Herzinfarkte enden seltener tödlich

Mannheim · Ein Herzinfarkt muss nicht immer das Ende sein: Die Überlebenschancen haben sich sogar verbessert. Dafür rückt eine Erkrankung in den Blickpunkt, die oft Folge eines Infarktes ist: die Herzinsuffizienz.

Ein Herzinfarkt endet in Deutschland in immer weniger Fällen tödlich. Die Sterbeziffer sei zwischen den Jahren 2000 und 2010 um 15,8 Prozent bei den Männern und sogar um 18,4 Prozent bei den Frauen zurückgegangen, teilte die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim mit. Die Zahl der Infarkte sei zuletzt in etwa stabil gewesen.

Die Sterbeziffer beschreibt die Herzinfarkttoten pro 100 000 Einwohner, und hier gibt es nach wie vor deutliche regionale Unterschiede: Während in Schleswig-Holstein und Hessen nur 57 von 100 000 Einwohnern an einem Herzinfarkt sterben, sind es vor allem in Ostdeutschland deutlich mehr, in Sachsen-Anhalt sind es mit 111 am meisten.

Die Zahlen im Osten Deutschlands näherten sich aber denen im Westen an, erläuterte DGK-Präsident Georg Ertl. Das liege an der besser gewordenen Versorgung im Osten, aber auch an veränderten Lebensgewohnheiten. So hätten die Menschen in der DDR mehr geraucht als die im Westen, erläuterte Ertl. Nach Angaben der Mediziner endet derzeit etwa jeder dritte Herzinfarkt in Deutschland tödlich. Im Jahr 2011 waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes knapp 55 300 Todesfälle.

Dass die Zahl der tödlichen Herzinfarkte sinkt, liegt nach Einschätzung Ertls an der hohen Versorgungsqualität in Deutschland und den immer besseren medizinischen Möglichkeiten. Er habe aber auch die Hoffnung, dass die Menschen inzwischen einfach gesünder lebten, sagte der Mediziner.

Weil mehr Menschen ihren Herzinfarkt überleben, rückt das Thema Herzinsuffizienz in den Mittelpunkt. Diese Herzschwäche ist oft Folge eines Herzinfarkts oder einer anderen Erkrankung, und hier steigen die Patientenzahlen seit Jahren stetig. Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung haben eine solche Erkrankung, bei den älteren Menschen seien die Werte deutlich höher, erläuterte der Heidelberger Kardiologe Hugo Katus. Der Anstieg sei auch mit der immer älter werdenden Gesellschaft zu erklären. Bei dieser Erkrankung ist das Herz nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen.

Leidet ein Familienmitglied an Herzinsuffizienz, sollten sich alle Verwandten ersten Grades vorsorglich untersuchen lassen. Die Veranlagung zu der Krankheit ist in vielen Fällen erblich bedingtsdo die DGK weiter. Durch eine Ultraschalluntersuchung lasse sich die Herzschwäche bereits feststellen, wenn sie noch keine Beschwerden verursacht. Wird die Erkrankung früh erkannt und therapiert, lasse sich das Sterberisiko deutlich senken.

Die HerzinsuffizienzEs gibt zwei der Herzinsuffizienz: Bei einer ist die Pumpkraft des Herzmuskels vermindert, bei der anderen füllt sich das Herz nicht mehr ausreichend leicht mit Blut. Symptome sind Atemnot bei Belastung, Wassereinlagerungen, eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit und zum Teil auch Herzrhythmusstörungen. Zur Behandlung gibt es verschiedene Medikamente, mit deren Hilfe sich die Sterblichkeit reduzieren lässt.

Eine Herzinsuffizienz kann Folge eines Herzinfarktes oder anderer Erkrankungen sein, es spielen aber auch genetische Faktoren eine Rolle. Die Herzschwäche kann sich in der Folge wiederum auch auf andere Organe des Körpers auswirken. Mehr als die Hälfte der Patienten, bei denen eine schwere Herzinsuffizienz diagnostiziert wird, sterben innerhalb eines Jahres.

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