Profit unter Palmen: Tropical Islands wird zehn Jahre alt

Brand · Seit zehn Jahren behauptet sich Tropical Islands als Urlaubswelt in der Brandenburger Provinz. Das Unternehmen eines malaysischen Investors ist einer der größten Arbeitgeber im Land. Der Nutzen für die Region sei trotzdem begrenzt, sagen Kritiker.

 Urlaubsflair in einer ehemaligen Luftschiffhalle: Das Freizeitressort "Tropical Islands" zieht jährlich eine Million Besucher an. Foto: Patrick Pleul

Urlaubsflair in einer ehemaligen Luftschiffhalle: Das Freizeitressort "Tropical Islands" zieht jährlich eine Million Besucher an. Foto: Patrick Pleul

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In der Südsee planschen und zum Spaziergang in den Regenwald: Es war eine kühne Idee, in der brandenburgischen Pampa die tropische Urlaubswelt "Tropical Islands" aufzubauen. Kaum jemand hätte sich wohl gewundert, wenn das Projekt in Brand im Kreis Dahme-Spreewald nach seiner Eröffnung 2004 gescheitert und rasch im märkischen Sand versunken wäre.

Heute gehört Tropical Islands zu den größten Freizeitressorts in Deutschland. Eine Million Gäste besuchen die Anlage nach Angaben des Unternehmens jedes Jahr. Damit misst man sich mit Themenparks wie Phantasialand, Center Parks oder dem Europa-Park. Oder ist Tropical Islands doch nur ein aufgeblasenes Freizeitbad?

In diesem Jahr wird die Anlage zehn Jahre alt: "Wir sind stolz darauf, zehn Jahre mit unserem Produkt am Markt zu sein", sagt Marketing-Manager Kim Schäfer bei einem Rundgang durch die riesige Halle. Ringsum nur Menschen in Badehose und Bikini, die Mitarbeiter tragen bunte Hawaii-Hemden.

Ende 2004 war Tropical Islands in der ehemaligen Luftschiffhalle von CargoLifter eröffnet worden. Im weltgrößten freitragenden Gebäude sollten Zeppeline gebaut werden, aber die Firma ging insolvent. Dann kam die Investoren-Gruppe Tanjong aus Malaysia und startete das Projekt Tropical Islands auf dem früheren Flugplatzgelände.

Mehr als 200 Millionen Euro sollen investiert worden sein. Knapp 18 Millionen kamen laut Wirtschaftsministerium vom Land. Ob und wie rentabel Tropical Islands heute ist, lässt sich nur mutmaßen: Das Unternehmen veröffentliche keine wirtschaftlichen Zahlen, heißt es. Das ärgert manche, die das Steuergeld gerne woanders investiert gesehen hätten.

Auch in der regionalen Fremdenverkehrsbranche sind nicht alle Fans von Tropical Islands. Sicherlich auch, weil es ein ernster Konkurrent um Gäste ist. Aus ganz Europa würden die Touristen mittlerweile nach Brand gekarrt, sagt ein Touristiker aus dem Spreewald. "Am Wochenende ist oft die Hälfte der Gäste aus Polen und Tschechien."

Die Gäste kämen mit Billigflieger und Bus in die Urlaubswelt und würden dann wieder weggebracht. Der Gewinn für die regionale Wertschöpfungskette sei gleich null. Hinzu käme der gigantische Energieverbrauch: durch die Billigflieger, aber auch für den Unterhalt der Riesenhalle, in der es konstant 26 Grad Celsius warm ist. Die Grünen kritisierten deswegen die öffentliche Förderung der Halle.

Für die Landesregierung ist die Bilanz positiv: "Tropical Islands (TIR) ist mit über 500 Beschäftigten der größte touristische Arbeitgeber im Land Brandenburg", sagt ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Ob höchste Wasserrutsche Deutschlands oder größter "Indoor-Regenwald" der Welt: Mit seinem "intensiven Marketing" fördere Tropical Islands auch das Reiseland Brandenburg. Ähnlich sieht es der Landkreis: Tropical Island sei touristisch einfach "ein Magnet", sagt eine Sprecherin.

Doch selbst die eine Million Besucher pro Jahr sind für das Unternehmen wohl zu wenig. Zur Eröffnung 2004 hatte der Investor mit "2,5 Millionen bis 3 Millionen Gästen" gerechnet. Über Jahre wurden Millionenverluste geschrieben. Der Großteil der Besucher sind Tagesgäste. Die Halle kann aber nur 6000 Menschen aufnehmen. Profitabel sind vor allem die Übernachtungsgäste, die mehrere Tage bleiben - und auch mal die Halle verlassen und für weitere zahlende Gäste Platz machen.

Die Geschäftsführung will das Urlaubsresort daher schon seit längerem groß ausbauen. Hotels, ein Konferenzzentrum und Hunderte Bungalows sollten rund um die Kuppelhalle entstehen. Doch bislang ist auf dem 610 Hektar großen Gesamtareal nicht viel passiert.

Es gebe "Planungen", das Gelände zu erweitern, heißt es einsilbig beim Unternehmen. Gleichzeitig weist Marketing-Manager Schäfer die Kritik zurück, bei Tropical Island werde nur in die Tasche von asiatischen Investoren gewirtschaftet - ohne jedes Interesse für die Region. "Im Gegenteil", sagt Schäfer, "wir arbeiten mit der Region zusammen."

Etwa mit Handwerksbetrieben und Partnerhotels, die einen Teil der Gäste aufnehmen. Und viele Besucher würden gar erst durch Tropical Islands auf den Spreewald aufmerksam, argumentiert Schäfer. Am wichtigsten für das Unternehmen wird allerdings sein, dass die solventen Investoren aus Malaysia Fans vom Spreewald bleiben.

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