Der Schritt auf den Teppich ist unvergessen

Vor 50 Jahren hatte die Alliierte Hohe Kommission ihre Aufgabe erfüllt - Nur mit Murren räumte die belgische Armee den Petersberg in Königswinter für die Diplomaten

  Auf Augenhöhe  verhandelt Konrad Adenauer mit den Alliierten. Dass er zu ihnen auf den Teppich trat, wird seinerzeit als Symbol für Selbstvertrauen interpretiert.

Auf Augenhöhe verhandelt Konrad Adenauer mit den Alliierten. Dass er zu ihnen auf den Teppich trat, wird seinerzeit als Symbol für Selbstvertrauen interpretiert.

Foto: dpa

Königswinter. Vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa verabschiedete der Parlamentarische Rat am 8. Mai 1949 das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Nur wenige Orte sind mit der Entstehung der Bundesrepublik so eng verbunden wie der Petersberg. Dort tagten bekanntlich die drei Hohen Kommissare (AHK) John J. McCloy (USA), Brian Robertson (Großbritannien) und André François-Poncet (Frankreich), die nach der Staatsgründung die Militärgouverneure ersetzten.

Bereits am 16. August war mit der ersten Sitzung der AHK der Petersberg als Tagungsort in den Blick einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Genauer gesagt, handelte es sich um das ehemalige Mülhens`sche Kurhotel, das nach dem Zweiten Weltkrieg von amerikanischen Soldaten beschlagnahmt worden war.

Der britische General Brian Robertson, beauftragt mit der Raumbeschaffung für die AHK, hatte bereits im Mai 1949 ein Auge auf das Hotel auf dem Petersberg geworfen. Die belgische Armee - sie hatte hier zwischenzeitlich ein Erholungsheim für ihre Soldaten eingerichtet - stimmte eher murrend der Freigabe des Areals zu.

Am 21. September 1949 trat Bundeskanzler Konrad Adenauer in Begleitung einiger Bundesminister zu seinem Antrittsbesuch bei den Hohen Kommissaren auf dem Petersberg an. Eisig begann dieser offizielle Termin: Adenauer schmollte, weil McCloy ihn nicht unverzüglich empfing.

Dienstgeschäfte hatten die Begrüßung wohl etwas verzögert, und so weigerte sich der Kanzler - nach den Erinnerungen von McCloy - zunächst das Hotel zu betreten. Die Delegation der Bundesregierung verharrte vor dem Portikus im Regen. Schließlich ging McCloy direkt auf Adenauer zu: "Ich kann mir vorstellen, was Sie denken, Herr Bundeskanzler - ich wollte sagen, Sie denken jetzt sicher an Canossa."

Nach dieser nicht ganz ernst gemeinten Frage war das Eis gebrochen. Eine weitere Anekdote stärkte das Selbstbewusstsein einer ganzen "Verlierergeneration". Angeblich betrat Adenauer forsch den Teppich, auf dem ihm die drei Hohen Kommissare gegenüberstanden und stellte sich so mit ihnen auf eine Stufe. Wenn es nicht so geplant war, hatte es der "Alte aus Rhöndorf" zumindest gut inszeniert. Kaum bekannt wurde damals die Verwandtschaft zwischen McCloy und Adenauer. Die Großväter der Ehefrauen waren Brüder.

Dennoch litt das Verhältnis zwischen der ersten Bundesregierung und den AHK unter etlichen Belastungen. Den Deutschen wurde eine Abwertung der D-Mark diktiert. Auch die laufenden Demontagen der Alliierten erleichterten die Zusammenarbeit nicht. Das am 22. November 1949 paraphierte "Petersberger Abkommen" markierte mit seiner Souveränitätsausweitung einen wichtigen Schritt der noch jungen deutschen Demokratie.

Mit der Unterzeichnung des "Deutschland-Vertrags" am 26. Mai 1952 deutete sich das Ende des Dienstsitzes Petersberg der Hohen Kommissare an. Wenige Wochen später begann die Räumung des Hotels. Die AHK bezogen das neue Dienstgebäude in der Deichmannsaue in Mehlem.

Am 29. August 1952 dokumentierte die neu aufgezogene grün-weiß-rote Fahne Nordrhein-Westfalens über dem Restaurationsgebäude die Rückgabe des Petersberges an die Familie Mülhens. Ostern 1954 eröffnete das repräsentative Hotel wieder seine Pforten. In Kraft trat der "Deutschland-Vertrag" erst drei Jahre später.

Damit löste sich am 5. Mai 1955 in der Amerikanischen Botschaft in Bonn die Alliierte Hohe Kommission endgültig auf. Das Besatzungsstatut wurde aufgehoben. Vor 50 Jahren erlangte damit die Bundesrepublik Deutschland ihre Souveränität zurück und wurde Mitglied der Nato.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort