Der Immenhof lag ursprünglich in Miel

Der Film der vor 50 Jahren Kino-Schlager war, sollte eigentlich an der Mieler Wasserburg gedreht werden - Als das Wetter aber schlecht blieb, wurden die Islandpferde dort lediglich trainiert

Trainingsstunde:  Am Eingang des Mieler Schlosses haben einheimische Kinder mit den Islandpferden Treppensteigen geübt, damit es später im Film klappt.

Trainingsstunde: Am Eingang des Mieler Schlosses haben einheimische Kinder mit den Islandpferden Treppensteigen geübt, damit es später im Film klappt.

Foto: Privat

Rhein-Sieg-Kreis. "Trippel, trappel Pony" - der Schlager lässt das Bild von wuscheligen Mähnen und zwei Backfischen entstehen. So hießen Teenager früher. Vor 50 Jahren eroberte der Film "Die Mädels vom Immenhof" die Kinos, gefolgt von "Hochzeit" und "Ferien auf Immenhof".

Tausende fühlten sich wie "Dick und Dalli", die Figuren der Bonner Schriftstellerin Ursula Bruns. Mit der Filmpremiere erlebten auch sie ein Debüt: Zum ersten Mal flitzten Islandpferde im gelaufenen Schritt, dem Tölt, über die Wiesen des Kellersees in der holsteinischen Schweiz.

Zuvor hatten die Lampen der Kameraleute allerdings die Mieler Wasserburg ausgeleuchtet. Angelika Meissner-Voelkner (Dick) und Heidi Brühl (Dalli) sollten vom 6. bis 25. September 1954 über die Weiden von Swisttal-Miel galoppieren, die 40-köpfige Crew in Rheinbacher Hotels wohnen. Das dauerhaft schlechte Wetter machte jedoch einen Strich durch die Rechnung, und das Gut Rothensande in Malente wurde letztlich zum "Immenhof".

Die Mieler Burgbewohner Franziska von Kintzel, ihr Bruder Hugo, Vetter Wolfgang sowie Alfred Mayer und Andreas Breidenbenden trainierten die Pferde jedoch zusammen mit Ursula Bruns auf den Schlosswiesen: "Eine strenge, aber gerechte Frau", erinnert sich Franziska von Kintzel. Vater Hugo war vom Temperament der "Isis" nicht begeistert. Seine Tochter nennt den Übeltäter: "“Blési„ sprang aus dem Stand über den Zaun und machte die Mieler Wiesen unsicher." Erst als er sich satt gefressen hatte, trottete er zurück.

Auf der Burgtreppe übten die Kinder im Alter zwischen zehn und 14 Jahren mit den Shetlandponys und Islandpferden das Treppensteigen. Für eine Filmszene mussten die Tiere ein Fischbecken aussaufen, ohne den Goldfisch darin zu verschlucken. Rechnungen mussten sie auch fressen, erzählte der heute 61-jährige Alfred Mayer.

Pferd "Blakkur" gab sogar "Hüfchen". Mayer und sein Schimmel "Gráni" waren Statisten beim zweiten Film, ritten 16 Mal in den Kellersee, bis die Szene stand. Ursula Bruns fuhr bis zum Kultusminister, damit der Junge dafür schulfrei bekam. Auch das Einfangen der Pferde war ein Akt. Meyer, damals 14 Jahre alt: "Wir packten sie am Schweif."

Die tierischen Filmstars kamen auf Umwegen von Island nach Miel. Sie sollten eigentlich in Schottland Eigenwerbung betreiben. Als "Sóti" den Chef der Kavallerie dort jedoch vor 3 000 Zuschauern auf den Hosenboden setzte, blieb die Gegenliebe aus. Das isländische Gesetz verbietet aber die Rückführung von exportierten Tieren wegen Seuchengefahr. Bruns hörte davon und vermittelte den Verkauf der fünf Temperamentsbolzen an die Filmgesellschaft "Arca".

Nach den Dreharbeiten zerstreute sich die kleine Herde. Die kleineren Shetlandponys von Kintzels kamen zurück nach Miel. Stute "Mausi von Miel" wurde 44 Jahre alt und holte sich jede Menge Preise. Die Shettys aus Bad Münstereifel fanden ein tragisches Ende. Sie verbrannten auf dem Rücktransport in Rheinbach-Neukirchen. Ein Funke aus dem Traktor hatte das Stroh ihres Hängers entzündet.

Die Idee von Bruns, durch die Filme Islandpferde zu etablieren, blieb lange ohne Erfolg. Nur bei Fritz Berchem aus Wachtberg-Villiprott schlug sie sofort ein. "Die Frau war wie ein Wirbelsturm", erinnert sich dessen Tochter Karin. Sie und Schwester Ute kümmerten sich wie "Dick und Dalli" um die tierischen Ex-Filmstars im Ponyhotel Wiesenau.

Karin Berchem schwärmt: "“Falkir„ war mein Star." Für sie machte er alles, "sogar Männchen". "Blési" machte seinem Mieler Ruf alle Ehre und büxte nachts aus. "Meine Mutter und ich liefen oft in wehenden Nachthemden durch den Kottenforst."

Wie beim filmischen Vorbild verlief auch der Erfolg des Ponyhotels. Die Gäste verlängerten ihren Urlaub. Der Platz wurde knapp: "Wir mussten bei den Pferden übernachten." Von diesem "Zwischenlager" kamen viele Isis nach Alfter-Witterschlick, dem ersten offiziellen Depot. Der dortige Trakehnerzüchter Franz Podlech war von deren Wetterfestigkeit hingerissen.

Der Vorreiter der Zucht ließ als Erster Islandpferde nach Köln-Wahn einfliegen und löste in der Folge Empörung aus. Tölt wie auch die Offenstallhaltung wurden in der Fachwelt als Tierquälerei geächtet. "Drei Mal die Woche kam der Tierschutz zu uns", berichtete Podlech in einem Interview. Die Strafen wurden bezahlt. Die Pferde blieben draußen.

Wie Erika Müllers "Gráni", Heidi Brühls Pferd, das Podlechs Begeisterung weckte. Mit ihm ritt sie 1961 im Bonner Karnevalszug mit: "Damals brauchte ich kein Kostüm." "Gráni" war Maskerade genug. Anfang der 60er Jahre kam die erste tragende Stute bei Podlechs an, mit der Zuchtnummer 514 der erste Hengst. Sohn Bruno gehört heute zu den bedeutendsten Züchtern. Bruder Robert, ebenfalls Züchter, erinnert sich noch gut an Ursula Bruns - als "Tante Ulla".

Bis in den August hinein wird in Malente das Immenhof-Festival gefeiert. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.immenhof-filme.info.

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