Bad Honnefer Geschäftsleute hoffen auf frische Brise

Händler, Handwerker und Dienstleister gründen Verein "Centrum" - Bürgermeisterin: Alle Säulen brauchen ein Dach

Bad Honnefer Geschäftsleute hoffen auf frische Brise
Foto: Holger Handt

Bad Honnef. Für die Einen ist es, so wörtlich, "die logische Konsequenz aus den Entwicklungen der vergangenen Jahre". Für die Anderen, namentlich für Bad Honnefs Bürgermeisterin Wally Feiden, ist es zumindest vorerst ein Rückschritt in dem Bemühen, "sämtliche Kräfte in unserer Stadt unter einem gemeinsamen Dach zu bündeln".

Die Rede ist von einem neuen Verein, der sich vor einigen Tagen gegründet hat und der am Dienstag, 27. Januar, ab 19.30 Uhr im Hotel Avendi einem größeren Plenum vorgestellt werden wird. Sein Name: "Centrum e.V."

Für Georg Zumsande bedeutet die Vereinsgründung, "ganz bewusst einen roten Faden aufzunehmen". Worauf der Sprecher der Innenstadtgemeinschaft, sozusagen das e.V.-lose Vorgängermodell des neuen Vereins, abhebt: Seit 2000 gibt es die Innenstadtgemeinschaft, die mit hohem ehrenamtlichen Einsatz von Einzelhändlern Aktivitäten organisiert, Image-Broschüren herausbringt und mehr.

Auslöser für die Initiative waren die geänderten Rahmenbedingungen beim Stadtforum, so auch Marita Weinberg, Geschäftsführerin der GmbH, auf Anfrage: Der städtische Zuschuss für die Gesellschaft lief aus. Der Einzelhandel formierte sich "im" Stadtforum neu, das zugleich weiter die kaufmännische Seite abwickelte.

Warum also ein neuer Verein? Zumsande: "Das Stadtforum hatte und hat seine eigene Berechtigung." Die GmbH sei - gerade im Blick auf Haftungs- und Versicherungsfragen und mehr - als Ausrichter solcher Großereignisse wie "Rhein in Flammen" gefragt. Zugleich gelte: Der Innenstadt-Einzelhandel brauche ein "eigenes Sprachrohr". Zumsande: "Hier gab es bisher keine eigene Körperschaft."

Während an vielen Stellen sehr aktive Bürgervereine eine Lobby für "ihren" Ortsteil darstellten, die sich Gehör verschaffe, habe es vergleichbares in der Innenstadt nicht gegeben. Zumsande nennt Beispiele: In der Diskussion um die Parkraumbewirtschaftung oder um den Innenstadtring bräuchten die Geschäftsleute ein Gremium, das sie vertrete. In beiden Fällen will der neue Verein nicht nachlassen, dass die Interessen seiner Mitglieder abgewogen werden. Zumsande: "Jeder Poller, der - sinnvoll - entfernt werden kann und somit Platz für neuen Parkraum macht, sollte weg."

Weinberg signalisiert Verständnis für das Ansinnen der Einzelhändler: Das Nebeneinander von Stadtforum und Innenstadtgemeinschaft habe "durchaus zu Irritationen" geführt, die es aufzulösen gelte. Zwar gebe es Schnittmengen - auch personell: es gibt in der Innenstadtgemeinschaft engagierte Einzelhändler, die auch Gesellschafter des Stadtforums sind.

Weinberg: "Auf andere wiederum trifft das nicht zu", und da werde eine neue Ausrichtung des Stadtforums angestrebt. Dafür brauche es für alle eine "eindeutige Darstellung nach außen". Weinberg: "Es ist besser, für eine klare Situation zu sorgen."

Die ersten Weichen für die neue Struktur haben acht Gründungsmitglieder von "Centrum e.V." gestellt. Über Gremien des Vereins, wie den Vorstand und vieles mehr, werde bei der Auftaktveranstaltung zu sprechen sein. Einzelhändler, Dienstleister und Handwerker bilden den Gründungs-Stab, und sie gehen nicht nur mit einer Satzung samt geplanter Staffelung der Mitglieds-Beiträge an den Start.

Nur einige Grundzüge der Satzung: Veranstaltungen und Werbung zum Wohle der Innenstadt stehen an, zudem die Vernetzung mit Aktivposten von Brauchtums-, Kultur- und Partnerschaftsvereinen. "Wir wollen ein Organ schaffen, dass für die Innenstadt steht und für diese sprechen kann. Andererseits wollen wir die freundschaftliche Vernetzung mit möglichst vielen Kräften in der Stadt", sagt Zumsande. "Natürlich sind wir auch ein Marketingverein, der Kunden ansprechen und Umsätze steigern will. Aber dies und die Feste sind doch nicht alles. Es geht um eine vitale Stadt." Und davon profitierten schließlich alle.

Auch weiteres gilt es zu diskutieren: Begleitet werden soll das Aufgabenfeld von Jürgen Kutter, indes nicht wie bisher "nur" in seiner Eigenschaft als Mitglied der Innenstadtgemeinschaft, sondern in Form einer Agentur - also entgeltlich, wie es in der Einladung für Dienstag heißt. Zumsande: "Zum einen ist diese Arbeit nebenher nicht zu machen. Zum anderen müssen wir sowieso dahin kommen, dass sich unser Bemühen trägt."

In einem weiteren Schritt soll ein Förderverein entstehen, der, weil gemeinnützig, Zuwendungen quittieren kann. Und auch daraus macht Zumsande keinen Hehl: Die Stadt soll mitziehen, und das auch finanziell. Zunächst hoffe er indes auf breite Unterstützung in der Geschäftswelt. Zumsande: "Und da bin ich zuversichtlich."

Die Reaktion aus dem Rathaus

Mit sehr gemischten Gefühlen sieht Bürgermeisterin Wally Feiden die Neugründung von Centrum e.V.. Feiden hatte sich wie berichtet um die Schaffung eines Wirtschaftsförderungsvereines für ganz Bad Honnef bemüht. Nach Gesprächen auch mit der Innenstadtgemeinschaft sei man dahingehend "sehr zuversichtlich auseinander gegangen", sagte sie auf Anfrage.

Vor dem Hintergrund der Eigeninitiative der City-Geschäftsleute sei der erste Versuch zunächst zwar "gescheitert". Zugleich will Feiden nicht nachlassen in ihrem Bemühen um ein konzertierteres Vorgehen. "Wir brauchen ein Dach, das von vielen starken Säulen getragen wird", so Feiden, die dem "ständigen Ruf nach dem städtischen Wirtschaftsförderer" eine Absage erteilt. "Was soll der tun ohne eigenen Etat und Flächen?"

Ihr Ansinnen: Ein für alle offener Verein, der Einzelhandel, Gewerbe, Stadtforum, städtische Gesellschaften und mehr vereint und allen Privaten zugänglich ist. Feiden: "Wenn die Stadt sich engagieren soll, dann geht das nur so", schon im Hinblick auf eine sinnvolle Steuerung von Sponsoring und, so die Politik dies wolle, Finanzhilfen.

Es sei keinesfalls hilfreich, wenn "immer mehr Hände aufgehalten werden", zugleich aber keine vernetzte Steuerung eingebaut werde. Das Aus für eine Dachorganisation? Feiden: "Ich kann es auch positiv ausdrücken: Es ist halt eine Säule dazu gekommen." An der Notwendigkeit für konzertiertes Handeln ändere das nichts.

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