Bergwacht: Unglücksrisiko im Schwarzwald wird unterschätzt

Freiburg · Wanderer, Mountainbiker, Gleitschirmflieger: Der Schwarzwald wird als Sportregion immer beliebter. Doch die Gefahren werden unterschätzt. Die Zahl der Bergunglücke hat sich dieses Jahr verdoppelt.

 Die Bergwacht Schwarzwald ruft Wanderer zur Vorsicht auf. Grund: Die Zahl der Bergunfälle ist gestiegen. Foto: Patrick Seeger

Die Bergwacht Schwarzwald ruft Wanderer zur Vorsicht auf. Grund: Die Zahl der Bergunfälle ist gestiegen. Foto: Patrick Seeger

Foto: DPA

Nach einem deutlichen Anstieg der Unglücke im Schwarzwald ruft die Bergwacht Freizeitsportler zu erhöhter Vorsicht auf. Die Gefahren der Natur würden immer wieder unterschätzt, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Bergwacht Schwarzwald, Adrian Probst, in Freiburg der Nachrichtenagentur dpa. Touristen und Einheimische sollten sich besser auf Aktivitäten im Freien vorbereiten und stärker das Unfallrisiko im Blick haben. In diesem Frühjahr habe sich die Zahl der Bergunfälle im Schwarzwald im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Mehrere Menschen, vor allem Wanderer, seien dabei schwer verletzt oder getötet worden.

"Gerade bei schönem Wetter genießen viele Menschen die Natur. Dabei unterschätzen einige jedoch die alpinen Gefahren, die der Schwarzwald als Mittelgebirge birgt", sagte Probst. Seit dem Beginn des Frühjahrs mussten die Bergretter im Schwarzwald schon zu mehr als 100 Notfällen ausrücken. Im Frühjahr des vergangenen Jahres waren es rund 50.

"Wir haben es derzeit mit einem Phänomen zu tun, dass wir in dieser Form noch nie hatten." Gestiegen sei vor allem der Anteil der schweren Bergunglücke im unwegsamen Gebiet: In den vergangenen Wochen sind mehrfach Wanderer in steilem Gelände und Gleitschirmflieger abgestürzt sowie Mountainbiker verunglückt.

Als Grund für den Anstieg der Unfallzahlen nannte Probst den frühen Saisonstart nach dem milden Winter. Zudem werde der Schwarzwald für Freizeitaktivitäten immer beliebter. Unterwegs seien auch zunehmend Unerfahrene und ältere Menschen. Die Gefahr, sich selbst zu überschätzen, sei bei ihnen sehr groß. Sie stießen schnell an ihre körperlichen Grenzen. Sportliche Aktivitäten sollten daher gut geplant und mit Vorsicht angegangen werden.

"Neben einer guten Vorbereitung ist eine gute Ausrüstung mit gutem Schuhwerk wichtig." Zudem sollte in der Natur immer ein aufgeladenes Mobiltelefon mitgenommen werden. Die sei entscheidend für den Notruf und erleichtere dem Rettungsdienst, den Verunglückten schnell zu finden. Groß angelegte Suchaktionen mit viel Personal und oft auch Hubschraubern könnten so verhindert werden.

"Vor allem werktags steigen die Einsatzzahlen", sagte Probst. Der Freizeitsport konzentriere sich nicht mehr nur auf die Wochenenden, knapp 60 Prozent der Unglücke ereigneten sich unter der Woche. Die ehrenamtlichen Retter seien dadurch stärker gefordert. Die Bergwacht Schwarzwald ist nach Bayern die zweitgrößte in Deutschland.

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Bergwacht Schwarzwald

Bergwacht SchwarzwaldDie Bergwacht Schwarzwald mit Sitz in Freiburg ist für den Rettungsdienst in unwegsamem Gelände von Pforzheim bis zur Schweizer Grenze zuständig. Sie ist nach Bayern die zweitgrößte Bergwacht in Deutschland. Zudem ist sie die einzige Bergwacht, die eigenständig ist. Die übrigen Bergwachten arbeiten unter dem Dach des Deutschen oder des Bayerischen Roten Kreuzes (DRK/BRK). Gegründet wurde sie 1922. Alle Bergretter im Schwarzwald arbeiten ehrenamtlich.

Die Bergwacht Schwarzwald besteht aus 25 Ortsgruppen. Ihr gehören 1425 aktive Mitglieder an. Rund 820 von ihnen kommen im Rettungsdienst zum Einsatz. Sie stehen rund um die Uhr für Notfälle bereit, an Werktagen ebenso wie an Sonn- und Feiertagen. Im Gesamtjahr rücken sie den Angaben zufolge zu 1400 bis 1600 Notfällen aus. 40 Prozent der Unglücke ereigneten sich im Frühjahr, Sommer oder Herbst - und damit außerhalb der Wintersaison.

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