Berliner Abgeordnete wollen Bonner Villa retten

Politiker aller Fraktionen protestieren gegen den möglichen Abriss der Villa Dahm zugunsten der Erweiterungsbauten für das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn

Wurde 1897 gebaut  und war von 1955 bis 1999 Sitz der Parlamentarischen Gesellschaft: Die Villa Dahm in der Dahlmannstraße.

Wurde 1897 gebaut und war von 1955 bis 1999 Sitz der Parlamentarischen Gesellschaft: Die Villa Dahm in der Dahlmannstraße.

Foto: Friese

Bonn. Die Geschichte der Einwurzelung der parlamentarischen Demokratie in Bonn hat in Berlin mehr Freunde, als man nach mancher vergangenen Häme gegen das "Bundesdorf" vermuten könnte. So erhob sich am Dienstag im Club der Abgeordneten aller Fraktionen und des Europäischen Parlaments, der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, einmütiger Protest gegen den möglichen Abriss der Villa Dahm an der Dahlmannstraße, die bis zum Umzug des Bundestages nach Berlin in das ehemalige Palais des Reichstagspräsidenten an der Spree ihr Sitz war.

Auf Vorschlag des Ehrenpräsidenten der Gesellschaft, Professor Otto Wulff (zugleich Vorsitzender der Senioren-Union der CDU), wurde einstimmig eine Resolution "zum Erhalt der Villa Dahm" verfasst. Sie soll auch dem Ältestenrat des Bundestages vorgelegt werden.

In der Resolution heißt es: "Mit Sorge betrachten die Mitglieder der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft die Planungen für das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn (IKBB). Sowohl der von der Jury erstplatzierte Entwurf als auch die Planung der beiden Nächstplatzierten sehen den Abriss der für die politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland so wichtigen Gründerzeitvilla in der Dahlmannstraße vor. . . Wie wohl kein Verfassungsorgan, gilt die Parlamentarische Gesellschaft . . , als Tochter des Bundestages, und ihr einstiger Sitz in Bonn bildet mit den sich zum Rhein erstreckenden ehemaligen Gebäuden des Bundestages und Bundesrates ein gemeinsames historisches Ensemble, das nicht zerstört werden darf."

Die Bundestagsabgeordneten schreiben, dass es sich bei ihrem Wunsch nach Erhaltung der Villa - wie sie von anderen Entwürfen für Hotel und Kongresszentrum vorgesehen ist - nicht um "sentimentales Erinnern" handele.

Das 1897 erbaute denkmalgeschützte Haus gehöre als "Zeugnis großbürgerlicher Bebauung der Rheinaue im 19. Jahrhundert" nicht nur zu dem Dreiklang mit der Villa Hammerschmidt (Sitz des Bundespräsidenten) und dem Palais Schaumburg (Kanzleramt von Konrad Adenauer bis Helmut Schmidt), sondern "ist vor allem Zeugnis Bonner Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland und einer tiefen Einwurzelung des Parlamentarismus". Die Villa Dahm stehe "für ein parlamentarisches Gemeinschaftsbewusstsein und die vertrauensvolle Begegnung über Parteigrenzen hinweg".

Eine Stellungnahme des Landeskonservators, Professor Udo Mainzer, war zunächst nicht zu erhalten. Er sei wegen einer Dienstreise erst am 2. November wieder erreichbar, hieß es. Der Landeskonservator soll zwar seine schützende Hand über die Abgeordneten-Wohnungen in der Heussallee gelegt haben, nicht jedoch über die Villa, in die die Parlamentarische Gesellschaft 1955 nach ihrer Gründung im Jahr 1951 aus ihrem ersten Sitz im "Bergischen Hof" umgezogen war.

Die Präsidentin der Gesellschaft, Elke Leonhard, will in dieser Angelegenheit demnächst mit Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sprechen.

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