Das Geisterhaus: Ein Besuch im Drachenfels-Hotel

Es ist, als würde gleich Danny mit seinem Spielauto um die Ecke biegen. Die Szene aus Stanley Kubricks Horrorfilm "Shining" mit dem diabolischen Jack Nicholson alias Jack Torrance in dem abgeschiedenen Berghotel in den Bergen von Colorado könnte auch hier im Hotel auf dem Drachenfels gedreht sein.

Das Geisterhaus: Ein Besuch im Drachenfels-Hotel
Foto: Frank Homann

Drachenfels. Es ist, als würde gleich Danny mit seinem Spielauto um die Ecke biegen. Die Szene aus Stanley Kubricks Horrorfilm "Shining" mit dem diabolischen Jack Nicholson alias Jack Torrance in dem abgeschiedenen Berghotel in den Bergen von Colorado könnte auch hier im Hotel auf dem Drachenfels gedreht sein.

Der schmale Flur mit dem langen Läufer im zweiten Obergeschoss beschreibt eine leichte Kurve, die einstigen Hotelzimmer mit den aufsteigenden Nummern ab 20 klaffen einem entleert entgegen, seit Jahrzehnten hat hier kein Hotelgast mehr gewohnt.

Der ZeitplanBis zum eigentlichen Abriss des Restaurants werden nach Auskunft von Projektsteuerer Ägidius Strack noch ein paar Wochen vergehen. Bis dahin müssen Materialien und Inventar von der Kiesschüttung auf dem Dach bis zu Küchengeräten fortgeschafft oder entsorgt werden. Ende Februar soll der Abbruch abgeschlossen sein. Parallel werden die Leistungsverzeichnisse vorbereitet, im März die Ausschreibung versendet. Strack rechnet mit einem Beginn der Sanierung des Hotels und der Neugestaltung der Außenanlagen im April 2011.

Der Altbau wird saniert und erhält einen zeitgemäßen Brandschutz. Dazu gehört auch der Bau eines zweiten Treppenhauses. Den Baubeginn des Glaskubus erwartet Strack im Mai. "Wenn es perfekt läuft, ist im Dezember 2011 alles fertig. Ich wäre aber auch froh, wenn wir das Haus Ostern 2012 in Betrieb nehmen könnten."

Dichter Nebel hüllt an diesem kalten Novembermorgen das Hotel ein, fast gespenstisch taucht schemenhaft die Drachenfelsruine über dem Gebäude auf. Möbelpacker sind damit beschäftigt, das an das Hotel angebaute Restaurant leer zu räumen, bevor dort der Abriss beginnt. Alles, was von Küche und Inventar noch zu gebrauchen ist, kommt in ein Zwischenlager in Aegidienberg.

Der Betonklotz muss weichen, das Hotel darf bleiben und wird saniert, auch wenn es künftig nicht als Hotel, sondern nur für Tagungen und Seminare genutzt werden wird. Das Gebäude wurde in den Jahren 1936 und 1937 nach Entwürfen von Bernhard Gelderblom, dem Leiter des Preußischen Hochbauamtes in Bonn, unter Mitarbeit von Karl Hrych erbaut und 1971 bereits einmal saniert.

Der Bau hat bleibende Werte, die - wie das Gebäude selbst - unter Denkmalschutz stehen. Dazu gehört das Holztreppenhaus mit den drei hochrechteckigen Fenstern und den drei Rundfenstern. Dazu gehört auch der originale Fliesenboden aus schwarzem und gelbem Naturstein im Eingangssaal. Der Saal wird auch künftig vom neuen Glaskubus - wie bisher vom 70er Jahre Restaurant - durch einen Durchgang zu erreichen sein.

Dennoch hatte der mutige Entwurf, der das Hotel gleich mit abreißen wollte, im Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Drachenfelsplateaus zunächst den ersten Platz belegt. Das "Oben-ohne-Modell" scheiterte letztlich nicht am Denkmalschutz, sondern an den explodierenden Kosten, als konkret geplant wurde.

Immerhin bezeichnete der damalige Abteilungsleiter des Landesbauministeriums als Oberer Denkmalbehörde, Hans-Dieter Collinet, das Hotel als "Zeitzeugnis, auf das nicht ohne weiteres verzichtet werden kann". Dass das Gebäude in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet wurde, sprach nach seiner Meinung nicht gegen seinen Status als Denkmal.

Die Finanzierung8,2 Millionen Euro kostet die Neugestaltung des Drachenfelsplateaus. Die Sanierung des Hotels kostet rund 1,7 Millionen. Weitere Posten: Neubau Glaskubus 4,1 Millionen, Außenanlagen 1,6 Millionen, Abbruch Restaurant 0,7 Millionen, Sanierung Kellergeschoss Restaurant 0,2 Millionen. Von den Neubaukosten trägt die WWG 1,1 Millionen, die restlichen 7,1 Millionen teilen sich Land und Stadt im Verhältnis 70:30.

Im zweiten Obergeschoss wird es auch nach der Sanierung in Zukunft einsam bleiben. Die Etage wird erst einmal nur entkernt. Das erste Obergeschoss wird für Seminar- und Tagungsbetrieb für bis zu 60 Personen hergerichtet. Außerdem wird dort der Pächter wohnen. Der Eingangssaal wird noch attraktiver als heute. Die Wand gegenüber dem Eingang verschwindet, so dass sich dem Gast ein fantastischer Blick ins Rheintal bieten wird.

Teuer wird die Sanierung aber vor allem durch die Ertüchtigung der alten Fenster im Obergeschoss, die auch erhalten werden müssen. Auch die Fassade und der Balkon werden verschönert. Einen neuen Zugang erhält das Hotel zudem.

Das müsste eigentlich umbenannt werden, denn ein Hotel wird es hier nicht mehr geben. "Ein Hotelbetrieb ist hier wirtschaftlich nicht mehr darstellbar", sagt Projektsteuerer Ägidius Strack.

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