Gummistiefel auf dem Laufsteg: Londons Mode hofft auf "Britishness"

London · Seit Jahren gilt die Londoner Modewoche als Außenseiterin unter den großen Schauen, wird aber immerhin für ihre Kreativität bewundert. Jetzt setzt sie weiter auf "Britishness", denn das zahlt sich aus.

 So wie hier auf dem Feld, werden bei der Modewoche in London zahlreiche Models in Gummistiefeln über den Catwalk schreiten. Foto: Ralf Hirschberger

So wie hier auf dem Feld, werden bei der Modewoche in London zahlreiche Models in Gummistiefeln über den Catwalk schreiten. Foto: Ralf Hirschberger

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Gefährlich in die Höhe gewachsene Absätze und Plateausohlen sind die Herausforderung für jedes Model, Hinfallen und Umkippen gefürchtet und programmiert. Bei der Londoner Modewoche gibt es nun für einige Füße zumindest kurzzeitig Erholung: Sie werden in bequemen Gummistiefeln über den Laufsteg schreiten. Die klassisch britische, traditionsreiche Gummistiefel-Marke Hunter wagt den Sprung in die Glamour-Welt und veranstaltet bei der London Fashion Week zum ersten Mal eine eigene Schau.

Von Freitag (14. Februar) bis Dienstag (18. Februar) ist der Modezirkus in der britischen Hauptstadt zu Besuch, um die Trends für Herbst und Winter 2014/2015 zu begutachten. 77 Schauen stehen auf dem Programm, hinzu kommen Präsentationen und Ausstellungen. In den ersten Reihen dürften sich wieder Promis wie Kate Moss, Alexa Chung oder vielleicht sogar die Jungs von One Direction tummeln. Auf dem Laufsteg in ihrer Heimat dürfte sich Star-Model Cara Delevingne sehen lassen.

Ob britische Promis auch die Premiere von Hunter unterstützen, bleibt abzuwarten - immerhin hatte ein Foto von Kate Moss in Hotpants und Gummistiefeln beim Musikfestival Glastonbury die schottische Marke 2005 auf die Mode-Landkarte verfrachtet. Sarah Jessica Parker und die Olsen Zwillinge halfen beim weiteren Aufstieg, heute sind Hunter Stiefel in London und New York stadttauglich, und beim Spaziergang im Park ein Lifestyle-Symbol. Dass die Lieblings-Stiefel der Queen und treuen Begleiter des englischen Landadels es zwischen Designerroben schaffen, ist eigentlich kaum verwunderlich.

Denn während Londons Mode und seine Fashion Week seit jeher zwar berühmt für Kreativität, Ausgefallenes und neue Talente sind, nicht aber für die ganz großen Namen und atemberaubenden Umsätze, ist "Britishness" der vielversprechendste Exportfaktor. Überall auf der Welt, vor allem aber in den kaufträchtigen asiatischen Märkten, ist der typisch britische Stil weiterhin schwer gefragt.

Paradebeispiel ist dabei die urbritische Marke Burberry. Wie in jedem Jahr wird die Schau von Burberry Prorsum am Montag auch diesmal zu den Höhepunkten der Modewoche gehören. Trotz der Ankündigung, dass die viel gelobte Chefin Anna Ahrendts zu Apple wechselt, vermeldete Burberry im November Rekordzahlen: Im ersten Halbjahr hatte der Umsatz erstmals die eine-Milliarde-Pfund-Marke durchbrochen. Der Briten-Faktor verhilft auch Marken wie Barbour und Mulberry zum Erfolg. Während berühmte Britinnen wie Victoria Beckham sie lieber in New York zeigen, sind Vivienne Westwood mit ihrem Red Label und Paul Smith London treu.

Hunter zeigt neben Gummistiefeln auch eine Modekollektion, mit Stricksachen und Jacken für draußen. Dabei werde man "der 160 Jahre langen Tradition" treubleiben, und sie auf den Kunden von heute zuschneidern, heißt es in der Ankündigung. Kreativdirektor Alasdhair Willis, Ehemann von Designerin und Beatles-Tochter Stella McCartney, ist vom erfolgreichen Modernisierungsweg anderer britischer Marken angespornt. "Es gibt die einzigartige Möglichkeit, Hunter von einer britischen Traditionsmarke in eine weltweite Lifestyle-Marke zu verwandeln", sagte er der Zeitung "The Guardian".

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