Umfrage zu Flüchtlingen Bürger fordern Engagement der Unternehmen

BONN · Viele Bundesbürger fordern von den deutschen Unternehmen ein größeres direktes Engagement für die Flüchtlinge. Eine deutliche Mehrheit der Bürger befürchtet, dass der Zustrom von der Wirtschaft zum Ausbau des Niedriglohnsektors missbraucht werden könnte.

 Flüchtlinge nehmen an einem deutschen Sprachkurs teil.

Flüchtlinge nehmen an einem deutschen Sprachkurs teil.

Foto: dpa

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die das Erfurter Meinungsforschungsinstitut Insa im Auftrag der Bonner Unternehmerin und Bezirksbürgermeisterin von Bad Godesberg, Simone Stein-Lücke (CDU), durchgeführt hat.

"Die Erwartung der Bürger an die Wirtschaft ist hoch, dabei geht es zunächst weniger um Ausbildungs- und Arbeitsplätze als vielmehr um konkrete Integrationshilfen wie Sprach- und Integrationskurse", so Stein-Lücke, die in Bonn die Kommunikationsagentur Bonne Nouvelle führt.

Die Umfrage habe sie in Auftrag gegeben, weil sie wissen wollte, was die Bürger von den Unternehmen in der Flüchtlingsfrage eigentlich erwarten und wie man die Wünsche der Firmen kanalisieren kann.

Integration ist für die Befragten aber auch eine Bringschuld

Für sie ein wichtiges Ergebnis: Wie die Wirtschaft fordern auch viele Bürger, Migranten nach abgeschlossener Ausbildung eine mehrjährige Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen.

Nur jeder zehnte Befragte spricht sich der Umfrage zufolge dagegen dafür aus, dass die Wirtschaft Flüchtlinge durch Geldspenden unterstützen sollte. Integration ist für die Befragten aber auch eine Bringschuld. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten sind der Meinung, dass Flüchtlinge dazu verpflichtet werden sollten, sich gemeinnützig einzubringen, also etwa Straßen kehren oder Grünanlagen reinigen.

Mehrheit spricht sich gegen Unterbezahlung der Flüchtlinge aus

Was die Beweggründe der Unternehmen anbelangt, die Flüchtlinge zu unterstützen, erkennen die meisten Bürger den Angaben zufolge durchaus Eigennutz. 44 Prozent meinen, der Zugang zu Auszubildenden oder anderen Nachwuchskräften sei das treibende Motiv, 42 Prozent halten die Arbeitskräftesicherung ganz generell für ausschlaggebend. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) vertritt immerhin noch die Ansicht, dass Unternehmen Flüchtlinge nur fördern, um ihr eigenes Image aufzubessern.

62 Prozent der Befragten befürchten gar, dass die Unternehmen Flüchtlinge vor allem als Billigkräfte einsetzen wollen. Immerhin ein Drittel der Befragten gibt aber auch an, dass Flüchtlinge auch unterhalb des Mindestlohns beschäftigt werden sollten. Die knappe Mehrheit der Befragten (54 Prozent) spricht sich allerdings dagegen aus. "Entscheidend scheint mir, dass die Firmen überlegen, was sie tun können, um im Betrieb ein nicht-fremdenfeindliches Klima zu erzeugen", folgert Bezirksbürgermeisterin Stein-Lücke aus den Ergebnissen.

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