Der Mantel ist der Kirche zu weit geworden

Kreisdechant Robert Kreuzberg verteidigt die Sparpläne des Kölner Erzbistums - Pfarreien sollen Konzepte erarbeiten und neue Partnerschaften schmieden - Erste Entwürfe bis Ende Dezember

  In Wort  und Schrift erläuterte am Mittwoch Kreisdechant Robert Kreuzberg die Sparpläne des Kölner Erzbistums.

In Wort und Schrift erläuterte am Mittwoch Kreisdechant Robert Kreuzberg die Sparpläne des Kölner Erzbistums.

Foto: Arndt

Rhein-Sieg-Kreis. Ein dicker Ordner liegt vor Robert Kreuzberg auf dem Tisch im Besprechungsraum der Kreisrendantur im Siegburger Caritashaus. Darin enthalten sind die Einsparvorgaben des Kölner Generalvikars. Doch konkrete Zahlen gab der Kreisdechant am Mittwoch nicht preis.

"Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt zu früh und nicht sinnvoll. Und es muss auch nicht immer so kommen, wie es das Erzbistum vorgeschlagen hat. Das ist eine sehr komplexe Angelegenheit", sagte Kreuzberg während einer Pressekonferenz des Kreiskatholikenrates zu den Sparplänen des Kölner Erzbistums. 90 Millionen Euro schwer ist das Sparpaket, von dem im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis 24 Seelsorgebereiche mit rund 224 000 Katholiken betroffen sind. Das Sparpaket hat in den vergangenen Tagen hohe Wellen geschlagen ( der General-Anzeiger berichtete).

Die fetten Jahre für die Kirche sind längst vorbei. Nun hat sich auch das Erzbistum Köln professioneller Berater bedient, mit dem Ziel, sinnvoll und sozial verträglich abzuspecken. Das, was die McKinsey-Experten im "Unternehmen" Erzbistum Köln analysiert und vorgeschlagen haben, soll nun in den einzelnen Gemeinden und Seelsorgebereichen umgesetzt werden.

Wie genau, und ob es im Einzelnen auch so kommt, ist dabei laut Kreuzberg noch völlig offen. "Die Pfarrgemeinden sind jetzt aufgefordert, offen und kreativ die Dinge anzugehen", so Kreuzberg. Das Erzbistum will unter anderem den 18-prozentigen Überhang an Kindergartenplätzen abbauen. "Aber für jedes katholische Kind wird es auch künftig einen Kindergartenplatz geben", sagte Kreuzberg.

Das sind derzeit in der Diözese 47 400. 1995 zählten die Gemeinden noch 64 800 Kinder katholischen Glaubens. Im Jahre 2010 werden es nach Berechnungen des Bistums nur noch 36 000 Kinder sein. "Wir müssen der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. Es wäre unverantwortlich, Erzieher und Erzieherinnen entlassen zu müssen, weil keine Kinder mehr kommen."

Nach den Vorstellungen von Kreuzberg sollen sich in den Pfarreien Kernteams bilden, die die Sparpläne prüfen und Gespräche mit den Städten und Gemeinden suchen. Von den insgesamt 2 500 Gruppen in der Erzdiözese werden laut Kreuzberg 900 bis zum Jahr 2010 nicht mehr gebraucht.

"Das betrifft sicher auch Gruppen in unserer Zuständigkeit. Dennoch sind die regionalen Unterschiede berücksichtigt, auch der Umstand, dass die Bevölkerung im Rhein-Sieg-Kreis wächst." Kreuzberg hofft, dass möglichst wenige Gruppen im Kreis geschlossen werden.

Vor allem bei der Gebäudeunterhaltung sollen die Zuschüsse nicht mehr so üppig fließen. Nach einem Schlüssel ist ausgerechnet, wieviele Quadratmeter Fläche jeder Seelsorgebereich haben darf. Auch viele Dienstwohnungen würden nicht mehr gebraucht. Zuschüsse etwa für Glocken und Orgeln werden nicht gezahlt. Und es werden weniger Stunden für Küster und Musiker angerechnet.

Überhänge muss die Gemeinde künftig selbst finanzieren. Sie kann Gebäude aber auch verkaufen oder vermieten. Das können auch Kirchen sein, die nicht mehr genutzt werden. Betroffen sind zudem die Büchereien. Nur eine pro Seelsorgebereich wird noch bezuschusst.

"Das ist auch eine große Chance, Partnerschaften mit Träger- oder Ortsvereinen einzugehen. Da gibt es durchaus intelligente Lösungen", meinte Karl-Heinz Löhr, Geschäftsführer des Kreiskatholikenrates, der die Dekanate Eitorf/Hennef, Königswinter, Neunkirchen, Sankt Augustin/Siegburg und Troisdorf umfasst. Das schließe die evangelische Kirche durchaus mit ein.

So ganz kann Kreuzberg den großen Wirbel um die Einsparpläne nicht verstehen. "Wir haben immer weniger Katholiken. Nicht allein wegen der Austritte, sondern weil immer weniger Kinder geboren und getauft werden. Der Mantel ist einfach zu weit geworden. Wir müssen sehen, dass wir gesund bleiben. Wenn wir als eine der größten Diözesen der Welt absaufen, hat das große Probleme zur Folge", verteidigt Kreuzberg den Sparkurs.

Bis 15. November haben die Gemeinden Zeit, offene Fragen zu klären. Bis 31. Dezember soll ein grober Entwurf von den Kirchenvorständen erarbeitet sein. Dann geht es bis Ostern in die Beratungen, in denen die Vorgaben aus Köln mit den Vorschlägen aus den Gemeinden abgeglichen werden.

Der entgültige Entwurf soll Ende Juli dem Generalvikariat vorliegen. Bis 2008 sollen die darin festgeschriebenen Pläne stufenweise abgearbeitet werden. "Das ist ein vernünftiger Zeitrahmen", sagte Kreuzberg. Dennoch komme es nun darauf an, die Dinge zügig anzupacken.

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