Aus Aluminium, doppelwandig, unsinkbar

Die neue Siegfähre nimmt ihren Betrieb auf - Die Lux-Werft in Mondorf hat die "St - Adelheid" zum Selbstkostenpreis gebaut - Hans Lennarz sammelt 12 500 Euro und rettet so das Projekt

Aus Aluminium, doppelwandig, unsinkbar
Foto: Malsch

Geislar/Bergheim. "Lass keinen mehr durch, hier ist alles dicht", ruft der Ordner mit dem orangefarbenen Leibchen seinem Kollegen durch ein Funkgerät zu. Und wirklich: Entlang der Auffahrt zur Siegfähre parken die Autos eng hintereinander, der Weg ist nur noch in einer Richtung befahrbar.

Bei der Einweihung der neuen Fähre, die das Beueler Geislar und das zu Troisdorf gehörende Bergheim ein bisschen näher zusammenbringt, herrscht ein Andrang fast wie beim Einlaufen der Queen Mary II. in den Hamburger Hafen. Gut 1 000 Zuschauer sind an die Sieg gekommen, um die Taufe des neuen Fährschiffs mitzuerleben und mit dem 72-jährigen Fährmann Matthias Mertens gebührend zu feiern.

Nach langer Zeit lässt sich auch die Sonne mal wieder blicken, viele Familien haben einen Fahrradausflug zum Gasthof "Zur Siegfähre" unternommen. Während auf Geislarer Seite noch der alte, dunkelgrüne Kahn namens Sieglinde angelegt und viele Passagiere an Bord genommen hat, tummeln sich auf Bergheimer Seite hauptsächlich Politiker und Fotografen auf der neuen, prächtig geschmückten Fähre.

St. Adelheid heißt das auf der Mondorfer Lux-Werft zum Selbstkostenpreis gebaute neue Boot. Es bietet 20 Personen und zwölf Fahrrädern Platz, die Räder müssen jetzt auch nicht mehr rückwärts reingeschoben werden. Außerdem ist die neue Fähre aus Aluminium, doppelwandig und damit - anders als ihre schon leicht angerostete Vorgängerin - unsinkbar.

Auf beiden Uferseiten haben sich die Zuschauer versammelt, selbst von der angrenzenden Brücke blicken Schaulustige auf die feierliche Zeremonie herunter. Der Bonner Shanty-Chor begrüßt das neue Boot. Nun ist es endlich fertig, das neue alte Verbindungsstück zwischen Geislar und Bergheim, und in dem wichtigen Moment der Schiffstaufe will keiner der beiden Orte zu kurz kommen.

So ist nicht nur die Politik auf beiden Seiten durch Beueles Bezirksvorsteher Wolfgang Hürter und den Troisdorfer Bürgermeister Manfred Üdelhoven vertreten, auch die Geistlichkeit ist gleich doppelt zur Stelle. Eine gewisse Spannung ist schon zu spüren zwischen den von der Sieg getrennten Orten, und so geht ein Murmeln durch die Reihen der Bergheimer, als ihr Ortsvorsteher Karl-Heinz Stocksiefen erzählt, dass die Stadt Bonn zunächst nichts für die Anschaffung einer neuen Fähre hinzusteuern konnte.

"Ich war schon sehr beeindruckt, als Herr Lennarz daraufhin zu mir sagte, er gehe einfach mit einem Hut in Beuel herum und sammele Spenden", so Stocksiefen. Und Lennarz hatte Erfolg: Die benötigten 12 500 Euro hatte er innerhalb kürzester Zeit zusammen, das gemeinsame Projekt war gerettet. "Das hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Fähre für beide Seiten ist", freute sich Stocksiefen, ehe er sich zu den anderen auf das Gruppenfoto gesellt. Und auch hier heißt es wieder: Bitte in beide Richtungen lächeln.

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