen, aber das hat nicht geklappt", sagt Bruno Wachten. Und: "Der Wiederaufbau muss in ein Gesamtkonzept eingefügt werden", unterstreicht der Pastor. Denn: "Wir müssen eine Generalsanierung des Pfarrheims vornehmen. Die ist aber noch nicht spruchreif. Die Mauer muss ebenfalls total saniert werden. Wir können den Torbogen nicht einfach in die Lücke setzen." Hinzu kommt: "Wir müssen die Kosten tragen und decken. Wir haben aber kein Geld."

Anfang 2006 hatte Wachtens Vorgänger Franz Lurz Risse in dem Torbogen entdeckt, sofort die Prüfung durch einen Sachverständigen und eine Sicherung durch eine Holzkonstruktion veranlasst. Mittlerweile war das Tor zur "Dauerbaustelle" geworden, statt nach Historie sah es eher nach Schandfleck aus. Nicht der komplette Bogen ist allerdings Jahrhunderte alt. Um die wirklich alten Steine wurde einst eine Konstruktion aus Ziegelsteinen gemauert. Und eben dieses Korsett war nicht mehr in Ordnung.

Vor nicht ganz hundert Jahren wurden die Reste des Clever Hofes an der Bergstraße abgerissen. Er diente noch im 19. Jahrhundert als Mädchenschule, auch als Kinderbewahranstalt und als Heim für arme Familien. Der Schlussstein des Torbogens trägt die Inschrift: "Dieser Hoff ist anno 1689 durch die Frantzosen abgebrannt. Anno 1705 von Hoffcammerrath und Landrentmeister Florkin wieder aufferbauet." Der Clever Hof wurde im 12. Jahrhundert erbaut und war ein mit allen Rechten und Herrlichkeiten ausgestattetes Besitztum adeliger Herren. Ursprünglich war das Gut im Besitz der Grafen von Geldern. Aber weil sich Theoderich von Cleve mit einem der Grafen, seinem Schwager, gegen den Herzog von Brabant verbündete, erhielt er 1283 den ganzen Zehnten an Wein und anderen Dingen in Honnef mit allen Rechten. Vermutet wird, dass diese Abtretung den Beginn des Übergangs des Hofes in cleveschen Besitz darstellte. Damit verbunden war auch das Patronat über die Kirche, das sich der Eigentümer des Clever Hofes mit dem des schräg gegenüber liegenden Siegburger Hofes an der Ecke Rommersdorfer/Bergstraße teilte.

Geld fehlt

Als 2011 der neue Brunnen auf dem benachbarten Rathausplatz errichtet wurde, musste der Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef passen. "Für die Versetzung des Torbogens haben wir leider keine Spenden und auch keine Fördermittel bekommen", bedauerte Vorsitzender Werner Osterbrink, "die Kosten für die Sanierung belaufen sich auf 40 000 Euro. Der Kirchenvorstand überlegt, wie das weitergeht."

Kunsthistoriker Professor Frank Günter Zehnder hatte in einem Gutachten gerade diese Kombination aus Brunnen und Torbogen herausgehoben. Sie vermittle zwischen Kirche und Verwaltung, zwischen dem Geistlichen und dem Weltlichen. Es ergebe sich eine chronologische Fährte: von den Bauepochen der Kirche Sankt Johann Baptist durch das historische Tor zum aktuellen Brunnen. Die Eisenschiene, die vom Brunnen zehn Meter auf den Rathausplatz reicht, sei als in die Zukunft weisende Linie fiktiv unendlich. "So wird eine Balance zwischen datierter Vergangenheit und ungewisser Zukunft geschaffen." Im Moment fehlt für das Gleichgewicht allerdings das Geld.

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