GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dä Düüvel drieß nie op ene kleene Hoofe

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Diese Redensart gibt es auch im Hochdeutschen und enthält seit jeher eine fundamentale Gesellschaftskritik. Die ist so tief im kollektiven Bewusstsein verankert, dass sie praktisch nicht hinterfragt wird. „Dä Düüvel drieß nie op ene kleene Hoofe“ heißt wörtlich übersetzt auf Hochdeutsch: „Der Teufel sch..ßt nie auf einen kleinen Haufen.“ Hier werden Geld, Reichtum, Kapitalismus mit dem Teufel personifiziert.

„Wer einmal reich ist und etwas besitzt, der bekommt auch immer noch etwas dazu. Und der Arme bleibt arm“, sagt Mundartsprecher Karl Friedrich Schleier. Und Liesel Lorscheidt konkretisiert: „Wenn Du eine Million hast, kommt Du schneller an die zweite, als ein anderer an die erste.“ Das kann durchaus ein Ausdruck des Neids sein. Auf der anderen Seite spielt auch der Begriff Geiz eine Rolle. Es gibt auch den schönen rheinischen Satz: „Wir haben unser Geld nicht vom Ausgeben, sondern vom Behalten.“

Was den Teufel und seinen Haufen angeht, kennt Dialektsachverständiger Josef Schwalb noch eine übergeordnete Bedeutung aus der Gedankenwelt des rheinischen Katholizismus. „Wenn es eine üble Sache gibt, hinter der der Teufel steckt, dann ist sie auch wirklich sehr übel, denn wenn der Teufel etwas anfängt, dann gibt er sich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden.“

Die Kernaussage „Reich bleibt reich und Arm bleibt arm“ ist übrigens auch wissenschaftlich erklärbar. Der französische Ökonom und Wirtschaftsprofessor Thomas Piketty, der mit dem Werk „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ bekannt wurde, erläutert das so: „Weil in der Regel die Kapitalerträge höher sind als das Wachstum der Volkswirtschaft, ist Ungleichheit keine versehentliche Begleiterscheinung des Kapitalismus, sondern eine zwangsläufige Konsequenz.“ Das ist doch auch eine beruhigende Erkenntnis, dass die rheinische Alltagsphilosophie durch die moderne Wissenschaft belegbar ist.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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