Jonny Winters aus Kircheib Der König des Rock'n'Roll ist sein Leben

KIRCHEIB · Wer von Eitorf über die Landesgrenze nach Kircheib fährt und in die Röttgenstraße einbiegt, entdeckt sofort das Haus mit der Nummer sechs. Die Garage verziert ein großes Elvis-Transparent, an den Fensterscheiben im Erdgeschoss hängen Fotos des verstorbenen King of Rock'n'Roll, und überhaupt hat man den Eindruck, dass man vor dem Graceland des Westerwaldes steht.

Jonny Winters hat sein Haus zu einem Refugium gestaltet, in dem einem an jeder Ecke Presley begegnet. Poster, Plattenhüllen, Bücher, Anzüge, Gitarren - es ist eine ganz eigene Elvis-Welt, in der Winters mit seiner Frau Irma Stanton lebt. Winters bezeichnet sich selbst als Elvis-Entertainer. Mit markanter Sonnenbrille, glitzerndem Las-Vegas-Outfit, schwarzer Elvis-Tolle und Hüftschwung tritt er seit mehr als 30 Jahren als "Westerwald-Elvis" auf und hält auf seine Art die Erinnerung an Elvis Presley lebendig.

Der Hausherr, stilecht gekleidet mit rotem Hemd und Elvis-Sonnenbrille, ist gerade im Erdgeschoss in seinem kleinen Proberaum. "Heute Abend kommen Musiker, mit denen ich mich für meinen nächsten Auftritt vorbereite", sagt der gut gelaunte Winters, der weder seinen bürgerlichen Namen, noch sein wahres Alter verrät. "Ich bin für immer 42", sagt Winters. Ein Querverweis auf das Alter, in dem Elvis Presley in den Rock'n'Roll-Himmel eintrat. Winters trat im Januar mit seiner Band in der Justizvollzugsanstalt Siegburg auf und begeisterte die Inhaftierten mit Elvis-Evergreens.

Das Treppenhaus, das Wohnzimmer, ja sogar das Schlafzimmer - überall ist Elvis allgegenwärtig. Sogar den Duschvorhang verziert der King. "Ich lebe halt meinen Traum", sagt Winters. Dazu gehört natürlich auch ein stilechter Cadillac El Dorado aus dem Jahr 1959.

"Tutti Frutti" war das erste Stück, das Winters in den 60er Jahren von Elvis hörte. "Ich war sofort infiziert. Was für ein Sänger, was für ein Rhythmus." Jonny Winters wollte fortan selbst Musik machen. "Mein erstes Instrument war eine Schlagzither, die ich mit einem Groschen spielte. Ein Radio nutzte ich als Verstärker", sagt Winters, der seinen Namen von einem Förderer erhielt. In der Landwirtschaft verdiente er sich sein erstes Geld, um den Gitarrenunterricht finanzieren zu können.

Winters geht ins Schlafzimmer. Neben einer Original-Armeejacke von Elvis, die ihm Presleys Militär-Friseur schenkte, hängen dort die glitzernden strassbesetzten Overalls, für die Presley in den 70er Jahren bekannt war. Die auffälligen Anzüge fertigte sich Winters selbst an.

Bei der Eitorfer Band "Five Cutes" spielte er in den 60er Jahren als Gitarrist Beat-und Tanzmusik und lernte obendrein Trompete. Winters hatte viele Beruf. Er war Binnenschiffer und Fernfahrer, bis er sich schließlich zum Elektriker ausbilden ließ. In diesem Beruf erlitt Winters 1985 einen Arbeitsunfall, der ihn beinah das Leben kostete. Bei einem Auftrag in Leuscheid erlitt er in 17 Metern Höhe an einem Mast einen Stromschlag, bei dem 11 000 Volt durch seinen Körper flossen. Winters überlebte und nahm sich vor, sich fortan um die Musik und um seine Elvis-Leidenschaft zu kümmern.

Bereits 1979 war er bei Udo Werners Talentprobe im Kölner Tanzbrunnen erfolgreich aufgetreten. Ab 1992 machte er sich selbstständig und tritt seitdem als Elvis-Entertainer auf. Er singt auf Hochzeiten, Geburtstagen, und gibt ständig Konzerte. Ehefrau Irma managt ihn.

Winters reist jedes Jahr nach Memphis und besucht Graceland, das Haus von Elvis Presley, das heute ein Museum ist. Über Kontakte lernte er viele Menschen aus der Elvis-Welt kennen. So auch Presleys ehemaligen Gitarristen Scotty Moore und den Schlagzeuger DJ Fontana, die er für Auftritte mit ihm in Deutschland gewinnen konnte. Von einer Elvis-Verwandten bekam er sogar ein Stück Teppich aus Graceland geschenkt. Nach seinem Auftritt in der Fernsehsendung "Das perfekte Dinner" schenkte ihm eine Frau aus Bad Nauheim spontan eine Original-Fotosammlung, die sie während Elvis' Armeeaufenthalt in Deutschland geschossen hat. Winters bedankte sich mit einem Auftritt zum 70. Geburtstag der Dame.

Im nächsten Jahr will er zusammen mit einem großen Chor Graceland besuchen und im Meditationsgarten, Presleys letzter Ruhestätte, dem King ein Ständchen bringen. "Die Vorbereitungen laufen schon", sagt Winters.

Chorsänger können sich unter www.irma-stanton.de über das Projekt informieren.

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