Brühler zwischen Phantasialand und Naturschutz

Umfrage zeigt: Bürger sehen Freizeitpark als Wirtschaftsfaktor, wollen aber auch den Villewald erhalten

Brühl. Wenn sich die Brühler entscheiden könnten, würden sie sich für den Ausbau des Freizeitparks Phantasialand oder für den Erhalt des Villewaldes und für Lärmschutz entscheiden?

Dieser Frage ist Jan-Erik Steinkrüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geografischen Institut der Bonner Universität, mit einigen Studenten in Brühl nachgegangen. Die Ergebnisse seiner Umfrage zeigen: Das Thema ist bei den Bewohnern präsent und polarisiert.

Info Weitere Informationen unter www.50tausendbaeume.deKurz vor der Bundestagswahl befragten er und fünf Studenten in der Brühler Innenstadt 221 Personen. "Die Zahl ist nicht repräsentativ, das Ergebnis zeigt aber schon eine Tendenz", so Steinkrüger. Der Zeitpunkt war gut gewählt: "Die Phantasialand-Erweiterung war auch Wahlkampfthema."

Dass die Bürger sich damit auseinandersetzen, zeigte auch die Feststellung, dass die Befragten überwiegend eindeutige Positionen bezogen, statt vorsichtig "eher" oder "eher nicht" zuzustimmen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Zahlen der Befürworter und der Ablehner des Ausbaus etwa die Waage halten: Sowohl bei der Wahl zwischen Ausbau und Walderhalt als auch bei der Wahl zwischen Ausbau und Lärmschutz sind die Antworten fast ausgeglichen.

"Das spricht dafür, dass sowohl wirtschaftliche Interessen als auch Naturschutz und Anwohnerrechte von den Passanten wahr- und ernst genommen werden." Fast alle Befragten sehen im Phantasialand einen wichtigen Arbeitgeber für Brühl, mehrheitlich sind sie auch der Meinung, dass auch andere Firmen in der Region davon profitieren.

Die Erweiterung Für den Ausbau des Freizeitparkes müssten nach den bisherigen Planungen Teile des Villewaldes weichen. Die Stadt Brühl verhandelt derzeit über 14 Hektar, die Phantasialand-Leitung will 30 Hektar des Waldes kaufen. Politisch stellen sich diesen Plänen vor allem die Grünen entgegen, während CDU und FDP für die Erweiterung sind.

Zwei Initiativen befassen sich mit dem Thema: "Bovivo" vertritt die Interessen der Brühler in Sachen Lärmschutz (www.bovivo.de), "50 000 Bäume" will den Wald als Naherholungsgebiet erhalten.Aber nur die Hälfte geht davon aus, dass die Erweiterung wirklich notwendig für den Fortbestand ist, wie es von Seiten der Leitung des Freizeitparks betont wird. Die meisten Passanten sehen im Villewald ein wichtiges Naherholungsgebiet, wobei hier die Antworten je nach Alter der Befragten recht unterschiedlich ausfielen: Alle Personen über 65 Jahre stimmen dem zu, aber nur knapp 70 Prozent der Unter-18-Jährigen.

Eine knappe Mehrheit ist davon überzeugt, dass Ausgleichsflächen, selbst wenn sie doppelt so groß sind wie der bisherige Wald, kein ausreichender Ersatz sind - diese Flächen lägen wahrscheinlich außerhalb des Stadtgebietes. Insgesamt finden knapp 65 Prozent der Befragten, dass der Villewald nicht wirtschaftlichen Interessen geopfert werden dürfe.

Bei der Aufschlüsselung nach Altersgruppen gibt es kaum Abweichungen von diesem Wert, mit Ausnahme der Jugendlichen unter 18 Jahren: Hier stimmen nur rund 35 Prozent für den Erhalt des Waldes. Es sei ein Hinweis darauf, welche Altersgruppen das Phantasialand besonders nutzen, meinte Steinkrüger.

Bei der Aussage "Die direkten Nachbarn müssen zu viel Lärm ertragen" auf dem Fragebogen fand er Erstaunliches heraus: "Die Anwohner stimmten dem weniger zu als die Nicht-Anwohner." Ähnlich sah es beim Gesamteindruck aus: "Diejenigen, die angaben, sich mit dem Thema beschäftigt zu haben, hatten ein weniger negatives Bild von den Erweiterungsplänen als die, die sie nur aus der Presse kannten."

Steinkrüger und die Studenten hatten sich auch mit Vertretern des Phantasialandes sowie der Bürgerinitiativen "Bovivo" und "50 000 Bäume" ausgetauscht. "Eine einfache Lösung, mit der alle Interessensvertreter zufrieden sind, scheint aber kaum möglich."

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