Der Schock des 11 - Septembers sitzt tief

US-Generalkonsul Daniel Harris eröffnet die Vortragsveranstaltung in der Bundeskunsthalle in Bonn - 250 Gäste diskutierten mit Wissenschaftlern über Folgen

Bonn. Mit einer Schweigeminute gedachten die Teilnehmer der Diskussion in der Bundeskunsthalle den Opfern der Terroranschläge von New York und Washington. In der Kreuzkirche läuteten Glocken für den Frieden. Bürger trafen sich in Bonn zum Gebet, bei Vorträgen und Lesungen, um an den 11. September zu erinnern.

In der Bundeskunsthalle diskutierten deutsche und amerikanische Experten zum Thema "Ein Jahr danach: Der 11. September und die Folgen" und suchten nach Antworten auf den Terrorismus. Das US-Generalkonsulat, das Amerika-Haus, das Seminar für Politische Wissenschaft der Universität Bonn, der Deutschlandfunk, die Deutsch-Atlantische Gesellschaft und das Ost-West-Kolleg hatten zu den Vorträgen eingeladen. Zur Eröffnung sprach der amerikanische Generalkonsul Daniel Harris. "Beim 11. September hat es sich nicht nur um einen Angriff auf Amerika, sondern auf die gesamte zivilisierte Welt gehandelt", sagte Harris. Der Terror habe dazu geführt, dass man sich auf gemeinsame Werte besinnen musste. Zugleich habe der 11. September die Verwundbarkeit der offenen Gesellschaften deutlich gemacht.

Im Kampf gegen den Terrorismus sei schon viel erreicht worden, so der Generalkonsul. Er hob ausdrücklich die Rolle der Bundesregierung als Gastgeber der Afghanistankonferenz auf dem Petersberg und die Entsendung von deutschen Soldaten hervor. "Die Amerikaner wissen das militärische Engagement in Afghanistan sehr zu schätzen", sagte Harris. Die Haltung der Bundesregierung zur Irak-Politik der USA ließ der Generalkonsul unkommentiert. Der Bonner Professor Christian Hacke stieß vor 250 Zuhörern die wissenschaftliche Betrachtung des 11. Septembers an, indem er eine historische Einordnung versuchte und dazu Pearl Harbor, das Attentat auf John F. Kennedy und die Truman-Doktrin heranzog. Schließlich kam er zu dem Ergebnis: "Es gibt einfach nichts Vergleichbares".

Nach vier Vorträgen kamen alle Experten bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Bilanz und Perspektiven der Anti-Terror-Koalition" zu Wort. Sie stellten die unterschiedliche Wahrnehmung des Terrors in Europa und den USA heraus. "Wir haben das Bewusstsein, dass wir in einer starken internationalen Krise stehen, nicht in einem Krieg, weil wir nicht direkt angegriffen wurden", sagte Ralf Roloff von der Bundeswehruniversität Hamburg. Den Satz "Es wird nichts mehr so sein wie es war" würde man heute nicht mehr sagen. "Wir haben etwas erkannt, das vorher schon da gewesen ist, die Schatten der Globalisierung", so Roloff. Daniel Hamilton von der John Hopkins Universität in Washington erklärte, dass der Schock des 11. Septembers in den USA viel tiefer sitze. Daraus ergebe sich aber auch die Chance, mit den alten Feinden aus der Zeit des Kalten Krieges zusammenzuarbeiten.

Eine weitere Frage lautete, ob zum Kampf gegen den Terrorismus die Vernichtung von möglichen Massenvernichtungswaffen im Irak gehört. Beides sind Sicherheitsprobleme, waren sich die Wissenschaftler einig. Die einen forderten konkrete Beweise. Für die anderen reicht für einen Angriff aus, dass diese Waffen in die Hände von Terroristen fallen könnten. Die internationale Bedrohung halte an.

Ein Jahr danach - Streifzug durch New York mehr...

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