Experte: Misteln sind für Bäume kein Problem

Potsdam/Eberswalde · Als Kussgaranten sind Misteln sehr beliebt. Zuweilen werden sie mit Argwohn betrachtet. Denn manch einer glaubt, Misteln schaden Bäumen. Ein Experte kann das widerlegen.

 Misteln führen nicht zum Baumsterben. Foto: Jens Büttner

Misteln führen nicht zum Baumsterben. Foto: Jens Büttner

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Wenn Laubbäume keine Blätter tragen, sind die Misteln in ihren Kronen besonders gut zu sehen: Grund für Besorgnis, dass es durch die schmarotzenden Pflanzen zum Baumsterben kommt, besteht nach Expertenmeinung aber nicht. "Dem Baum schadet das generell nicht", sagt Jan Engel, Forstoberinspektor des Brandenburger Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde. "Die Mistel kann ohne Baum nicht überleben, deshalb wird sie diesen auch nicht zum Absterben bringen." Selbst, wenn viele der Pflanzen die Baumsäfte abzapfen, habe das keine schwerwiegenden Konsequenzen.

Der Mistelbefall sei auch nicht stärker als in den Vorjahren, betonte Engel. Die Qualität des Holzes, das forstwirtschaftlich genutzt wird, leide ebenfalls nicht. "Es wird nur das Kronenholz befallen. Die Stämme sind nicht betroffen und können daher problemlos weiterverarbeitet werden", sagt der Forstexperte.

Mit ihren immergrünen Blättern betreiben Misteln Photosynthese, erzeugen selbst ihre Nährstoffe. Den Wirtsbaum nutzen die Halbschmarotzer dennoch für ihre Zwecke: Mit den Wurzeln bohren sie sich in die Leitungsbahnen der Bäume und nehmen das Wasser und die darin gelösten Nährsalze auf.

"Zum Problem wird Mistelbefall erst, wenn die betroffenen Bäume bereits geschwächt sind", sagt Engel. Trockenstress sei dafür ein Beispiel. Denn wenn es nicht genug Wasser im Boden gibt, belastet der Wasserentzug durch die Misteln die Bäume zusätzlich. Volker Kummer vom Nabu-Kreisverband Potsdam zählt weiter auf: "Sind Wirtsbäume schon vorgeschädigt, durch Streusalz oder Buddelarbeiten zum Beispiel, können sie damit schlechter umgehen." Die Regel sei aber, dass Baum und Mistel jahrelang problemlos koexistierten. Von einer Bekämpfung der Halbschmarotzer hält er daher nichts: "Man soll die Natur Natur sein lassen."

Misteln verbreiten sich über Vögel, vor allem über die Misteldrossel. Insgesamt gibt es in Deutschland drei Mistelarten, besonders häufig ist die der Laubhölzer. Zwei weitere Arten leben auf Tannen und Kiefern. Letztere ist in Brandenburg vereinzelt zu finden.

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