Das Trauschiff

Das Standesamt der Stadt Wesseling eröffnet eine "schwimmende" Außenstelle - Die "Anja" ermöglicht jeweils jeden dritten Freitag und Samstag eine Hochzeit auf dem Rhein

  Bereit für Brautpaare:  Reiner Weisbarth und seine "Anja".

Bereit für Brautpaare: Reiner Weisbarth und seine "Anja".

Foto: Wolfgang Henry

Wesseling. Blitzblank geputzt schaukelt das weiße Passagierschiff an seinem Urfelder Anleger auf dem Rhein. Kleine Wellen schlagen an seinen Bug, die bunten Fähnchen flattern im sanften Wind. Die "Anja" bietet ohne Frage einen romantischen Anblick - und wird künftig auch Ort für lebenslange Treueschwüre sein: Von Donnerstag an ist das Schiff offizielle Außenstelle des Wesselinger Standesamtes. Auf der fahrenden oder liegenden "Anja" können sich Paare das Jawort geben.

"Wir sind die erste Kommune in Nordrhein-Westfalen, die Paaren eine standesamtliche Hochzeit auf einem fahrenden Schiff ermöglicht", sagt Klaus Drossel, erster Standesbeamter der Stadt Wesseling. Jeden dritten Freitag und Samstag im Monat können Paare auf dem Rhein ab sofort den Bund fürs Leben eingehen.

"Das Schild der Stadt Wesseling macht dies möglich - ohne das Schild geht es nicht", erklärt Reiner Weisbarth, Eigentümer des Fahrgastschiffs mit den großen Panoramafenstern. "Der Standesbeamte hat dann das Sagerecht auf der Anja", so Weisbarth. Er könne sogar jemanden von seinem Schiff schmeißen, fügt er schmunzelnd hinzu.

Ob es der 06.06.06 ist, eine Trauung auf Schloss Eichholz oder das Taucherbecken im Monte Mare in Rheinbach - der Trend, sich besondere Hochzeitsdaten oder -orte auszusuchen, ist für die Standesämter längst spürbar. "Die Nachfrage nach besonderen Orten und Zeiten der Eheschließung steigt immer weiter", so Drossel.

"Paare wollen nicht nur im Rathaus feiern, sondern möchten sich mit ihrer Hochzeit abheben", weiß auch Peter Adolf, Pressesprecher der Stadt Wesseling. Von rund 150 Trauungen pro Jahr in Wesseling fänden mittlerweile knapp 50 auf Schloss Eichholz oder im historischen Ratssaal des Alten Rathauses statt.

"Vor fünf oder sechs Jahren kam mir die Idee mit einer Trauung auf dem fahrenden Schiff", erinnert sich Weisbarth. Er habe sich damals jedoch nicht an den Bürgermeister Günter Ditgens gewandt und es sei ihm nicht gelungen, die Idee zu verwirklichen. "Als Herr Ditgens dann bei einem Event auf der 'Anja' im Sommer 2005 von einer Hochzeit auf dem Schiff sprach, dachte ich, ich höre nicht richtig", so der Kapitän. Dass aus seinem Traum jetzt Wirklichkeit wird, habe er vor allem dem Bürgermeister zu verdanken, der sich für die Idee eingesetzt habe, so Weisbarth.

Ob der Tisch des Standesbeamten im Bug des Schiffs, im oberen oder im unteren Salon stehen wird und ob es danach noch einen Sekt an Bord oder eine Feier mit offenem Ende gibt, bleibt den Paaren ebenso überlassen wie die Entscheidung, ob die Trauung auf der Fahrt oder am Anlieger stattfindet. "Wir sind flexibel", sagt Weisbarth. Die Grenzen der Stadt Wesseling - so sieht es das Gesetz vor - dürfen aber bei der Zeremonie nicht überschritten werden, danach jedoch kann die Fahrt weitergehen.

"Wir hatten schon kirchliche Trauungen hier. Die waren sehr festlich - mit Stil und Atmosphäre", so Weisbarth, der sich schon auf die neue Aufgabe der standesamtlichen Trauungen freut. Die Vorbereitungen sind getroffen, das Schild hängt: Ab Freitag kann es mitten auf dem Rhein zwischen Köln und Bonn heißen: "Ja, ich will!"

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