Interview zur Metropolregion Rheinland „Wir werden in Berlin deutlich machen: Es gibt ein Rheinland“

Region · Der Geschäftsführer der Metropolregion, Ernst Grigat, über die Stärken und Schwächen der Region, das knapp bemessene Budget und die Nachbarschaft.

 Im Zentrum der Metropolregion: Der Geschäftsführer des Vereins, Ernst Grigat, in seinem Büro hoch über den früheren Messehallen.

Im Zentrum der Metropolregion: Der Geschäftsführer des Vereins, Ernst Grigat, in seinem Büro hoch über den früheren Messehallen.

Foto: Benjamin Horn

Über seine Aufgaben als Geschäftsführer der Metropolregion Rheinland sprach Ernst Grigat mit Bernd Eyermann.

Was packen Sie als Erstes an?

Ernst Grigat: Das Wichtigste ist jetzt, die Region als solche erst einmal sichtbar zu machen. Wir werden in Berlin deutlich machen: Es gibt ein Rheinland, achtet mal darauf. Auch international machen wir auf uns aufmerksam. Dies umfasst viele verschiedene Themen und Projekte.

Fühlen Sie sich als Rheinland-Lobbyist?

Grigat: Nach außen hin ja, und das müssen wir auch sein. Nach innen möchte ich Identitätsstifter sein, konkrete Projekte nach vorn bringen oder aufpassen, dass sie nicht erlahmen.

Was werden das für konkrete Projekte sein?

Grigat: Wir bereiten einige vor. Die sind aber noch nicht mit dem Vorstand vertieft. Deshalb kann ich darüber noch nichts sagen.

Eine Ihrer Aufgaben ist das Standortmarketing. Was haben Sie da vor?

Grigat: Es geht um die Frage, wie sich das Rheinland vermarkten möchte. Wir werden uns Gedanken darum machen, auf welchen Veranstaltungen wir uns in welcher Form präsentieren. Auf etablierten wie der Expo Real in München, aber auch in neuen spannenden Formanten.

Können Sie konkreter werden?

Grigat: Bisher noch nicht.

Auslöser dafür, dass die Idee der Metropolregion neuen Schwung bekommen hat, waren die Probleme in der Infrastruktur im allgemeinen und die Sperrung der Leverkusener Rheinbrücke im besonderen. Was werden Sie in diesem Bereich machen?

Grigat: Die Sperrung der Leverkusener Rheinbrücke war für die Region ein unüberhörbarer Weckruf. Seitdem wird viel Arbeit in die Planung zur Sanierung der Infrastruktur reingesteckt. Einiges ist ja auch schon geschehen. Das Rheinland ist im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans gut bedacht worden, weil sich Verkehrsplaner aus vielen Teilen des Rheinlandes vorher verständigt hatten – noch vor der Gründung der Metropolregion.

Und worin sehen Sie nun Ihre Aufgabe?

Grigat: Darauf zu achten, dass der politische Wille zur Sanierung der Infrastruktur nicht erlischt. Man muss jetzt einen langen Atem haben und sehen, dass die Projekte, die beschlossen sind, auch umgesetzt werden.

Werden Sie auch Vorschläge machen, wo Wohngebiete oder Gewerbestandorte geschaffen werden?

Grigat: Es ist nicht unsere Aufgabe, Brücken zu bauen oder Schienen zu legen. Aber wir müssen in den Gesprächen mit Landräten und Bürgermeistern darauf achten, dass die Planungen regional übergreifend sind. Der Verein Regio Köln/Bonn plant Stadt-Land-Anbindungen, wir gucken darauf, dass das Rheinland-übergreifend gemacht wird. Uns ist wichtig, dass Menschen aus den ländlichen Regionen an der Sieg oder im Bergischen Land Veranstaltungen in Köln besuchen und möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zurückkommen können.

Wo liegen für Sie die Stärken des Rheinlandes?

Grigat: In der Verknüpfung von guten Arbeitsplätzen mit einem lebenswerten, interessanten Umfeld – das gilt für Stadt und Land. Wir haben eine enorme Dichte an Arbeitsplätzen an der Rheinschiene, aber auch Hunderte solide mittelständische Firmen im Umland, zum Beispiel im Bergischen Land. Die Häfen Antwerpen und Rotterdam sind unsere Tore zur Außenwelt. Mit unseren Nachbarn in Flandern, den südlichen Niederlanden und dem Ruhrgebiet bilden wir ein gigantisches Industrierevier. Duisburg ist das Scharnier zum Revier, Aachen mit den Wissenschaftszentren in der Umgebung das Scharnier ins Dreiländereck.

Und die Schwächen?

Grigat: Es ist immer was zu tun, um die Stärken nicht zu verlieren, denn die Welt um uns herum ändert sich komplett. Wenn wir uns auf dem ausruhen, was wir jetzt haben, werden wir in Kürze ein Problem bekommen. An der Rheinschiene haben wir fast keinen Raum mehr zum Wachsen, Platz für größere Industriebetriebe und Wohngebiete werden knapp.

Das Budget des Vereins ist mit einer Million Euro knapp bemessen. Zu knapp?

Grigat: Natürlich hätte man lieber immer mehr Geld zur Verfügung, aber wir machen jetzt erst einmal das, was geht und räumen dann Hindernis für Hindernis aus dem Weg.

Ist die Region zu groß? Sie ist von der Einwohnerzahl her die größte in Deutschland.

Grigat: Nein, es ist eine Stärke der Region, dass sie eine solche Vielfalt abbildet. Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen. Doch nur aus der Vielfalt kommen am Ende gute Ideen.

Die Stadt Duisburg und der Kreis Wesel gehören sowohl zur Metropolregion Ruhr als auch zum Rheinland. Wie beurteilen Sie das?

Grigat: Das Rheinland wäre unvollständig ohne Duisburg und Wesel. Der Duisburger Hafen ist sowohl Teil des Rheinlands als auch des Ruhrgebiets. Vielleicht müssen wir irgendwann fragen: Wo steht Ihr denn eigentlich? Bis jetzt war das noch nicht nötig.

Zur Person

Der 56-jährige Ernst Grigat bezeichnet sich als „Rheinländer mit Leib und Seele“. In Leverkusen und Köln ist er aufgewachsen, in der Domstadt zur Schule gegangen, dort hat er auch studiert. Seit vielen Jahren wohnt er in Leverkusen. Viele Jahre war er Manager bei Bayer, tätig auch im Ausland. Über ein Jahrzehnt lang hat er die Transformation der früheren Bayer-Werke in die heutigen Chemieparks maßgeblich mitgestaltet. Im März 2017 ist er dort ausgestiegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort