GA-Radtour in der Region Auf der Wasserburgenroute ins Umland von Bonn

Region · Faszinierende Bauwerke, Natur und viel Historie gibt es auf Etappe 1a der Wasserburgen-Route durch die Voreifel.

Die Wasserburg Morenhoven.

Die Wasserburg Morenhoven.

Foto: LV

Schlösser und Burgen üben ihre Faszination auf Historienfans und Romantiker aus. Türme, geschweifte Hauben und Zinnen lenken die Gedanken in die Vergangenheit zu den Menschen, die dort gelebt und geliebt, gelitten und gestritten haben. Um sich in die einstige Welt des Adels und des einfachen Volkes zurückzuversetzen, müssen Burgenfans in der Region Bonn/Rhein-Sieg nicht lange suchen: Erstaunlich gut erhaltene historische Bauten liegen beinahe wie an einer Perlenschnur aufgereiht vor der Haustür. Die Devise lautet, mit dem Fahrrad oder bequemer mit dem E-Bike an einem sonnigen Tag einfach mal loszuradeln und einige dieser Schmuckstücke zu entdecken.

Auf der Wasserburgen-Route springen wir zurück in die Jahrhunderte und nehmen zugleich herrliche Landschaftseindrücke mit. Wir starten die Etappe am Bad Godesberger Bahnhof, lassen die städtische Betriebsamkeit aber schon recht bald hinter uns.

Beständig leicht bergan geht es auf Feldwegen und auf der Pecher Landstraße ins Örtchen Wachtberg-Pech. Blickfänge sind liebevoll gepflegtes Fachwerk, die „Kuhstraße“ und Kleinode am Wegesrand wie die 1860 eingeweihte neoromanische Kapelle St. Michael. An der Ampelkreuzung von L 158 und L 267 biegen wir links ab. Es geht etwa 200 Meter den Hang hinunter in eine Talaue am Fuße Villips, in der Godesberger und Arzdorfer Bach zusammenfließen.

Informationen über QR-Code

Etwas versteckt in dieser Senke empfängt den Radler die prächtige Wasserburg Gudenau: Von hier aus regierten die Grafen von Drachenfels ab 1402 das Drachenfelser Ländchen. Die Burg ist in Privatbesitz und nur von außen zu besichtigen. Doch es gibt auch so genug zu bestaunen und alle essenziellen Informationen sind übers Smartphone via QR-Code an der Toreinfahrt abrufbar. Steht das Gittertor offen, ist man eingeladen, die herrlichen Außen- und Parkanlagen zu besichtigen. Von März bis zum 20. Dezember ist das Gelände montags bis freitags von 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Während der Ankömmling übers Kopfsteinpflaster durch das Tor der Vorburg geht, liegt vor ihm die imposante Burg in sattem Gelb, umgeben von einem breiten Wassergraben. Die per Smartphone gescannte Information verrät: „Der älteste Teil der Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Jeder der Besitzer war bestrebt, entsprechend seinem Rang und Ansehen der Gudenau seinen unvergleichlichen Stempel aufzudrücken.“ Vor allem Otto Waldbott und seine Frau Johanna von Merode prägten die Burg durch aufwendige Baumaßnahmen zwischen 1557 und 1562. Über eine zweite Brücke gelangt man in den idyllischen Innenhof. Wunderschön. Und gleichzeitig schauerlich, „dass der Schlossherr Ferdinand von Waldbott-Bassenheim vor etlichen hundert Jahren einer der schlimmsten Hexenverfolger der ganzen Region war“. Keine Gnade fand vor ihm auch die bedauernswerte Katharina Kahlenborn aus Berkum. Das Dorf tuschelte, die junge Witwe pflege heidnische Bräuche. Am 21. März 1645 bezichtigte eine Bäuerin sie der Hexerei und kurz darauf stand Katharina wegen „Buhlschaft mit dem Teufel“ vor dem „Hexenrichter“ in Burg Gudenau, dem damaligen Richtplatz. „Ja“, gestand die junge Frau, zermürbt von dreitägiger Folter: „Ich habe am Stumpeberg mit dem Teufel getanzt.“ Nach dem falschen Schuldeingeständnis starb Katharina auf dem Scheiterhaufen.

Pause am Bahnhof Kottenforst

Nun heißt es, sich von der filmreifen Kulisse von Burg Gudenau loszureißen und Wachtberg-Villiprott samt Kottenforst anzusteuern. Es geht durch eine ruhige, gepflegte Wohngegend geradewegs in den Wald. Auf den schnurgerade angelegten Wegen – Kurfürst Clemens August ließ um 1750 das Wegenetz im Kottenforst für die Hetzjagd ausbauen – tummeln sich vereinzelte Jogger, Walker und Spaziergänger. Das Jägerhäuschen diente einst als Pferdewechselstation. Dort ist auch die Kaisereiche zu finden, die Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II., laut verwittertem Gedenkstein am 19. Juli 1879 eigenhändig pflanzte.

Gut 15 Kilometer der Etappe sind geschafft: Der Radler kann nun kulinarische Freuden in Form einer zünftigen Brotzeit oder eines Kottenforst-Steaks genießen. Beides verspricht die Speisekarte des historischen Bahnhofs Kottenforst, der nach Verlassen des Waldes in wenigen Minuten erreicht ist.

Der 1880 erbaute Bahnhof ist ein Kleinod deutscher Zimmermannskunst aus einer Zeit, als man schon längst nicht mehr in Fachwerk baute: mit Krüppelwalmdach, Streben, weiß verputzt. „Eine rückwärts gewandte Romantik und die Sehnsucht nach der guten alten Zeit haben sich hier ihr Denkmal mitten im Wald gesetzt“, informiert die Inhaberfamilie Selz-Horres wissbegierige Gäste.

Versailles lässt grüßen

Weiter geht's Richtung Lüftelberg: Zeit, Bekanntschaft zu machen mit Johann Adam Schall von Bell, der von 1619 an bis zu seinem Tod 1666 in Peking am Hofe des Kaisers von China tätig war – als Wissenschaftler und Missionar. Eine 2014 an der Petrusstraße in Lüftelberg aufgestellte Bronzeskulptur zeigt den 1592 geborenen Jesuitenpater, der einer Lüftelberger Adelsfamilie entstammte.

Nachdem wir Morenhoven erreicht und den Blick auf die stolze Burg genossen haben, fahren wir nach Miel, wo uns das einstige Jagdschloss des Grafen Belderbusch erwartet. 1768 wurde es im Stile Ludwigs XIV. anstelle einer abgebrannten Ritterburg errichtet. Belderbusch soll sich dort nicht nur mit Jagdfreunden, sondern auch mit der Vilicher Äbtissin Caroline von Satzenhofen getroffen haben.

Der heutige Besitzer ließ Schloss Miel um das Jahr 2000 aufwendig restaurieren. Es überschaut einen weitläufigen, nach barockem Vorbild angelegten, öffentlich zugänglichen Park und einen Golfplatz. In der ehemaligen Remise befindet sich das Restaurant „Graf Belderbusch“, in dem sich der Radler stärken kann, ehe er über Odendorf und Palmersheim die letzten Kilometer bis Euskirchen-Kuchenheim in Angriff nimmt.

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