Denkmalschutz in Rheinbach Bestattungen schon im Mittelalter

Rheinbach-Neukirchen · Der Neukirchener Kirchhof, der 1928 aufgegeben wurde, ist nun ein Bodendenkmal. Kleinodien zeigen unterschiedliche Bestattungsformen in den Jahrhunderten.

 Das Gelände rings um die katholische Kirche und das Pfarrhaus in Rheinbach-Neukirchen wurde von der Bezirksregierung zum Bodendenkmal erklärt.

Das Gelände rings um die katholische Kirche und das Pfarrhaus in Rheinbach-Neukirchen wurde von der Bezirksregierung zum Bodendenkmal erklärt.

Foto: Hans-Peter Fuß

Das Ensemble aus Kirche, Pfarrhaus und Ökonomiegebäude ist ein kulturhistorisches Kleinod. Die drei Gebäude im zur Stadt Rheinbach gehörenden Dörfchen Neukirchen stehen längst unter Denkmalschutz. Jetzt hat die Bezirksregierung Köln auch das umgebende Gelände zum Denkmal erklärt – zum Bodendenkmal. Es ist der seit dem Jahr 1928 nicht mehr belegte und 1951 planierte Friedhof rings um die Kirche.

Jörg Meyer, für Neukirchen und Merzbach zuständiger Objektbetreuer der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin Rheinbach, ist froh, dass das Gelände auf diese Weise geschützt wird und erhalten bleibt. „Es darf beispielsweise nichts gepflastert werden, es dürfen keine Grabungen stattfinden, bauliche Veränderungen sind verboten“, sagt er. Ohnehin sei nichts Derartiges in Planung gewesen, außer ein paar Nachbesserungen am Anstrich der Kirche, erklärt Meyer bei einer Besichtigung des Geländes.

Meyer ist Mitglied des Kirchenvorstands und hat als Hobbyhistoriker, wie er selbst sagt, vor Jahren die Neukirchener Pfarrchronik verfasst. Insofern weiß er nahezu alles über das nun komplett unter Denkmalschutz stehende Gelände. Im sogenannten Ökonomiegebäude waren Ställe untergebracht. Denn bis ins 18. Jahrhundert erhielten die Pfarrer von der Kirche nur ein geringes Salär, so dass sie ihren Lebensunterhalt beispielsweise durch die Landwirtschaft bestreiten mussten.

Diesem Zweck diente auch der Pfarrgarten vor dem Pfarrhaus. Dort, wo heute die Kinder des Mieters im Schatten der alten Bäume auf dem Rasen spielen, ernteten früher die Geistlichen Obst und Gemüse.

Bereits im 13. Jahrhundert stand in Neukirchen eine Kirche. Sie gehörte damals zur Pfarrei Flerzheim und später zum Zisterzienserkloster Heisterbach. Von dieser Zeit kündet ein Grenzstein an der Kirche mit eingemeißeltem Bischofsstab und den Buchstaben H und B für Heisterbach. Pfarrer Dionysius Buchell, im Amt von 1673 bis 1679, berichtet von einem Beinhaus, in dem Knochen aus älteren Bestattungen verwahrt wurden. Ausgrabungen im Jahre 1990 wiesen einen Friedhof im Umfeld der Kirche nach, der bereits im späten Mittelalter existierte. Er wurde damals angelegt, weil man den Menschen den weiten Weg zum Friedhof in Flerzheim nicht mehr zumuten wollte.

Die heutige Kirche wurde 1787 errichtet. Ab 1928 wurde der Kirchhof nicht mehr belegt, auf dem Grundstück war kein Platz mehr. So legte man den neuen Friedhof am Ortsrand an. Am 10. Juni 1951 begann die Planierung des Kirchhofes, dem ein Beschluss des Kirchenvorstands und Gespräche mit den Neukirchenern zu Grunde lagen. Interessierte Familien nahmen die Grabsteine an sich. Im gleichen Jahr wurde die Fassade der Kirche restauriert, nachdem der Turm bereits 1950 neu verschiefert worden war. Beim Kirchweihfest 1951 wurde auch die Tomburger Glocke, die aus dem 12. Jahrhundert stammen soll, wieder ins Geläut gehängt.

Das Neukirchener Pfarrhaus wurde 1734 errichtet, das Ökonomiegebäude, heute ein Veranstaltungssaal, folgte 1783 unter der Regie von Pfarrer Benedictus Hennes. „Das Bodendenkmal bewahrt Informationen zur Geschichte der Kirche, der Ortschaft und seiner Bewohner, die über die Kirchenbücher hinaus weitere Erkenntnisse bergen. Bei guter Erhaltung des Gesamtbefundes lassen sich Aussagen über Seuchen und Epidemien wie Pest und Diphterie in Neukirchen machen und Alter, Geschlecht, Verletzungen oder Krankheiten der bestatteten bestimmen“, begründet Helge Ptok vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege den Eintrag in die Denkmalliste.

Die Neukirchener Pfarrchronik kann man für 28,50 Euro bei Jörg Meyer erwerben. Der Überschuss kommt den Ortsvereinen zugute.

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