Die Bahn fährt Bus

Berlin · Mit den Preisen der Fernbusse kann die Bahn auf der Schiene nicht mithalten. Doch ihre Kunden will sie nicht tatenlos aufgeben. Die Konsequenz: Die Bahn steigt um.

 Mit deutlich mehr eigenen Fernbussen reagiert die Deutsche Bahn auf die wachsende Konkurrenz zur Schiene. Foto: Ralf Braun/DB Systel

Mit deutlich mehr eigenen Fernbussen reagiert die Deutsche Bahn auf die wachsende Konkurrenz zur Schiene. Foto: Ralf Braun/DB Systel

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Die Deutsche Bahn nimmt den Kampf um den Fernbus-Markt auf. Denn Busse fahren der Bahn vor allem beim Preis auf vielen Strecken schon längst davon - und nehmen viele Kunden mit. Der Staatskonzern will nicht länger zuschauen und hinterherfahren.

Was hat die Bahn jetzt vor?

Die Bahn will ihr Fernbus-Angebot bis Ende 2016 vervierfachen. Derzeit gibt es 20 nationale Linien und 25 Verbindungen ins Ausland mit insgesamt 140 Bussen. Welche Strecken dazukommen, sagt die Bahn erstmal nicht - das soll die Konkurrenz noch nicht wissen. Wie das neue Angebot mit ihrem Fernverkehr auf der Schiene verschränkt wird, dürfte Mitte März klar sein. Dann will der Konzern in einem neuen Konzept erklären, wie Fahrten mit ICE und IC attraktiver gemacht werden sollen.

Fahren demnächst mehr Busse als Züge mit dem Logo der Bahn?

Wohl eher nicht, meint Bahn-Manager Ulrich Homburg. Die neuen Busse werden das rot-weiße Logo der Bahn nämlich nicht tragen, sondern nur die grau-blaue Aufschrift " berlinlinienbus.de". Immerhin: Derzeit fahren schon 140 Busse für die Busmarken der Bahn - und rund 250 ICEs.

Warum sind Fernbusse so wichtig für die Bahn?

Sie sind auf vielen Strecken eine große Konkurrenz - vor allem, weil sie deutlich günstiger sind. Im vergangenen Jahr, so schätzt die Branche, dürften sich die Passagierzahlen bei Fernbussen auf gut 16 Millionen verdoppelt haben. Ein großer Teil davon fuhr vorher Bahn. Das belastete das Ergebnis der Bahn mit 120 Millionen Euro.

Warum reagiert die Bahn erst jetzt?

Seit Anfang 2013 ist der Fernbusmarkt für Strecken ab 50 Kilometer geöffnet. Inzwischen gibt es bereits mehr als 260 Linien. Homburg räumt offen ein, dass die Bahn diese Konkurrenz anfangs unterschätzt hat. "Der Fernbusmarkt entwickelt sich unglaublich dynamisch", sagt er nun. Das könne die Bahn nicht länger ignorieren.

Wer sind die größten Fernbus-Anbieter?

Seit Januar gibt es nur noch drei große Anbieter auf dem Fernbusmarkt. Die bis dahin größten Marken MeinFernbus und FlixBus schlossen sich zusammen und kommen laut Berliner Iges-Institut nun auf einen Marktanteil von 74 Prozent - die Bahn liegt bei 9 Prozent. Genauso die Deutsche Post, die ihren Postbus nach dem Rückzug des ADAC inzwischen allein fährt. Der britische Anbieter National Express nahm seinen Fernbusableger city2city aus dem Rennen, der Offenbacher Pionier Deinbus dagegen überstand eine Insolvenz und fährt weiter.

Macht sich die Bahn mit den Fernbussen das eigene Geschäft kaputt?

"Wir werden uns sicher nicht mehr schädigen wollen, als das durch die Liberalisierung des Fernbusmarkts sowieso geschehen ist", sagt Homburg dazu. In einen Preiskampf mit den Fernbussen werde die Bahn auf der Schiene ohnehin nie gehen können. Busse biete sie vor allem für sehr preissensible und zeitlich flexible Kunden an. Es bleibe dabei, dass Bahnfahren "deutlich entspannter, schneller und komfortabler" sei.

Was bedeutet das für die Preise im Fernbusmarkt?

Bislang profitierten Fernbus-Kunden von dem Verdrängungswettbewerb. Im vergangenen Jahr sank der Normalpreis pro Kilometer um 14 Prozent auf 8,6 Cent, wie Iges errechnete. Doch die Bahn will keinen aggressiven Preiskampf führen. Diese Zeiten seien im Fernbusmarkt vorbei, heißt es. Auch der neue Fernbus-Riese MeinFernbus/FlixBus hatte nach der Fusion keine günstigeren Preise versprochen.

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