17-jähriger Brandstifter von Siegburg wählt Freitod

Nachdem er 29 Kleinbrände gestanden hatte, wirft sich der junge Mann vor einen Zug

In Höhe der Siegbrücke  warf sich der 17-Jährige vor einen Zug.

In Höhe der Siegbrücke warf sich der 17-Jährige vor einen Zug.

Foto: Axel Vogel

Siegburg/Sankt Augustin. Ein tragischer Selbstmord bewegt die Gemüter in der Kreisstadt: Der 17-jährige Siegburger, der am Mittwoch der Polizei 29 Kleinbrände gestanden hatte (der GA berichtete gestern), hat am späten Donnerstagabend Selbstmord begangen. Wie die Polizei mitteilte, war der Jugendliche gegen 22.30 Uhr auf den Gleisen in Sankt Augustin-Buisdorf in Höhe der Siegbrücke von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden.

Wie die Polizei Freitag mitteilte, war der 17-Jährige nach seiner Vernehmung am Mittwoch in die Obhut der Eltern gegeben worden. Nachdem es in den vergangenen sieben Wochen 42 Mal in Siegburg gebrannt hatte - vor allem Mülltonnen waren das Ziel des Serien-Brandstifters gewesen - war der junge Mann der Polizei nach intensiven Ermittlungen und der Veröffentlichung eines Fahndungsfotos ins Netz gegangen.

Juristische Gründe für eine sofortige Inhaftierung hätten nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft in Bonn nicht vorgelegen, so die Polizei. Dabei dürfte unter anderem eine Rolle gespielt haben, dass der Jugendliche bislang nicht bei der Polizei aufgefallen war und dass der 17-Jährige bei seinen Eltern lebte.

Bereits am nächsten Tag, dem Donnerstag, habe der junge Mann auf Anregung der Polizei gemeinsam mit seinen Eltern eine psychiatrische Fachklinik aufgesucht. Anschließend hätten die Eltern dann auf Nachfrage der Ermittler mitgeteilt, dass ihr Sohn nach einer Eingangsuntersuchung in der Klinik fortan ambulant behandelt werden sollte.

Doch dazu kam es nicht mehr: Donnerstagabend stieg der 17-Jährige von der Frankfurter Straße in Buisdorf die Böschung zu den Gleisen der Strecke Köln-Gießen hinauf und wurde dort von einem Regionalzug erfasst.

Kurz gefragt Wäre der Selbstmord zu verhindern gewesen?Über den Zustand des betroffenen Lokführers wollte sich gestern ein Bahnsprecher nicht äußern: "Wir geben zu solchen Angelegenheiten grundsätzlich keine Auskünfte." Wohl aber könne man davon ausgehen, dass alles getan werde und die Bahn "einen riesigen Apparat" zur seelischen Betreuung des Lokführers in Bewegung gesetzt habe.

Bestürzung über den Selbstmord herrscht vor allem im Umfeld des 17-Jährigen, der nach einer Mitteilung der Stadt Siegburg Schüler am Anno-Gymnasium war. Auch im Karneval war der 17-Jährige aktiv. "Er hat seit etwa drei Jahren bei uns getanzt und war in keiner Weise auffällig. Er war immer mit großer Freude dabei und ist nie angeeckt", sagte gestern der Vorsitzende des Karnevalsvereins, dem der Junge angehörte. "Es gab keinen Hinweis, keine Erklärung."

Auch die Familie des 17-Jährigen habe sich im Verein engagiert: "Wir sind alle völlig überrascht worden und können es kaum fassen", so der Mann, der zum Schutz der Privatsphäre der Hinterbliebenen ungenannt bleibt. Er sei "zutiefst erschüttert", sagte der Karnevalist weiter: "Mich erinnert das Ganze an den Tod von Fußballtorwart Robert Enke."

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