ADAC-Luftrettung feiert in Hangelar Einweihung

12,5 Millionen Euro teure HEMS Academy - Im Flugsimulator vibrieren sogar Sitze

ADAC-Luftrettung feiert in Hangelar Einweihung
Foto: Axel Vogel

Sankt Augustin. Den Namen "Helicopter Emergency Medical Services (HEMS) Academy" wird man sich weit über Sankt Augustin hinaus merken müssen. Bezeichnet der Begriff doch eine hochmoderne Schulungseinrichtung des ADAC für Luftretter in Hubschraubern, die nach Angaben ihres Betreibers ihresgleichen sucht.

Am Mittwoch lud der ADAC zur Einweihung des Gebäudes ein, das in Sachen Training und Ausbildung zum Mekka der bundesweit 120 ADAC-Piloten in ihren 145 Hubschraubern werden soll. Schließlich befindet sich das Herzstück der 12,5 Millionen teuren Einrichtung, die beiden Simulatoren für die Hubschraubertypen Eurocopter 145 und 135, bereits im Probebetrieb. Rettungseinsätze im Hubschrauber sind auch für die Luftretter "Stress mit einem hohen Adrenalinspiegel", sagt Ralf Patz.

Und der ADAC-Luftrettungsassistent von der Kölner Basis muss es wissen. Denn von dort aus fliegen die beiden Rettungshubschrauber Christoph Rheinland vom ADAC und sein Namensvetter Christoph 3 von der Bundespolizei laut Patz 1 800 Einsätze im Jahr. Bei etwa 150 Einsätzen sitzt er mit im Hubschrauber. Das möglichst eingespielte Miteinander zwischen Pilot, Rettungscrew und Leitstelle entscheidet über Wohl und Wehe der Patienten.

Das Auffinden der mitunter abgelegenen Unfallstelle bei Wind und Wetter will dabei ebenso gelernt sein wie das geordnete Zusammenspiel mit den Rettungskräften am Boden, erklärt Patz. Viele Fragen müssen in kürzester Zeit geklärt werden: Was ist passiert? Was wurde bislang mit dem Patienten gemacht? Welche Verdachtsdiagnose gibt es? Die Optimierung der Schnittstellen ist daher beim Training der ADAC-Retter das A und O.

Bislang musste das im Rettungshubschrauber selbst geschehen. "Das klappte aber immer nur sehr eingeschränkt, weil man ja auch immer darauf achten musste, dass der Hubschrauber nicht beschädigt wurde", sagte Jens Richter, ADAC-Rettungspilot und Fluglehrer. Geübt wurde bislang auf dem Siegerland-Flugplatz. Angesichts der hohen Kerosinpreise und eines gewachsenen Umweltbewusstseins setzt man beim ADAC inzwischen aber verstärkt auf Flugsimulatoren.

Zwei davon stehen bereits in der am Mittwoch von ADAC-Präsident Peter Meyer vor rund 80 Gästen eingeweihten HEMS Academy. In zwei Kabinen, die bis auf das kleinste Instrument den Hubschrauber-Cockpits nachempfunden sind, üben künftig Pilot und Luftrettungsassistenten ihre Teamarbeit für den Alltag. Für ein realistisches Szenario sorgt ein 3D animiertes Sichtfeld, das zum Beispiel verschiedene Wetterlagen wie Schnee und Regen bereit hält. Eine elektrische Bewegungsplattform sorgt dafür, "dass selbst der Pilotensitz in der richtigen Frequenz vibriert", erläuterte Fluglehrer Richter.

Während die Flugsimulatoren noch abgenommen werden müssten, lässt sich im medizinischen Bereich der Academy ab sofort arbeiten. So kann in einer voll ausgestatteten Intensivstation die Übergabe von Patienten geübt werden: "Dies ist oft eine heikle Situation, in der der Patient nicht gefährdet werden darf", betont ADAC-Arzt Marco Strohm. Das muss geübt werden, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort