Alexandras Lieblingswort ist quesen

Junge Augustinerin ist im Scrabble die drittbeste Deutsche in der Schülerklasse - Hummern bringt 73 Punkte, das Q ist der wertvollste Buchstabe und der Duden der Schiedsrichter

  Wortschatz:  Alexandra Tsingeni versteht sich meisterlich aufs Scrabbeln. Bei den Deutschen Schülermeisterschaften belegte die 15-Jährige Rang drei.

Wortschatz: Alexandra Tsingeni versteht sich meisterlich aufs Scrabbeln. Bei den Deutschen Schülermeisterschaften belegte die 15-Jährige Rang drei.

Foto: Holger Arndt

Sankt Augustin. Ihr Lieblingswort ist das Verb quesen. Das steht sogar im Duden, bedeutet in Norddeutschland so viel wie quengeln und bringt beim Scrabble vom Buchstabenwert her satte 15 Punkte. "Das Q ist der wertvollste Buchstabe im Spiel. Der Stein macht allein zehn Punkte", weiß Alexandra Tsingeni - und legt in Windeseile ihren Vor- und Zunamen in senk- und waagerechten Buchstabenreihen auf das Spielbrett.

Eigennamen und Abkürzungen sind beim Scrabble nicht erlaubt. Nur Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien und die entsprechenden Fälle beim Deklinieren und Konjugieren. Unerbittlicher und unbestechlicher Schiedsrichter ist immer der aktuelle Duden.

Aufs Legen von Worten aus Buchstaben versteht Alexandra sich aufs Beste, was die 15 Jahre alten Sankt Augustinerin auch in Hannover bewies: Bei der Endrunde der Deutschen Scrabble-Schülermeisterschaft belegte sie von 32 Teilnehmern Rang drei. Das Scrabblespielen hat die Neuntklässlerin des Rhein-Sieg-Gymnasiums eher spontan für sich entdeckt.

"In der Schule hing ein Aushang mit einem Wortspiel", erinnert sie sich. "Das habe ich gelöst und dann ein paar Runden in der Auswahlmannschaft gespielt." Auf Anhieb ist sie an ihrem Gymnasium Schulmeisterin geworden und konnte sich so für das bundesweite Turnier in der niedersächsischen Landeshauptstadt qualifizieren.

"Scrabble ist im Prinzip sehr einfach", sagt die 15-Jährige. "Jeder Spieler bekommt Buchstabenplättchen - zu Beginn des Spiels sieben - und muss damit Wörter auf das Spielbrett legen." Diese können wie bei einem Kreuzworträtsel waagerecht oder senkrecht gebildet erden, wobei jeder Buchstabe einen eigenen Wert besitzt. Bei jedem Zug muss der Spieler an ein bestehendes Wort anknüpfen.

Bei klugem Ausnutzen der besonderen Punktefelder - doppelter und dreifacher Wort- oder Buchstabenwert - kann der Spieler Sonderpunkte erringen. Sind die insgesamt 102 Steine aus dem Buchstaben-Säckchen im Spiel, wird abgerechnete. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.

"Bei meinem letzten von fünf Spiel in Hannover habe ich gleich einen Scrabble gelegt", sagt Alexandra. Das bedeutet: Mit den sieben Buchstabenplättchen, die jeder Spieler zu Beginn bekommt, konnte sie ein vollständiges Wort legen. "Für Hummern habe ich gleich 73 Punkte bekommen. Das ist der Akkusativ Plural von Hummer." Sehr anstrengend sei das Turnier gewesen. Maximal 75 Minuten dauerte jedes Spiel, das Schiedsrichter mit dem Duden in der Hand überwachten.

Ihre Gegner, allesamt zwischen 13 und 16 Jahre jung, waren Schulmeister aus allen 16 Bundesländern. Nach insgesamt fünf Spielen verpasste Alexandra punktemäßig nur knapp das Finale und fuhr mit der Bronzemedaille nach Hause.

Beim Spiel geholfen hat der Neuntklässlerin ihr großer Wortschatz. Sie liest viel und geht unbekannten Fremdwörtern gerne auf den Grund. Was sie nicht versteht, schlägt sie nach. Diesen Forscherdrang will die 15-Jährige später zum Beruf machen. "Früher wollte ich Archäologin werden. Jetzt habe ich mir aber vorgenommen, im Ausland zu studieren und anderweitig wissenschaftlich zu arbeiten."

Alexandra besucht auf dem Rhein-Sieg-Gymnasium die so genannten Profilklasse, in der der Schulstoff gestrafft wird, Sprachen und Naturwissenschaften verstärkt werden und das Abitur schon nach acht Jahren gemacht werden kann.

Mit Freunden aus der Nachbarschaft hat Alexandra eine "Krimi-AG" gegründet, bei der sie den Vorsitz übernommen hat. Regelmäßig beschäftigen sich die jungen Kriminalisten mit Spurensicherung, Geheimschriften und den Verbrechen berühmter Detektive. Beim Scrabble-Turnier im kommenden Jahr will Alexandra wieder antreten. "Es hat super viel Spaß gemacht. Ich habe auch eine Menge neuer Freunde gefunden."

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