Befürchtungen im Ahrtal unerfüllt

Feuerwehren und Technisches Hilfswerk und Polizei sind in Alarmbereitschaft - Außer entwurzelte Bäumen und herabgefallene Dachziegel keine größeren Schäden

Befürchtungen im Ahrtal unerfüllt
Foto: Gausmann

Kreis Ahrweiler. In Erwartung des mit Rekordgeschwindigkeit über das Land hinwegfegenden Orkantiefs "Kyrill", der "Herrliche", befanden sich die Freiwilligen Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und die Polizei im Kreis Ahrweiler am Donnerstag in Dauer-Alarmbereitschaft.

Auch die Straßenmeistereien und die Bauhöfe hielten sich für den Fall der Fälle einsatzbereit. Doch bis zum späten Nachmittag schien das AW-Land von diesem Tobsuchtsanfall der Natur weitgehend verschont zu bleiben. Lediglich einige flachwurzelnde Bäume hielten dem Druck des Sturmes nicht stand und kippten um. Auch ein paar Dachziegel riss es aus der Verankerung.

Darüber hinaus blieben selbst eher moderate Befürchtungen gänzlich unerfüllt. Fazit von Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) Udo Schumacher am späten Abend, der auch kurz zuvor Landrat Jürgen Pföhler einen Lagebericht abgegeben hatte: "Es beruhigt sich hier alles zusehends. Akut gibt es zur Zeit noch Stromausfälle in der Verbandsgemeinde Altenahr. Die Wehrkameraden sind jedoch zum Großteil wieder in die Gerätehäuser und Einsatzzentralen zurück gekehrt.

Der Satellitenfilm zeigt, dass der Orkan nun vorüber zieht." Schumacher schätzt, dass die Feuerwehrleute im Kreis Ahrweiler zwischen 30 und 50 Einsätze gefahren sind. Kernzeit war zwischen 15 und 19 Uhr. Informiert wurde der KFI in der Zeit unter anderem auch von zwei Bäumen, die in Wassenach und in einem Remagener Stadtteil auf Hausdächer gestürzt waren. Verletzt wurde, während "der Herrliche" tobte, niemand.

Der Schwerpunkt der Einsätze lag laut Schumacher in den Verbandsgemeinden Brohltal und Adenau, die Hilfe der Einsatzkräfte war zudem in Remagen und Bad Breisig gefragt, wogegen es in der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie in Sinzig erfreulich ruhig blieb.

Die Männer der Feuerwehr und Straßenmeisterei der Verbandsgemeinde Adenau rückten am Nachmittag aus, um im Umfeld des Nürburgringes und der Hohen Acht ein paar umgestürzte Bäume zu beseitigen.

Und die Niederzissener Wehr musste die L 88 zwischen Rodder und Niederzissen sowie im Abschnitt zwischen Cassel und Heckenbach von verwehten Baumresten befreien. Und herabfallende Dachziegel in Gönnersdorf riefen neben der örtlichen Feuerwehr die Wehren aus Waldorf und Bad Breisig auf den Plan.

Drei kleinere Zwischenfälle notierte auch die Autobahnpolizei Mendig. Der aufkommende Sturm hatte an verschiedenen Stellen der A 61 Äste abknicken lassen, die an vorbeifahrenden Lkw leichte Schäden verursachten. In Anbetracht der Wetterprognosen zeigte sich Schumacher schon in den frühen Abendstunden optimistisch: "Die Vorhersagen stimmen uns hoffnungsvoll, dass mit ein wenig Glück der Kelch an uns vorüberzieht.

Ganz entscheidend ist, dass bislang keine Menschen zu Schaden gekommen sind." Unter Umständen sei damit zu rechnen, dass die Ahr, wie in Altenahr, über die Ufer trete. Aber Feuerwehr und THW seien entsprechend vorbereitet. Mit einer Mischung aus nervöser Anspannung und rheinischer Gelassenheit haben die Menschen im Kreis Ahrweiler am Donnerstag die Ankunft des rekordverdächtigen Orkantiefs "Kyrill" erwartet.

Viele hielten sich an die Empfehlungen, ab Nachmittag die Häuser nicht mehr zu verlassen. Die Straßen in den Städten und Dörfern waren spürbar leerer als sonst. Die Schulen im Kreisgebiet haben ihre Verantwortung den Schülern gegenüber sehr ernst genommen, nichts dem Zufall überlassen, und nahezu geschlossen den Nachmittagsunterricht abgesagt.

Das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz hatte die Schulen im Land angehalten, die Situation vor Ort genau zu beobachten. Den Schulleitern war es freigestellt, nach Rücksprache mit der Elternvertretung zu entscheiden, ob sie ihre Schüler im Zuge des Unwetters nach Hause schicken wollten. Für den Fall, dass der Heimweg zu gefährlich gewesen wäre, hätte notfalls eine Betreuung in den Schulen eingerichtet werden müssen.

Doch dazu ließen es die Verantwortlichen der Schulen im Kreis Ahrweiler erst gar nicht kommen. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Koblenz hatte die jeweiligen Schulträger daran erinnert, zu gewährleisten, dass der Transport der Schüler durch die entsprechenden Verkehrsunternehmen sichergestellt sei. Doch durch das präventive Absagen des Nachmittagsunterrichts sollte auch diese Problematik im AW-Land erst gar nicht aufkommen.

Helmut Rausch, Schulleiter des Peter-Joerres-Gymnasiums in Bad Neuenahr-Ahrweiler, hielt ständige Verbindung zum Wetterdienst, um gegebenenfalls den Nachmittagsunterricht ausfallen zu lassen. Da der Unterricht des Gymnasiums Calvarienberg in der Kreisstadt grundsätzlich um 13 Uhr beendet war, blieb dort der gestrige Tag vom Orkan gänzlich unberührt. Ebenfalls um 13.10 Uhr hatte die Erich-Kästner-Schule in Bachem geschlossen.

Das galt auch für den Nachmittagsunterricht der Ganztagsschüler. So wurden sämtliche Schüler in die Lage versetzt, mit den planmäßig eingesetzten Schulbussen nach Hause zu fahren. Dafür entschied sich auch die Schulleitung der Regionalen Schule in Altenburg. "Damit auch die Lehrer sicheren Fußes zu Hause ankommen, haben wir zudem die Konferenz verkürzt", fügt Bernd Adams vom Lehrpersonal hinzu.

Um ganz sicher zu gehen, dass die Schüler ungefährdet den Heimweg antreten konnten, ließ die Rheintalschule in Bad Breisig nach Rücksprache mit Stadtwehrleiter Dieter Ferres den Unterricht um 12 Uhr, also eine Stunde früher als üblich enden.

Und schließlich strich auch das Gymnasium Nonnenwerth den Nachmittagsunterricht. Somit konnte die schuleigene, sprich linksrheinische Fähre um 13.30 Uhr sturmfest "vertäut", also festgemacht werden. "Nach Rücksprache mit der Polizei sahen wir allerdings keine Notwendigkeit, bereits am Vormittag zu schließen", erklärte Rektorin Barbara Michels.

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