Kommentar Allein gelassen

Bonn · Erst vor ein paar Tagen erreichte die Redaktion ein Anruf einer verzweifelten Leserin aus Wachtberg, in deren Garten gleich zwei herrenlose Katzen insgesamt acht Junge bekommen haben. "Was soll ich nur tun?"

Die Redaktion stellte den Kontakt zum Katzenschutzverein Bonn/Rhein-Sieg her, der eine Katzenfalle zur Verfügung stellt, die eingefangenen Katzen kastriert und versucht, die Jungtiere zu vermitteln. Für deren Kastration und Impfung kommt er auch auf. Das kostet Geld, viel Geld, das der auf Spenden angewiesene Verein fast ausschließlich alleine stemmen muss. Und es kostet die ehrenamtlichen Helfer viel Zeit.

Das, was in diesen Tagen in Wachtberg passiert, steht derzeit auf der Tagesordnung der Vereine und der ehrenamtlichen Helfer. Überall gibt es Hilferufe, weil Katzenwürfe auftauchen, die niemand haben möchte.

In Bonn gibt es seit zwei Jahren eine Kastrationspflicht. Das ist gut, vor allem, weil es den Tierschutzvereinen den Rücken in ihrem unermüdlichen Einsatz stärkt. Und: Erste, wenn auch nicht ausreichende Anzeichen auf Erfolg wollen die Vereine bereits festgestellt haben.

Doch mit der Einführung der Pflicht allein ist es nicht getan. Sie muss bekannter gemacht und umgesetzt werden. Das alleine zu bewerkstelligen, schaffen die Vereine nicht, da sind die Kommunen gefragt. Erst recht die, die sich bislang nicht zur Einführung der Kastrationspflicht durchringen konnten.

Die Gründe, dies nicht zu tun, wirken für die Vereine wie ein Ohrfeige: Weil es kein Katzenproblem gibt, bedarf es dieser Pflicht nicht. Zudem sehen sich die Kommunen außerstande, auch Kontrollen durchzuführen. Auch mögliche rechtliche Konsequenzen werden gescheut: Was ist, wenn ein Besitzer sich weigert?

Aber zeigt uns nicht täglich das Leben, dass Freiwilligkeit auf taube Ohren stößt, selbst wenn es vernünftig wäre? Mit einem Beschluss wäre dagegen die Lage klar. Nur so kann ein Umdenken bei den Katzenbesitzern stattfinden. Es muss selbstverständlich werden, seine Katze kastrieren zu lassen.

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