GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dä hätt jet an de Föß

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Mag sein, dass der Unbedarfte bei dieser rheinischen Redensart erst einmal in die völlig falsche Richtung denkt. Vielleicht geht er davon aus, dass es sich hier um eine Bemerkung handelt, die in das Themenspektrum der Orthopädie gehört, aber weit gefehlt. Hier ist die Rede von etwas viel Elementarerem. Der Ausdruck: „Dä hätt jet an de Föß“ ist recht leicht wörtlich übersetzt ins Hochdeutsche und stellt für den Zugereisten keine hohe Hürde dar:

Der hat etwas an den Füßen. Es geht hier aber nicht um Lahme und Humpelnde. Es geht nicht um Schmerzen und Ermüdungsbrüche.

Vielmehr werden hier Menschen bezeichnet, die reich sind, die nicht auf den Pfennig achten müssen. Der übergeordnete Sinn könnte also lauten: Der hat richtig viel Geld.

Aber wie kommt es zu dem sprachlichen Vergleich mit den Füßen? Das ist nur aus der Historie erklärbar und reicht zurück in Zeiten, als der Besitz von Schuhwerk noch keine Selbstverständlichkeit war, ja im Gegenteil ein ausgesprochenes Zeichen für Wohlsituiertheit. Und wer in der Lage war, sehr gutes und robustes Schuhwerk zu tragen, der musste schon reich sein.

In die gleiche Richtung geht die Charakterisierung „wohlbetucht“ zu sein. Wer etwas Geld hat, der kann sich in gute Tücher hüllen. Und so kam man nach und nach zu der weitreichenden Erkenntnis: Kleider machen Leute. Reiche Menschen können sich wertvolle Kleidung leisten. Im Umkehrschluss werden gut gekleidete Menschen allgemein erst einmal als wohlhabend angesehen.

Wer in alten und abgerissenen Kleidern in die Öffentlichkeit geht, der hält demgegenüber nicht viel auf sich und kann eigentlich nur arm und bedürftig sein. Dann heißt es schnell: Du lövs eröm wie e Halfjehange. Man sieht dann aus, als sei das Kleidungsstück nur halb ordentlich auf den Kleiderbügel gehängt. Und wenn das Kleidungsstück nicht richtig passt, sei es von der Größe oder der Farbe her, dann fragt man: Wat häste für e Jefräckels an? Das Substantiv hat wohl Bezug zu Frack und Gefrickel.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Der GA bietet in Zusammenarbeit mit LVR-Sprachforscher Peter Honnen den Podcast „So geht Rheinisch“. Infos unter www.ga.de/podcast

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