Bürger machen mobil gegen die Pläne der Stadt

In Birlinghoven wächst der Unmut gegen Erweiterungsmöglichkeiten für die Firma Hennecke - Anlieger gründen Initiative und wollen Widerspruch gegen den B-Plan-Entwurf einlegen

Bürger machen mobil gegen die Pläne der Stadt
Foto: Holger Handt

Siebengebirge. Die Skepsis ist groß, Verunsicherung hat sich breit gemacht und ist in strikte Ablehnung umgeschlagen. Anwohner rund um die Firma Hennecke in Birlinghoven wehren sich gegen eine geplante Bebauungsplanänderung der Stadt Sankt Augustin, mit der dem renommierten Unternehmen inmitten grüner Wiesen und Einfamilienhäusern Erweiterungsmöglichkeiten geschaffen und Bestandsschutz sowie Planungssicherheit garantiert werden soll.

Doch was für Hennecke gut und richtig und die Stadt der Beginn einer geordneten städtebaulichen Entwicklung ist, verschärft nach Auffassung einiger Bürger nur noch das Konfliktpotenzial. Sie werfen der Stadt vor, sie habe einseitig nur die Belange des Unternehmens im Auge. Dazu befürchten sie mehr Verkehr, mehr Lärm und die Wertminderung ihrer Häuser.

Nach einem Informationsabend mit Politikern aller Fraktionen hat sich nun eine Bürgerinitiative gebildet, die sich dafür einsetzen will, dass die Interessen der Anwohner stärker berücksichtigt werden. Bis zum 24. April noch liegt der Entwurf des Bebauungsplans 801/A1 "An der Burg" im Rathaus aus, können Bürger ihre Bedenken und Anregungen äußern. Noch in diesen Tagen werden den Planern im Rathaus mehr als 20 Widersprüche auf den Schreibtisch flattern.

Der Konflikt schwelt schon seit vielen Jahren. Was Anwohner Christoph Klinge vor allem aufregt: "Das Ganze ist als vorhabenbezogener Bebauungsplan zu betrachten. Dazu müsste aber ein Durchführungsvertrag abgeschlossen werden, aus dem hervorgeht, was im Detail geplant ist. Das ist aber nicht der Fall." Der Bürger wisse also gar nicht, was konkret vorgesehen ist, bezweifelt Klinge die Rechtmäßigkeit. Überdies gebe es mittlerweile fünf Lärmgutachten. "Alle mit unterschiedlichen Werten. Da weiß man nicht mehr, was man glauben soll", sagte Klinge. Die Rede ist derzeit von drei weiteren Hallen, die an eine bereits bestehende angebaut werden sollen. Erweitert die Firma Hennecke tatsächlich, rückt die geplante große Lagerhalle bis auf rund 30 Meter an eine Wohnbebauung heran, die an der Straße "Am Pleistalwerk" zu der bereits vorhandenen noch entwickelt werden soll. "Im alten Plan maß die Abstandsfläche noch 45 Meter", sagte ein Anwohner. Er äußerte zwar Verständnis, dass die große Streuobstwiese nicht angetastet werden dürfe, wie in einer früheren Planung vorgesehen. "Aber wo bleiben wir?".

Sorgen machen sich die Anlieger auch über die im Entwurf vorgesehene Verbreiterung der Straße "Am Pleistalwerk" um drei Meter. "Was passiert, wenn Hennecke die Flächen gar nicht kaufen will?", fragte ein Anlieger. Dann könne jedes Gewerbe dort angesiedelt werden und aus der ruhigen Wohnstraße würde eine Gewerbezufahrt. Im Planentwurf ist die Erschließung etwaiger neuer Hennecke-Hallen indes über das Unternehmensgelände vorgesehen.

Aber soweit ist es offenbar noch lange nicht. "Wir haben zwar eine Bauvoranfrage eingereicht. Aber es gibt überhaupt keine akuten Pläne für die kommenden beiden Jahre", sagte Wolfgang Hähner, kaufmännischer Leiter bei Hennecke. Im neuen Flächennutzungsplan sei überdies einiges an Gewerbefläche zugunsten der Anlieger und der Natur aufgegeben worden. "Da sind wir an unsere Schmerzgrenze gegangen. Das, was wir als Entwicklungspotenzial irgendwann sehen, wird aber mit dem neuen Plan abgedeckt."

Der technische Beigeordnete der Stadt Sankt Augustin, Rainer Gleß, wertet den Plan-Entwurf als Erfolg und tragfähigen Kompromiss. "Wir müssen Hennecke Bestandsschutz geben und haben sehr wohl die Interessen der Bürger und der Natur im Blick." Das bestätigten nicht zuletzt das Lärmschutzgutachten sowie der ländschaftspflegerische Begleitplan. Ein ausreichend großer, grüner Puffer schütze die Anwohner.

Klinge sieht das ganz anders, will trotz alledem weiter gegen die Pläne vorgehen und erhält Unterstützung vom Verein "Lebenswerte Siebengebirgsregion" und dem BUND Rhein-Sieg. "Ich habe ja nichts gegen Hennecke. Es kann aber nicht sein, dass das schöne Pleistal mit Industriehallen zugenagelt wird."

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