Musik in Swisttal „Telemann war ein Universalgenie“

Swisttal-Buschhoven · Gespräch am Wochenende: Ariane von der Heyden-Karas und Bettina von Dombois über die Musik des Barock und den berühmten deutschen Komponisten Georg Philipp Telemann

 In der Buschhovener Versöhnungskirche (v.l.): Ariane von der Heyden-Karas, Bettina von Dombois und Lothar Kirschbauer, Vorsitzender des Kirchbauvereins. Die Musikerinnen geben dort mit dem Telemann-Ensemble Bonn ein Benefizkonzert auf historischen Instrumenten. Das Motto lautet „Himmlische Stunden“.

In der Buschhovener Versöhnungskirche (v.l.): Ariane von der Heyden-Karas, Bettina von Dombois und Lothar Kirschbauer, Vorsitzender des Kirchbauvereins. Die Musikerinnen geben dort mit dem Telemann-Ensemble Bonn ein Benefizkonzert auf historischen Instrumenten. Das Motto lautet „Himmlische Stunden“.

Foto: Axel Vogel

Für Freunde klassischer Barockmusik wird das Konzert am Samstag, 25. März, 19 Uhr, in der Buschhovener Versöhnungskirche zu einem Erlebnis der besonderen Art. Denn anlässlich des 250. Todesjahres des berühmten deutschen Komponisten Georg Philipp Telemann (1681- 1767) präsentiert das Telemann- Ensemble Bonn gemeinsam mit der Buschhovener Sopranistin Ariane von der Heyden-Karas unter dem Motto „Himmlische Stunden“ unbekannte Werke des evangelischen Pastorensohnes, seiner Vorbilder und Schüler. Das Ensemble, dem unter anderem Bettina von Dombois (Barockvioline) angehört, sorgt mit seinen historischen Instrumenten für ein außergewöhnliches Klangerlebnis.

Telemann war zu seiner Zeit einer der berühmtesten Komponisten und dennoch sind viele seiner Werke heutzutage unbekannt. Wie kommt das?

Bettina von Dombois: Telemann war ein Universalgenie. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hielt sich leider die diffamierende Bezeichnung des platten Vielschreibers. Er ist ein Vertreter des Spätbarocks und musste als Musikdirektor in Hamburg jede Woche zwei Kantaten und eine Passion bei seinem Arbeitgeber abliefern. In seinen Kompositionen lassen sich verschiedene Stile erkennen. So wurde er zum Beispiel von italienischen und französischen Komponisten beeinflusst und komponierte Werke in allen damals üblichen Instrumentalgattungen sowie geistliche und weltliche Vokalmusik. In den 75 Jahren seiner Schaffensperiode hat er rund 3000 Werke geschrieben, von denen die meisten bis heute unbekannt sind. Obwohl Telemanns Werke zu dessen Lebzeiten viel bekannter als die Johann Sebastian Bachs waren, gerieten sie nach seinem Tod eher in Vergessenheit. Deshalb ist das Konzert in Buschhoven für das Publikum auch so interessant, da wir viele seiner selten gehörten Werke aufführen werden. Auch wir als Musiker freuen uns über solche Veranstaltungen, da wir dann die Möglichkeit haben, etwas Neues auszuprobieren.

Sie präsentieren nicht nur Telemann-Kompositionen, sondern spielen auch Konzerte von Christoph Graupner (1683-1760) sowie von Jean-Christophe Naudot (1690-1762) und führen eine Kantate von Dietrich Buxtehude (1637-1707) auf. Nach welchen Kriterien haben Sie das Programm zusammengestellt?

Von Dombois: Jedes ausgewählte Werk hat auf irgendeine Weise mit Telemann zu tun. Entweder stammt es aus seiner Feder oder die Komponisten standen in irgendeiner Beziehung zu Telemann. So war Graupner, von dem wir das selten gehörte Konzert für Altblockflöte, Streicher und Basso continuo spielen werden, ein Schüler Telemanns. Mit einem Werk des französischen Komponisten Naudot soll der Blick nach Paris gerichtet werden, wo Telemann 1737 einige Monate verbracht hat. Buxtehude war das musikalische Vorbild Telemanns. So reiste er eigens nach Lübeck, um Buxtehude dort als Organisten an der Sankt-Marien-Kirche zu hören. Besonders aus Buxtehudes „Abendmusiken“ hat sich Telemann Anregungen geholt. Da schließt sich der Kreis.

Welche Werke Telemanns spielen Sie?

Von Dombois: Wir beginnen mit der Arie „Vernunft, Geduld und Zeit“, präsentieren dann Auszüge aus Telemanns Bearbeitung von Reinhard Keisers „Nebukadnezar“ und aus Georg Friedrich Händels „Der missratene Brautwechsel“. Die letzten beiden Werke sind ein Concerto für Oboe, zwei Violinen und Basso Continuo von Naudot sowie Buxtehudes Kantate „Herr, auf dich traue ich“.

Was gefällt Ihnen an Barockmusik?

Ariane von der Heyden-Karas: Mich berührt diese Art von Musik besonders. Das ist schon seit Langem so. Auch wenn ich immer wieder Liederabende mit breit gefächertem Musikrepertoire gebe, seit 15 Jahren gehört meine Leidenschaft barocken Musikraritäten. Deshalb bin ich auch so froh, dass das Ensemble mit mir hier auftritt, zumal es schwierig ist, einen gemeinsamen Termin zu finden, da die Musiker häufig in anderen Ensembles auf Tournee sind.

Warum verstärkt sich die Wirkung des musikalischen Klangs durch historische Instrumente? Sie spielen Geige. Welche Klangunterschiede gibt es da zur modernen Geige?

Von Dombois: Mir gefällt am Klang von Barockinstrumenten besonders die Wärme und der Oberton-Reichtum. Der Klang ist ein anderer als bei modernen Instrumenten, was an der leichten Bauweise liegt. Das kann man sehr schön an meiner Barockgeige, einer Leonhard Maussiell aus dem Jahr 1713, erkennen. Der Geigenkörper ist leichter, statt der heutigen Stahl- werden Darmsaiten verwendet. Der Geigenbogen ist nicht konkav, sondern konvex geformt und deutlich leichter gebaut. All das zusammen führt zu einem weicheren, modulationsfähigeren Klang. Durch historische Instrumente können Kompositionen aus dem Barock der Klangfarbe der damaligen Zeit nachempfunden werden. Das war auch die Intention von Nikolaus Harnoncourt, der der Erste war, der in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Barockmusik mit historischen Instrumenten aufführen ließ.

Sie treten zum ersten Mal als Ensemble und Sängerin in Buschhoven gemeinsam auf. Warum gerade hier?

Von der Heyden-Karas: Abgesehen von Telemanns Todestag, der sich im Juni zum 250. Mal jährt, passt seine Musik sehr gut ins diesjährige Jubiläumsjahr, in dem wir 500 Jahre Reformation feiern und da auch besonders gut nach Buschhoven. Denn Telemann war als Pastorensohn und langjähriger Musikdirektor in Hamburg nicht nur durch und durch Protestant, sondern er hat sich auch musikalische Anregungen bei Buxtehude geholt, dessen Werke bis heute in der protestantischen Kirche gespielt werden. Außerdem war Buschhoven in seiner Zeit eine Hochburg der Reformation. Auch der Ort passt zu einem Barockkonzert, wurde doch 1723 der Schlussstein im Eingangsbereich der Versöhnungskirche gesetzt. Deshalb freuen wir uns so, dass wir im Jahr des Reformationsjubiläums ausgerechnet hier solch ein Konzert geben können.

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