Berufsverbot für Steuerberater 64-Jähriger ließ Bürokräfte jahrelang als Schein-Gesellschaften arbeiten

EUSKIRCHEN/BONN · Um Ausgaben zu sparen, hat ein Steuerberater aus Euskirchen seine Bürokräfte veranlasst, jahrelang als angeblich selbstständige Kommanditgesellschaften (KG) zu fungieren - und handelte sich damit nicht nur ein Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung ein.

Sondern weil er mit diesem Modell auch jahrelang keine Sozialabgaben für seine Mitarbeiterinnen abführte, landete er zusätzlich wegen Sozialabgabebetrugs auf der Anklagebank. Nun bekam der 64-Jährige von der Justiz die Quittung.

Die Wirtschaftsstrafkammer des Bonner Landgerichts verurteilte ihn wegen Steuerhinterziehung in 17 Fällen und Vorenthaltens von Sozialabgaben in 49 Fällen zu 22 Monaten Haft. Die wurde allerdings zur Bewährung ausgesetzt, da der Mann geständig war, bislang unbestraft und überdies krank ist.

Das ist jedoch nicht die einzige Konsequenz, die der 64-Jährige zu tragen hat: Er erhielt außerdem Berufsverbot, und um den von ihm angerichteten Schaden von 450.000 Euro wiedergutzumachen, pfändeten die Behörden bei ihm inzwischen seine Lebensversicherung und seine Altersvorsorge in Höhe von insgesamt 240.000 Euro.

Den Schaden aber haben vor allem die Frauen, die er in dieses illegale Arbeitskonstrukt trieb: Sie erhalten die Umsatzsteuer, die sie als Gesellschafter einer KG geltend machen könnten, nicht zurück, da das ganze Modell, so nun auch das Gericht, "unzulässig" war. Denn in Wahrheit waren sie schlicht Angestellte des Steuerberaters: Sie saßen in dessen Büroräumen und arbeiteten nur auf dessen Anweisung.

Um die formalen Voraussetzungen einer KG zu erfüllen, der mindestens zwei Personen angehören müssen, hatten die Frauen entweder Partner, Eltern oder auch Großeltern benannt. Auch gegen die Mitarbeiterinnen waren Verfahren eingeleitet, jedoch wieder eingestellt worden.

Das ganze illegale Modell war aufgeflogen, weil der Steuerberater einige Frauen gar nicht bezahlt hatte und sie ihn deshalb anzeigten und verklagten. Die Behörden wurden aufmerksam, und der Stein kam ins Rollen. Mittlerweile arbeitet der 64-Jährige als angestellter Buchhalter in einer Firma.

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