EU will Roaming-Gebühren 2017 beenden So lässt sich die Kostenfalle im Urlaub schon jetzt umgehen

Bonn · Schnell mal ein Handy-Bild vom Strand an die Liebsten zuhause verschickt, ein paar mal WhatsApp genutzt und per Google Maps nach dem Ausflugsziel gesucht - und schon steigt die Handy-Rechnung gigantisch an. Roaming wird für viele immer noch zur Kostenfalle. Das soll sich in der EU 2017 ändern, doch sparen lässt sich schon jetzt.

 Am Strand ein Youtube-Video schauen oder über WhatsApp Bilder verschicken, kann im Ausland richtig teuer werden.

Am Strand ein Youtube-Video schauen oder über WhatsApp Bilder verschicken, kann im Ausland richtig teuer werden.

Foto: dpa

Der Urlaub im Ausland birgt für Smartphone- und Tablet-Nutzer derzeit noch ein Kostenrisiko. Besonders außerhalb der EU fallen Roaming-Gebühren von bis zu 19,25 Euro pro MB an.

Zumindest im EU-Ausland soll mit den hohen Roaming-Gebühren jedoch in zwei Jahren Schluss sein. Denn am 15. Juni 2017 sollen die Gebühren in der EU auslaufen. Darauf haben sich Vertreter der EU-Staaten und des Europaparlaments am frühen Dienstagmorgen nach einer zwölfstündigen Sitzung in Brüssel geeinigt.

Das völlige Aus der Extra-Gebühren bedeutet dies für Verbraucher aber nicht: Anbieter dürfen Einschränkungen machen, wenn Nutzer häufiger im EU-Ausland mobil telefonieren, surfen oder SMS schicken und nicht nur bei gelegentlichen Reisen. Zudem sollen Anbieter entstandene höhere Kosten abrechnen können.

In einem Zwischenschritt sollen die Roaming-Aufschläge am 30. April 2016 noch einmal deutlich sinken. Dann dürfen laut Mitteilung Telefonate im EU-Ausland nur noch 5 Cent pro Minute kosten (derzeit 19 Cent für abgehende, 5 Cent für eingehende Anrufe), die Obergrenze für SMS ist 2 Cent (derzeit 6 Cent) und beim Surfen darf jedes Megabyte an Daten mit maximal 5 Cent zu Buche schlagen (derzeit 20 Cent). Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer.

So lässt sich schon jetzt sparen

Doch bis es soweit ist, können Verbraucher schon jetzt die hohen Roaming-Gebühren umgehen. So sollten sie unbedingt die Tarifoptionen ihres Mobilfunkanbieters prüfen. Je nach Nutzungsverhalten sparen sie mit Datenpaketen für mobiles Surfen bis zu 98 Prozent der Roaming-Gebühren. Mit Tagespässen zum Telefonieren ist eine Ersparnis von bis zu 95 Prozent möglich. „Im EU-Ausland ist der Tarif nach EU-Richtlinie nicht bei allen Anbietern automatisch voreingestellt – und auch nicht immer das günstigste Angebot“, sagt Andreas Quauke, Geschäftsführer Mobilfunk beim Vergleichsportal Check24. Auslandsoptionen mit langer Laufzeit würden sich nur für Vielreisende lohnen, Normalurlauber seien besser mit verbrauchsabhängigen Tarifen versorgt. „Nutzer können bei fast allen Providern neben dem voreingestellten Roaming-Tarif auch alternative Auslandsoptionen wählen“, so Quauke.

Das Vergleichsportal hat die Roaming-Tarife der vier Mobilfunk-Netzbetreiber BASE, O2, Telekom und Vodafone sowie der Alternativanbieter 1&1, klarmobil und simyo unter die Lupe genommen. Unterschieden wurde zwischen Preisen innerhalb und außerhalb der EU. Insbesondere bei Fernreisen lohne sich demnach der Vergleich der Tarifoptionen. So sind außerhalb der EU die Preise für Roaming nicht reguliert. Für Anrufe aus Ägypten, Thailand oder Tunesien nach Deutschland kämen so schnell Kosten von bis zu 3,04 Euro pro Minute zusammen. Ein Megabyte (MB) Datenvolumen koste demnach bis zu 19,25 Euro.

Wenn das Youtube-Video plötzlich 161,80 Euro kostet

Dass der falsche Tarif blitzschnell zur Kostenfalle werden kann, zeigen diese beiden Beispiele: Ein Ägypten-Urlauber, der am Strand ein YouTube-Video (zehn MB) ansieht, zahlt mit dem voreingestellten Tarif „Telekom Weltweit“ 161,80 Euro. Wählt er dagegen die Option „Travel & Surf DayPass M“ für 2,95 Euro (50 MB/Tag), spart er 98 Prozent der Kosten. Ein Vodafone-Kunde, der aus New York einmalig für eine halbe Stunde seine Freundin in Deutschland anruft, bezahle mit dem voreingestellten Tarif „World & World Data“ 58,20 Euro. Mit der Option „Easy Travel Tag“ koste das Telefonat nur 2,99 Euro (Telefonflatrate) – eine Ersparnis von 95 Prozent.

Innerhalb der EU sind Preisobergrenzen für Roaming festgelegt. Doch der voreingestellte Tarif entspricht bei einigen Anbietern nicht automatisch der EU-Richtlinie (BASE und O2). Diese ist aber auch nicht immer die günstigste Alternative. So zahlen O2-Kunden, die im EU-Ausland mobil surfen, für 50 MB/Tag mit der Option „Weltzonen-Pack“ – die der EU-Richtlinie entspricht – zwölf Euro (0,24 Euro/MB). Mit dem voreingestellten Tarif „Travel Day Pack & Reise-Option“ kostet das gleiche Datenvolumen 1,99 Euro. Das ist eine Ersparnis von 83 Prozent.

[kein Linktext vorhanden]BASE-Kunden, die oft im EU-Ausland unterwegs sind, sparen mit dem Tarif „BASE EU Reise Flat“ 94 Prozent der Roamingkosten: Reist der Kunde beispielsweise zwei Jahre lang einmal pro Monat innerhalb der EU oder in die Schweiz (Verbrauch je Reise: 50 MB, zwei Stunden Telefonie), zahlt er laut Check24 in 24 Monaten insgesamt 72 Euro. Im voreingestellten Tarif wären im selben Zeitraum 1.276,80 Euro fällig.

Verbraucher sollten bei der Tarifwahl darauf achten, welche Laufzeit die Auslandsoption ihres Mobilfunkanbieters hat. Für Vielreisende würden sich Pakete mit monatlicher Zahlweise und längerer Laufzeit lohnen, für Normalurlauber seien verbrauchsabhängige Tarife sinnvoll.

Die Telekom-Option „All Inclusive 12“ (Flat für Telefon, SMS und mobiles Internet) kostet fünf Euro im Monat bzw. 60 Euro pro Jahr. Für diesen Betrag könnte der Nutzer mit dem verbrauchsabhängigen Tarif „Telekom Weltweit“ (0,23 Euro/MB) mehr als 26 000 Messenger-Nachrichten (10 KB/Nachricht ohne Anhang) aus dem Urlaub verschicken oder viereinhalb Stunden nach Deutschland telefonieren (0,22 Euro/Minute).

EU setzt schon jetzt Roaming-Obergrenzen

Innerhalb Europas ist das Roaming-Risiko glücklicherweise schon jetzt überschaubarer. In der EU gilt seit 2007 eine Roaming-Verordnung, die in den Folgejahren immer wieder erweitert wurde: So dürfen laut der Bundesnetzagentur in Bonn seit dem 1. Juli 2014 für abgehende Handy-Anrufe höchstens 19 Cent pro Minute, bei eingehenden Anrufen nicht mehr als fünf Cent pro Minute (beides plus Mehrwertsteuer) abgerechnet werden. Kurznachrichten (SMS) dürfen seit Mitte 2014 nicht mehr als sechs Cent plus Mehrwertsteuer kosten. Für das Datenroaming gelte eine Obergrenze von maximal 20 Cent pro Megabyte (plus Mehrwertsteuer).

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