Mailänder Modewoche: Gucci zeigt sich revolutionär

Mailand · Sensibel, intellektuell und ein bisschen aus der Zeit gefallen - das ist die neue Gucci-Frau. Alessandro Michele unterstrich nachhaltig, dass er gewillt ist, der italienischen Nobelmarke eine neue Identität zu verleihen.

 Intellektuell und etwas aus der Zeit gefallen: Das ist ein neuer Look der italienischen Nobelmarke Gucci. Foto: Daniel Dal Zennaro

Intellektuell und etwas aus der Zeit gefallen: Das ist ein neuer Look der italienischen Nobelmarke Gucci. Foto: Daniel Dal Zennaro

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Die Show war der erste mit Spannung erwartete Höhepunkt der bis Montag laufenden Mailänder Modewoche mit den Trends für die Saison Frühjahr/Sommer 2016. Alessandro Michele ist Mailands derzeit mutigster Designer. Er versucht die Weltmarke Gucci komplett umzukrempeln.

Schluppenblusen, lange Faltenröcke, glitzernde Anzüge, eigenwillige Musterbilder, mit Strass besetzte Brillen - vom einstigen unterkühlten Sex-Appeal ist nichts mehr übrig. Den hatte Tom Ford ab Mitte der 90er Jahre initiiert - und damit eine Ära geprägt. Seine Nachfolgerin Frida Giannini scheiterte dann daran, eine eigene Stilbotschaft für Gucci zu entwickeln. Das zumindest gelingt Alessandro Michele mit seinem bourgeoisen Chic auf Anhieb.

Stella Jean hingegen thematisierte die Flucht. Sie erinnerte daran, dass Italiener immer wieder ihr Glück in der Fremde suchten und heute überall in der Welt zu Hause sind. Nordamerika, Südamerika, Asien, Europa - Einflüsse aus verschiedenen Kulturen vermengen sich in ihrer neuen Kollektion zu einem vibrierenden Mix aus kräftigen Farben, satten Mustern, folkloristischen Dekorationen und einem spielerischen Umgang mit Formen.

Die Assoziationen zur derzeitigen Situation in Europa sind beabsichtigt. "Menschen, die heute nach Europa strömen, haben oft die gleichen Beweggründe wie einst die auswandernden Italiener. Unsere eigene Geschichte verbietet uns jeder Form von Intoleranz und Diskriminierung", sagte Stella Jean der Deutschen Presse-Agentur. Beides hat sie als dunkelhäutige Tochter eines Italieners und einer Haitianerin in ihrer Kindheit selbst erfahren müssen.

Auch Genny-Designerin Sara Cavazza Facchini hatte mehr mitzuteilen als nur eine Kollektion. Vor Beginn ihrer Show sprach sie sich über eine Videobotschaft unter anderem für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie aus. Ihre Kollektion selbst setzt auf Eleganz und Glamour mit viel Weiß, Silber und Gold.

Seinen Ausklang sollte der Mittwoch in einer fulminanten Party finden. Philipp Plein, der Deutsche mit Firmensitz in der Schweiz, liefert stets die spektakulärste Show in Mailand. Als Stargast war am späten Abend die US-amerikanische Sängerin und Schauspielerin Courtney Love angekündigt.

Und auch die folgenden Tage versprechen große Mode und aufwendige Inszenierungen. Mit unter anderem Prada, Versace und Giorgio Armani präsentiert sich die Elite der italienischen Designerszene auf den Laufstegen der Mailänder Modewoche.

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