Bonner Konzern kauft das Landesbehördenhaus

NRW-Minister Linssen hat den Antrag bereits unterschrieben - IVG will das Haus abreißen, dort neue Bürogebäude bauen und muss dabei ein Kreuzkrötenbiotop erhalten - Die Polizei zieht in drei Monaten aus

Bonner Konzern kauft das Landesbehördenhaus
Foto: Malsch

Bonn. Der Bonner Konzern IVG Immobilien AG kauft das Landesbehördenhaus an der Friedrich-Ebert-Allee 144, in dem auch das Polizeipräsidium untergebracht ist. Nach GA-Informationen befasst sich am 24. August der Haushalts- und Finanzausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags mit dem Verkauf der landeseigenen Liegenschaft.

Die Zustimmung der Abgeordneten zu dem Verkauf an die IVG gilt als absolut sicher, nachdem bereits NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) die entsprechende Vorlage an den Ausschuss unterschrieben hat.

Auch die IVG geht davon aus, dass der Deal klappt. Denn der GA erfuhr, dass der Konzern beabsichtigt, das Haus abzureißen und auf dem Areal Bürogebäude mit insgesamt rund 120 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zu erstellen; vier Architektenbüros sollen in Kürze beauftragt werden, entsprechende Entwürfe zu erarbeiten.

Die Bebauung soll in mehrere Abschnitte teilbar sein, aber auch durch ein räumliches und funktionales Zusammenschalten einzelner Gebäude die Möglichkeit bieten, auf Anforderungen eines Großnutzers reagieren zu können. Dabei muss die IVG auf ein Kreuzkrötenbiotop am nordwestlichen Rand des Grundstücks Rücksicht nehmen. Denn die Kreuzkröte gilt als "streng geschützte Art"; daher muss das Biotop erhalten bleiben.

1971 war mit dem Bau des Landesbehördenhauses begonnen worden, dessen kastenartige Architektur dem damaligen Zeitgeist entsprach. Neben dem Polizeipräsidium, das seinerzeit in verschiedenen Gebäuden in Bonn untergebracht war, zogen weitere Landesbehörden in das Haus: das Amt für Agrarordnung sowie das Staatshochbauamt, die aber in den 90er Jahren wieder ausgezogen sind - und das Staatliche Umweltamt, dessen 150 Mitarbeiter vor wenigen Tagen ebenfalls in der Friedrich-Ebert-Allee ihre Schreibtische ab- und in der Godesberger Allee 136 wieder aufgebaut haben.

Nicht nur aufgrund des Wegzugs dieser Ämter, sondern auch wegen des Stellenanbaus bei der Polizei war der Bau viel zu groß geworden.

So hatte die Polizei zu Bundeshauptstadtzeiten fast 2 500 Beamte; jetzt sind's nur noch 1 168, von denen 750 Bedienstete im kommenden Oktober in den Neubau auf dem ehemaligen Dahlienfeld in Ramersdorf einziehen. "Maßgeschneidert" sei das Gebäude für seine Behörde, lobt Polizeipräsident Wolfgang Albers das 55-Millionen-Euro-Projekt.

IVG

Die IVG Immobilien AG gehört zu den größten börsennotierten Immobiliengesellschaften in Europa. Die Investitionen konzentrieren sich auf Büro- und Logistikimmobilien in bedeutenden europäischen Metropolen und Wachstumszentren.

Das jährliche Transaktionsvolumen - Käufe und Verkäufe - gibt die IVG mit über drei Milliarden Euro an. Das eigene Immobilienvermögen liegt bei 3,5 Milliarden Euro, das Projektentwicklungsvolumen bei 1,1 Milliarden Euro. Den Wert der von der IVG verwalteten Immobilien Dritter gibt das Unternehmen mit 13,9 Milliarden Euro an. Von den 829 Mitarbeiter sind 170 in der Bonner Zentrale beschäftigt.

Die IVG hat in Bonn das Parkhaus hinter der Bundeskunsthalle an der Museumsmeile gebaut und möchte gleich nebenan noch ein Bürogebäude ("Artquadrat") errichten. Rund 100 Millionen Euro sollen in einen neues Büroquartier ("Oval Office") an der Friedrich-Ebert-Allee investiert werden - allerdings erst, wenn die Hälfte der Flächen vermietet sind.

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