Pilgern auf den Spuren Martin Luthers in Deutschland

Wittenberg/Eisleben · Seit 2008 gibt es den Lutherweg in Sachsen-Anhalt. Und der ist gefragt. Mit Blick auf das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 wird die Pilgerstrecke weiter ausgebaut - auch über Landesgrenzen hinweg.

 Auf dem Marktplatz in Wittenberg steht das Denkmal des deutschen Reformators Martin Luther. Foto: Jens Wolf

Auf dem Marktplatz in Wittenberg steht das Denkmal des deutschen Reformators Martin Luther. Foto: Jens Wolf

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Es muss nicht immer der Jakobsweg sei: Wer pilgern möchte, kann in Deutschland auch auf den Spuren des Kirchenreformators Martin Luther (1483-1546) wandeln. Seit 2008 gibt es den Pilgerweg in Sachsen-Anhalt - eine 410 Kilometer lange Strecke mit rund 50 Stationen. Tausende sind den Weg nach Angaben der Macher schon gegangen. Allein das dazugehörige Wander- und Pilgerbuch wurde bislang 3000 Mal verkauft, sagt der Geschäftsführer der Kartographischen Kommunalen Verlagsgesellschaft mbH (Nordhausen), Frank Böhme. "Wenn man bedenkt, dass das Buch meist auch von mehreren Menschen genutzt wird, ist das schon ein Erfolg für den Lutherweg."

Im kommenden Frühjahr soll der Weg, der in eine Nord- und Südroute unterteilt ist, ausgebaut werden. "Fest steht, dass die Routen Magdeburg-Gommern (21 km), Gommern-Lübs (18 km) und Lübs-Zerbst (17 km) dazu kommen", sagt der Vorsitzende des Vereins Wanderbewegung Magdeburg, Klaus Ernst Beyer. Er arbeitet derzeit am konkreten Streckenverlauf. Bislang läuft die Nordroute von Wittenberg über Dessau-Roßlau, Zerbst, Köthen und Bernburg nach Eisleben. Die Südroute führt über Halle und Bitterfeld.

"Der Pilger ist auf der Suche nach Spiritualität und auch nach Ruhe und Einkehr. Das unterscheidet ihn vom Wanderer, bei dem das Naturerlebnis im Vordergrund steht", erklärt der Vizepräsident der Lutherweg Gesellschaft, Christian Otto. "Speziell für den Lutherweg gilt: Die Wege sind das Ziel. Es gibt ja keine geradlinige Strecke, wie beim Jakobsweg, sondern Rundwege und Verästelungen." Entlang der Strecke liegen Orte, an denen Luther einst war.

Seine Kindheit etwa verbrachte er in Mansfeld. Das Wohnhaus seiner Familie ist als Museum nach umfangreicher Sanierung im Juni eröffnet worden. Gezeigt werden rund 230 Exponate - etwa Münzen, Schmuck, Schnallen, ein Fingerhut oder eine Nähnadel, aber auch Spielzeug, wie "Luthers Murmeln". Der beschriebene Speiseplan der Familie mit Rebhühnern, Süß- und Meereswasserfischen, Singvögeln und jungen Schweinen zeigt zudem, dass Luther in gar nicht so ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, wie bisher angenommen.

Wichtige Stationen sind auch die zum Unesco-Welterbe zählenden Lutherstätten, das Geburtshaus und der Sterbeort des Reformators in Eisleben sowie seine Wirkungsstätten in Wittenberg. Der Überlieferung nach hat Luther dort am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel geschlagen - der Beginn der weltweiten Reformation der Kirche.

Neben den Orten, an denen Luther persönlich gewirkt hat, liegen auf dem mit "L" gekennzeichneten Weg auch Museen und Schlösser. Evangelische Stadt- und Dorfkirchen laden zum Verweilen ein ebenso wie der erste Landschaftspark im englischen Stil auf dem europäischen Festland in Wörlitz.

Mit Blick auf das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 wurden die Strecken in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu einer gemeinsamen rund 1400 Kilometer langen Pilgerroute Lutherweg in Mitteldeutschland zusammengefasst. Aber auch Bayern und Hessen haben mittlerweile mit der Ausschilderung eines Lutherweges begonnen.

"Insgesamt umfasst das bundesweite Lutherwege-Pilgernetz etwa 3000 Kilometer", sagt Otto. Im bayrischen Coburg hielt sich Luther 1530 aufgrund der Reichsacht mehrere Monate auf der Veste Coburg auf. Zwei Lutherzimmer erinnern an den Aufenthalt. Im Frühjahr 1521 reiste Martin Luther quer durch Hessen zum Reichstag nach Worms (Rheinland-Pfalz). Jetzt wird die Route als Pilgerweg ausgeschildert.

In Sachsen und Thüringen können Gläubige außerdem nach Torgau und Eisenach pilgern. Auf der Wartburg lebte Luther 1521/1522 inkognito als "Junker Jörg" und übersetzte dort das Neue Testament ins Deutsche. In Torgau weihte Luther 1544 die Schlosskirche als erste protestantische Kirche in Deutschland ein. In der St. Marienkirche liegt außerdem das Grab von Luthers Ehefrau Katharina von Bora (1499-1552).

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Lutherweg-Gesellschaft

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